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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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wissen. Nicht einmal ein Mischling kann so dumm sein.« Damit drehte sie ihr Gesicht zur Wand.
    Ein Dunstiger, der auf dem Bettpfosten hockte – wahrscheinlich Ruarth –, starrte sie finster an und klackerte mit dem Schnabel.
    » Es ist die Dunkelmagie, die aus ihr spricht«, erklärte ich ihm. Ich sah Thor an und deutete mit einer kurzen, knappen Bewegung meines Kopfes zur Tür. Er verstand meinen Wink und verließ das Zimmer mit Lözgalt im Schlepptau. » Flamme«, sagte ich, » das Gift ist noch zum größten Teil in deinem Arm. Wenn wir ihn loswerden würden, hättest du die Chance, mit Hilfe deiner Silbmagie das zu zerstören, was noch in deinem System ist.«
    Sie drehte sich heftig wieder zu mir um und riss die Augen weit auf. » Du sadistisches Miststück! Du willst meinen Arm amputieren?«
    » Wieso nicht? Flamme, mit deiner Silbmagie hast du eine Chance. Die meisten Menschen sterben nach einer Amputation nur deshalb, weil sich die Wunde entzündet, was du mit deiner Silbmagie verhindern kannst. Und um ganz sicherzugehen, habe ich einen Medizinmann von Mekaté mitgebracht.«
    Sie war still.
    » Möchtest du lieber tot sein?«
    Ein aufgeregtes Geklapper erklang vom Bettpfosten her. Ruarth hüpfte von einem Fuß auf den anderen und schlug mit den Flügeln.
    Sie lauschte, und die Dunkelmagie entließ sie vorübergehend aus ihrem Griff. Tränen liefen ihr über das Gesicht. » Er sagt, dass ich es tun muss.«
    » Der Mann von Mekaté wird dir eine Droge geben, damit du nichts spürst, während der Arzt arbeitet. Zumindest eine Weile nicht.«
    Sie nickte; sie vertraute mir noch immer. » Also schön. Was ist auch schon ein Arm mehr oder weniger?« Sie lächelte grimmig. » Ruarth sagt, er würde gar keinen brauchen.«
    Ich blinzelte rasch.
    Jeder Tag auf Gorthen-Nehrung, so schien mir, brachte mich den Tränen näher, von denen ich einmal gedacht hatte, dass ich sie nicht mehr in mir hatte.

12
    Bleud erfüllte seine Aufgabe als Arzt mit einer hochmütigen Würde, die nur dann Risse bekam, wenn er den Mund aufmachte: Sein Akzent verriet den reinen Handwerker. Er breitete seine Arbeitsutensilien auf einem Tisch aus, den wir von unten hochgeholt hatten, und legte jedes einzelne Teil auf ein eigenes weißes Tuch. Ich stellte mich so hin, dass Flamme nichts von dem sehen konnte, was sich darauf befand: vier Messer in verschiedenen Größen; ein Wetzstein; Fäden in verschiedenen Stärken; vier gebogene, unterschiedlich lange Nadeln; eine Flasche Whiskey; zwei Sägen mit unterschiedlich gezackten Schneiden; eine Reihe von Klammern; ein Stapel Musselintücher. Alles davon war beruhigend sauber und scharf … Ruarth allerdings war deutlich aufgeregt, bis ich ihm einen finsteren Blick zuwarf. Lözgalt, der mit Thor wieder zurückgekehrt war, war nicht viel ruhiger. Garwins buschige Augenbrauen schossen hoch und stießen fast an den Haaransatz, als er die vielen verschiedenen Schlachtmesser sah. In dem Blick, den er mir zuwarf, lag sowohl Erheiterung als auch Spott. » Wollen wir essen, Mädchen, oder amputieren? Braucht Ihr vielleicht eher Kräuter statt Drogen?«
    » Tut einfach Eure Arbeit«, schnappte ich. Er grinste, dann öffnete er den Packen, den er mitgebracht hatte, und holte Töpfchen und Flaschen heraus.
    Wir machten Flamme mit Garwins schmerzstillenden Kräutern und Schlafmitteln benommen, während Bleud sich die Hände rieb. » Nun, Mädchen«, sagte er fröhlich. » Der letzte Arm, den ich amputiert hab, war der meiner Frau. Und ich versichere Euch, sie hat nich das Geringste gespürt. Und ihn auch nich sehr vermisst … Also, seh’n wir uns das Problem mal an.«
    Wir legten Flamme auf den Tisch, und er untersuchte den Arm auf geschmacklose Weise, während sie in den Schlaf hinüberglitt. Dann sah er mich an. » Dreißig Setus, und kein Kupferstück weniger.« Seine Stimme war so hart wie die Muskeln seines Armes. Er wusste, auf was er da starrte, und er wusste auch, was für Ärger er bekommen würde, wenn der Dunkelmeister erfuhr, dass er ihm in die Quere kam.
    Ich tat so, als wollte ich mich mit ihm streiten, aber mein Herz war nicht bei der Sache.
    Mein Herz war auch nicht bei dem, was danach folgte.
    Die Drogen dämpften Flammes Schmerzen, aber sie machten sie nicht vollkommen bewusstlos. Wir mussten sie festbinden, was dazu führte, dass sie bei jedem Schnitt in ihr Fleisch aufzuckte und so laut stöhnte, dass ich zusammenfuhr, als würde ich operiert werden und nicht sie. Es war schrecklich.
    »

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