Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
auch etwas zusammenhanglos. Aber wie ich ihm bereits erklärte, erfordert eine solche Behandlung mehr Macht, als einer der Wahrer hier besitzen würde.«
» Aber hier ist nicht nur ein einziger Wahrer«, schnappte ich. » Sprecht mit den anderen.«
Er wölbte eine Braue in der für ihn typischen furchteinflößenden Weise, aber nach einer angemessenen Gedankenpause ging er weg und tat, worum ich ihn gebeten hatte. Eine ganze Stunde kehrte er nicht zurück, und ich verbrachte den größten Teil der Zeit damit, mich zu fragen, wieso ich mir Dasrick zum Feind machte. War ich seewasserbescheuert? Was hatte mich dazu gebracht, mich ausgerechnet dem Menschen gegenüber schroff zu verhalten, von dem so viel für mich abhing?
Als er zurückkehrte, war er etwas höflicher, aber er war immer noch allein.
» Wir haben ausführlich über alles gesprochen«, sagte er. Er sah Flamme an, nicht mich. » Wir möchten, dass Ihr wisst, dass Eure Heilung uns teuer zu stehen kommt. Wir brauchen unsere Macht, um mit der Dunkelmagie fertigzuwerden. Euch zu behandeln würde uns erschöpfen, zumindest zeitweise. Dennoch sind wir bereit, es zu tun. Das heißt, sofern Ihr etwas dafür bezahlt.«
» Ich werde bezahlen«, sagte Lözgalt sofort, und fügte dann eiligst hinzu: » Sofern die Höhe vernünftig ist.«
» Ihr könnt diesen Preis nicht zahlen«, erklärte Dasrick ihm. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Flamme zu. » Wir möchten wissen, wo das Burgfräulein ist. Das ist unser Preis.«
Ich hielt den Atem an. Ich war sicher, dass sie es sagen würde, und mir war klar, dass damit jeder Vorteil, den ich aus der sich entwickelnden Situation hätte ziehen können, verschwand.
Flamme war lange Zeit still, so lange, bis Lözgalt sich nicht mehr zurückhalten konnte. » Wenn du es weißt, sag es ihm, Flamme. Er wird ihr nichts tun.«
Flamme beachtete ihn nicht, sondern wandte sich an Dasrick. » Ihr möchtet, dass ich sie für alle Zeit verkaufe.«
» Wir möchten nur, was das Beste für sie ist. Sie selbst oder ihre Kinder werden eine Position bekleiden, in der sie eines Tages sowohl Cirkase als auch Breth erben – die meisten Menschen würden das kaum als Bürde bezeichnen.«
» Beide Inselreiche stehen bereits unter Eurem Einfluss; sie würde für immer und ewig Eure Schachfigur sein.« Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Ihre Stimme war schwach, aber ihr Wille blieb fest.
» Selbst wenn wir sie nie finden, könnten wir diese Inseln dennoch beeinflussen.«
» Nein«, sagte Flamme ruhig. » Ihr braucht sie. Der Basteiherr will nur sie; wenn er sie nicht bekommt, will er auch sonst niemanden. Womöglich gibt er Euch die Schuld dafür, dass er das Burgfräulein nicht erhält. Er begehrt sie, seit er letztes Jahr in Cirkasenburg einen Blick auf sie geworfen hat, als sie unverschleiert war. Sie ist die Einzige, bei der er sich vorstellen kann, dass er jemals ein Kind mit ihr zeugt; seine Interessen gehen normalerweise in eine andere Richtung. Abgesehen davon wird die Herrschaft an einen sehr viel jüngeren Vetter übergehen, wenn er keinen eigenen Erben vorweisen kann – und dieser Vetter mag die Wahrer nicht. Ohne das Burgfräulein werdet Ihr ganz sicher irgendwann Euren Einfluss auf Breth verlieren. Mit ihr dagegen könnt Ihr Euch der Dankbarkeit des Basteiherrn und seiner Bereitschaft zur Zusammenarbeit sicher sein, so lange er lebt.«
Genügte das, um das Interesse der Wahrer an dem Burgfräulein zu erklären? Ich bezweifelte es. Abgesehen davon spürte ich eine Anspannung unter Dasricks fader Höflichkeit, die mir verriet, dass es um mehr ging.
Dasrick sprach weiter, richtete sich immer noch an Flamme. » Das alles spielt wohl kaum eine Rolle für Euch. Wie auch immer; Ihr seid eine Silbbegabte. Ihr kennt uns – Ihr seid von unserer Art. Wir benutzen unsere Fähigkeiten nicht zum Bösen wie die Dunkelmagier. Man muss unseren Einfluss nicht fürchten.« Er brachte es fertig, sowohl gekränkt als auch verwundert zu klingen.
Flamme jedoch war unerbittlich. » Das Burgfräulein Lyssal spielt sehr wohl eine Rolle für mich. Sie will den Basteiherrn nicht heiraten. Sie hat auch einen Blick auf ihn geworfen, versteht Ihr, und er war ebenfalls nicht verhüllt.«
Gott, dachte ich, sie kann immer noch Witze machen.
Dasrick wirkte verblüfft. » Ihr würdet lieber von der Dunkelmagie bezwungen werden, als dass Ihr mir sagt, wo sie zu finden ist?«
Sie sah ihm mit einer unbefangenen Würde geradewegs in die Augen. »
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