Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke

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er da rot geworden! Erst in diesem Moment erinnerte ich mich daran, dass die Brüder – und Schwestern – der Menoden zur Keuschheit verpflichtet waren und das Ausleben ihrer Lust auf die Ehe beschränken mussten. Es war eine ihrer dümmeren Regeln.
    Lözgalt Freiholtz war, was das betraf, ganz sicher in Ungnade gefallen.

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    Ich bezahlte Tann dafür, dass er mir verriet, wo die vier Handlanger des Dunkelmeisters lebten. Glücklicherweise hatte der Junge von Kill und den anderen gehört und wusste, wo sie wohnten. Er führte mich zu einem baufälligen Gebäude, das ein Stück den Hauptkai entlang direkt am Wasser stand.
    Um diese Zeit waren nicht viele Leute auf der Straße, auch wenn genügend Lärm aus Bars, Spielräumen und ähnlichen Einrichtungen drang, um klarzumachen, dass Gorthen-Hafen ganz sicher noch nicht schlief. Einmal mussten wir uns an eine Wand drücken, um nicht von zwei großkotzigen Betrunkenen auf Seeponys totgetrampelt zu werden. Die riesigen Tiere glitten in hoher Geschwindigkeit an uns vorbei; an den Segmentstellen klirrte es, und aus den Luftlöchern kam ein angestrengtes Pfeifen. Wenn sie so plötzlich und unkontrolliert aus der Dunkelheit auftauchten, wirkten sie so furchterregend wie Seedrachen.
    Nachdem Tann mir das Haus gezeigt hatte, schickte ich ihn wieder zurück zur Trunkenen Scholle, und er verschwand hastig. Kill war als Mörder bekannt.
    Das Gebäude war so ziemlich genau das, was man in Gorthen-Hafen unter einem Haus verstand: eine unordentliche Ansammlung von Räumen, die eines über dem anderen angebracht waren, so wie das Kartenhaus eines Kindes. Es lehnte an der einen Seite windschief an seinem Nachbarn und ragte auf der anderen auf Stelzen aus dem Wasser. Gebäude wurden nicht in einem einzigen Durchgang errichtet; sie wuchsen immer dann, wenn der Besitzer mal wieder an Baumaterialien kam. Auf Gorthen-Nehrung gab es keine Bäume, wie schon gesagt. Aber die Insel befand sich direkt im Weg der Großen Sommerströmung, die fünf Monate im Jahr von den Mittelinseln und den Nordinseln herkam und jede Menge Treibholz von gastfreundlicheren Orten mitbrachte. Und jedes Stückchen Holz, das am Ufer von Gorthen-Nehrung strandete, wurde sorgfältig gesammelt und eingesetzt. Planken von einem gekenterten Schiff, ein Teil von einem Anlegesteg in Calment, ein ganzer Baum, der einen cirkasischen Fluss entlanggespült worden war, eine zerbrochene Ruderpinne von einem Kanalkahn von Venn – wen kümmerte es. Wenn es aus Holz war, war es auf Gorthen-Nehrung von höchstem Wert.
    In einem unterschied sich Kills Gebäude von den anderen, die ebenso willkürlich errichtet worden waren: Der Gestank von Dunkelmagie klebte daran wie der Geruch eines seit langem verendeten Wals.
    Ich konzentrierte mich auf mein Weißbewusstsein und suchte nach den jüngsten Spuren der Macht; ich fand sie in Form eines gedämpften, roten Glühens bei einem der oberen Korridorfenster. Natürlich hatte ich keine Ahnung, ob sich Flamme dort befand, aber ich wusste nicht, wo ich sonst mit meiner Suche hätte beginnen sollen.
    In dem Gebäude selbst schien sich niemand aufzuhalten, aber es kam gelegentlich jemand aus einer nahen Bar geschwankt, erbrach sich oder rülpste oder ging kichernd die Straße entlang. Ich wartete, bis Ruhe einkehrte, dann kletterte ich die Mauer zum Dach der Veranda hoch, die den ersten Stock umgab. Die unebenen Holzplanken machten das Klettern zu einer einfachen Übung für jemanden, der so trittsicher war wie ich.
    Die Ziegel des schrägen Dachs bestanden aus Tintenfischknochen, die eindeutig nicht dafür gedacht waren, das Gewicht eines Menschen zu tragen; sie krachten und zerkrümelten unter mir, aber die Balken hielten stand. Ich scheuchte einen Haufen kleinerer Vögel auf, die im Schutz einer Abflussrinne schliefen, und sie brachen in wildes Geschrei aus, das sogar noch den Lärm übertönte, mit dem ich die Ziegel zerbrochen hatte. Furcht stieg in mir auf. Ich zischte sie verärgert an. » Still! Wollt ihr, dass diese Mistkerle etwas hören?« Es war natürlich dumm, zusätzlich zu dem Krach auch noch meine Stimme zu erheben, aber es funktionierte. Die Vögel beruhigten sich auf wundersame Weise. Sie sammelten sich wieder, und ihre scharfen Augen glitzerten im Mondlicht. Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Ihr Schweigen als Antwort auf meine Bitte war unheimlich.
    Genauso seltsam war die Tatsache, dass einer von ihnen sich von den anderen löste und zum geöffneten Fenster