Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
Nein. So weit werde ich es nicht kommen lassen.« Ich versuchte einzugreifen, die Worte aufzuhalten, von denen ich wusste, dass sie sie ausstoßen würde, Worte, die sie verdammen würden, aber sie hielt Dasricks Blick weiter fest und sah den warnenden Blick nicht, den ich ihr zuwarf. » Aber eher sterben, das würde ich«, sagte sie.
Dasrick richtete sich auf, so königlich und bedrohlich, wie nur er es vermochte. » Nun, dann sterbt.«
Ich schnappte bei seiner Herzlosigkeit heftig nach Luft, obwohl ich es vorausgesehen hatte. Wenn er Anlass gehabt hätte zu glauben, dass er es mit einem weiteren Dunkelmeister zu tun bekommen würde, hätte er vielleicht noch einmal darüber nachgedacht, sie zu heilen, ehe sie von der Dunkelmagie bezwungen wurde. Wenn sie allerdings bereit war, sich selbst zu töten, verlor er durch seine Weigerung gar nichts. Sie hatte die Falle nicht gesehen; sie verfügte nicht über meine Listen und mein Verständnis darüber, zu was andere Leute fähig waren.
Dasrick beließ es allerdings nicht dabei. Er sagte: » Glaubt nur nicht, dass Euch der Tod des Dunkelmeisters retten könnte. Das tut er nicht – oder zumindest nicht, wenn er nicht schon sehr bald stirbt. Seid Ihr aber erst einmal ein Dunkelmagier, bleibt Ihr das auch für alle Zeit. Aus eigenem Willen.«
Ich fragte mich, ob er log, aber dann kam ich zu dem Schluss, dass er es nicht tat. Es ergab einen Sinn; einmal unterworfene Silbbegabte würden tatsächlich nicht wieder in das zurückverwandelt werden wollen, was sie vorher gewesen waren, weil sie ja inzwischen Dunkelmagier waren und Dunkelmagier die Silbbegabten hassten. Wenn also der Dunkelmeister starb, würden sie dennoch ihre ganze Dunkelmagie einsetzen, um dafür zu sorgen, dass alles so blieb, wie es war. Es war eine sich selbst erzeugende und bestätigende Perversion, wenn sie erst einmal in Gang gebracht worden war. Dieser Fluch der Bezwingung war teuflisch.
Immerhin schwieg Lözgalt ausnahmsweise einmal. Dafür sprach Thor jetzt. » Hier erreichen wir nichts mehr«, sagte er leise zu mir. » Weder Flamme noch der Syr-Silb werden ihre Meinung ändern.« Er nickte Lözgalt zu. » Bringt Flamme nach draußen.«
Benommen gehorchte Lözgalt, und Thor folgte ihm. Kurz bevor er ging, warf er mir jedoch noch einen Blick zu. » Manchmal ist der Preis einfach zu hoch«, sagte er. Ich konnte nicht erkennen, ob er das gesagt hatte, um mir etwas zu erklären oder um mich zu warnen.
Ich blieb zurück. Ich fühlte mich wie gehäutet. Mein Herz hatte sich zu einem harten Knoten aus schmerzhafter Galle mitten in meiner Brust zusammengezogen. Ich wusste, wie Flamme gerettet werden konnte – aber um diesen Preis wollte sie nicht gerettet werden. Hatte ich nicht genug gelitten an diesem Tag? Ich zürnte mir. Musste es immer und immer so weitergehen?
» Wie könnt Ihr so etwas nur tun?«, fragte ich Dasrick. Mein Schmerz machte es unmöglich, mehr als nur ein Flüstern herauszubringen. Das Gefühl, verraten worden zu sein, war beinahe unerträglich. » Das ist unmenschlich.«
Er zuckte mit den Schultern. » Es ist dein Fehler. Du hättest das Burgfräulein inzwischen längst finden können.«
» Und wenn es so wäre, hättet Ihr Flamme dann geheilt, ohne einen Preis von ihr zu verlangen?«
Er zuckte wieder mit den Schultern. » Vielleicht. Aber was ich gesagt habe, stimmt. Wir wollen unsere Kräfte im Moment nicht erschöpfen.«
Bitterkeit zerrte in mir und verschlimmerte den Galleknoten noch. Ich wusste, dass ich nach diesem Tag niemals mehr die Gleiche sein würde; auf ewig würde eine Schuld auf mir lasten. Ich traf meine Entscheidung und schob die Alternative beiseite, um mit dem, was ich tat, weiterleben zu können. Ich sagte ihm nicht, was ich wusste, und Flamme zahlte dafür einen schrecklichen Preis.
Ich wechselte das Thema. » Wisst Ihr von dem Dorf der Dunkelmagier westlich von hier?«
» Natürlich.«
» Ah, ja. Natürlich. Und Ihr – sagt es nicht – werdet Euch darum kümmern.«
» Das stimmt.«
» Es gibt genug Macht dort, um Euch alle in Wesen wie Flamme zu verwandeln, bis die Verunreinigung Eure Seelen und Körper zerstört und Ihr Euch entweder gegenseitig tötet oder ergebt.«
» Wir werden siegen.«
» Ich hoffe, Ihr habt Recht, Syr-Silb. Ich hoffe es wirklich. Aber lasst mich Euch warnen: Bei dem Dunkelmeister, der für all das hier verantwortlich ist, steht Ihr ganz oben auf der Liste derer, um die sie sich kümmern müssen.«
Natürlich war es
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