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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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unwahrscheinlich, dass der Dunkelmeister meine Erwähnung von Dasricks Namen allzu ernst nehmen würde, wenn er ihn von Domino hörte. Ich hatte ihn damals nur gesagt, weil der Syr-Silb der einzige Mensch war, der mir einfiel, der vielleicht genügend Macht besaß, um sich vor einem mächtigen Dunkelmeister – vor Morthred, wenn es Morthred war – zu schützen.
    Dasrick sah mich unsicher an. » Woher weißt du das?«
    Ich grinste. » Ich habe es ihm selbst gesagt. Mehr oder weniger.«
    Es war ein guter Satz zum Abschluss, und ich drehte mich um und wollte schon die Kabine verlassen – aber er musste das letzte Wort haben.
    » Glut«, rief er mir nach. » Was wir da unten schützen – es wird auch körperlich gut bewacht.«
    Ich blieb stehen und warf einen Blick zu ihm zurück. Er hatte meinen nächsten Schritt gewusst, als wäre ich ein offenes Buch, und ihn unschädlich gemacht, noch bevor ich ihn planen konnte. » Verflucht, Dasrick«, sagte ich ruhig. » Zum Großen Graben mit Euch.«
    Die anderen warteten am Kai auf mich.
    Ich sah Flamme an und nahm ihre Hand. » Ich habe noch mehrere Karten, die ich ausspielen kann.«
    Furcht flackerte in ihren Augen auf. » Geh nicht zum Dunkelmeister …«
    » Ich bezweifle, dass ich ihn rechtzeitig finden würde. Ich dachte an etwas anderes. Kannst du mir noch ein bisschen vertrauen?«
    Sie richtete ihren Blick mit großer Mühe auf mich. » Ich vertraue dir.« Sie bezog sich nicht auf die Hoffnung, die ich ihr bot; an die glaubte sie nicht. Sie vertraute mir, dass ich sie tötete.
    Ich drehte mich zu Lözgalt um. » Ihr schuldet mir einhundertfünfzig Setus.«
    Er wurde wütend. » Wie könnt Ihr in einem solchen Moment an Geld denken?«
    » Sehr leicht. Bezahlt mich.«
    » Ich sagte, zweihundert, wenn sie lebend und wohlbehalten zurückkehrt. Seht sie Euch an! Sie ist nicht wohlbehalten!«
    » Bezahlt die Dame, Noviss«, sagte Thor sanft und gefährlich zugleich.
    » Aber …«
    » Bezahlt sie.«
    Noviss vergrub die Hand in seiner Börse und holte widerwillig das Geld heraus. » Und jetzt bringt Flamme zur Schenke zurück«, sagte ich.
    » Zur Schenke?«, protestierte er. » Dort ist sie nicht sicher!«
    » Nein, das ist sie nicht«, räumte Thor ein. » Niemand von uns ist das.« Er sah Lözgalt voller Mitgefühl an. » Aber ich fürchte, es ist auch sonst nirgendwo sicher. Und der Dunkelmeister wird Flamme in der nächsten Zeit wohl nicht belästigen, da er davon ausgeht, dass er sie bereits in seiner Gewalt hat und nur noch abwarten muss, bis sie von allein zu ihm kommt. Also eignet sich die Schenke genauso gut wie jeder andere Ort. Kommt, Noviss, helft mir, Flamme auf das Seepony zu setzen. Dieses Wesen wird unruhig; es muss schon bald zurück ins Wasser.«
    Als die beiden weggeritten waren, fragte Thor mich leise: » Denkst du an das, was die Wahrer versteckt haben? Willst du es herausfinden und das Wissen irgendwie gegen sie verwenden, um zu verhandeln?«
    Ich schüttelte den Kopf. » Nein. Damit hat Dasrick gerechnet. Er kennt mich zu gut – es ist durch mehr als nur Silbmagie geschützt, und ich bin noch nicht so weit, dass ich Wahrer-Silbbegabte töten könnte, nur um herauszufinden, was sie verbergen. Es gibt einen anderen Weg, wie sie da rauskommen kann … Das hoffe ich zumindest. Geh zurück zur Schenke, Thor. Ich komme allein zurecht.«
    Er akzeptierte es, dass ich ihn nicht mitnehmen wollte, zumal er wusste, dass Flamme und Lözgalt sein Weißbewusstsein benötigen würden, auch wenn ihm die Rolle nicht gefiel, die ich ihm zugewiesen hatte. Ich vermutete, dass er meiner Bitte mehr aufgrund seiner Verpflichtung gegenüber Lözgalt nachkam als aus der Bereitschaft heraus, mir zu gehorchen. Wären die Umstände anders gewesen, hätte er mich begleitet, ganz egal, was ich gesagt hätte. Stattdessen setzte er seinen Hut auf, zog die Krempe tief ins Gesicht und verschwand den Kai entlang.
    Als er gegangen war, machte ich mich zu Niamors Haus auf. Ich musste mir meinen Weg zwischen schlafenden Landstreichern hindurch bahnen, die die Tür verstopften, und spürte einen scharfen Stich: eine Mischung aus Mitleid, Scham und Verärgerung – und auch Erleichterung darüber, dass nicht ich da lag. Der Gestank der ungewaschenen Armut war mir vertraut und ließ Kindheitserinnerungen aufsteigen; ich musste sie wegschieben, durfte jetzt nicht an sie denken, mich jetzt nicht an sie erinnern.
    Ich hatte Glück, dass Niamor zu Hause war; gewöhnlich ging er um diese

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