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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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abgeschweift.
    Stets
    Dein gehorsamer Neffe,
    Shor iso Fabold
    kkk

13
    k
    Erzählerin: Glut
    Ich hatte das Heiligtum der Ratsversammlung der Wahrer mehrere Male von innen gesehen, als Dasrick mich beauftragt hatte, in der einen oder anderen Angelegenheit dem Rat persönlich zu berichten. Ich habe diese Besuche nicht sehr genossen; sie verlangten von mir, dass ich mich wie ein Hofnarr kleidete, und Glut Halbblut in einem Kleid ist wirklich ein Anblick, den man nicht so schnell vergisst. Abgesehen davon musste ich mich benehmen, das heißt, ich musste lammfromm und höflich sein. Nicht gerade eine Rolle, die mir jemals gelegen hätte.
    Dennoch war damit auch immer die Möglichkeit verbunden, jenes Gebäude von innen zu sehen, das als das schönste galt, das jemals auf den Ruhmesinseln errichtet worden wäre – und das mit einigem Recht. Das Ratsgebäude, das wegen seiner vielen Türme und Kuppeln gepriesen wird, thront auf dem höchsten Berg der Stadt über der Nabe. Ihr habt es natürlich gesehen. Das Gebäude ist schon von außen sehr beeindruckend, aber von innen ist es regelrecht ehrfurchtgebietend. Die Wände des Heiligtums, die die einzelnen Zimmer abteilen, sind mit Einlegearbeiten aus Goldblatt und Silberdrahtarbeiten geschmückt worden und erheben sich zu einer Porzellankuppel, die in unmöglicher Höhe zu schweben scheint. Die blauweißen Muster auf den Porzellanplatten stellen einen Sommerhimmel dar; jede Platte ist so geschickt platziert, dass es von unten aussieht, als würden sie alle völlig nahtlos ineinander übergehen. Den Eindruck eines freien Himmels versuchte man dadurch zu verstärken, dass echte Singvögel bei jeder Versammlung des Rats in die Kuppel freigelassen wurden. Ich glaube, der Vogelgesang sollte die Räte inspirieren, gute Gesetze zu beschließen und gerecht zu herrschen. Ich habe auch gehört, dass die Vögel etwa einen Tag hungern mussten, ehe sie in die Kammer gelassen wurden, um zu verhindern, dass sie während des Treffens unpassenderweise etwas abwarfen, und um den Gesang ausgedehnter und seelenvoller klingen zu lassen.
    Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Besuch dort fast vor Ehrfurcht erstarrt wäre. Ich musste meine Augen mit Gewalt von der Decke abwenden, um die Fragen zu beantworten, die man mir stellte! Einer der Räte lachte über meine Einfältigkeit und flüsterte seinem Nachbarn zu, dass genau dies geschah, wenn man dem Straßendreck aus der Gosse gestattete, das Ratsheiligtum zu besudeln. Ich war damals erst sechzehn Jahre alt gewesen, und hätte ich mein Schwert getragen, er hätte seine Verachtung vielleicht noch bereut. Es war Glück für uns beide, dass Schwerter im Innern des Ratsgebäudes nicht gestattet waren.
    Man hatte die gepolsterten Sitze des Heiligtums auf mehreren Ebenen in einem Halbkreis um die Stelle herum angebracht, an der das Geschehen hauptsächlich stattfinden würde. Bei einem richtigen Ratstreffen, wenn auch Schreiber da waren und Sekretäre und Wissende (um sicherzustellen, dass niemand unerlaubterweise Magie anwendete), konnte das Heiligtum fast achthundert Leute fassen. Bei Kabinettssitzungen, bei denen nur der Innere Rat zugegen war – angeführt vom Wahrerherrn –, wurde nur der Tisch in der Mitte genutzt. Um in solchen Zeiten etwas Privatsphäre zu gewährleisten, bauten sich vier Wachen des Rates um den Tisch herum auf und erhoben Silbschutzzauber, damit niemand den Gesprächen lauschen konnte. Der Tisch bestand aus dem massiven Holz eines einzigen Kelmari-Stamms, der von den Wäldern von Aban auf einer der Bethanie-Inseln stammte und dafür extra eingeführt worden war. (Dies war ein Geschenk des Bethanie-Festenherrn um die Jahrhundertwende herum gewesen; der Mann hatte damals um Vorrechte im Handelsstatus für sein Land gebeten und den begehrten Status, wenn auch nur für kurze Zeit, erhalten; der Wahrer-Rat umwarb andere Völker schon bald danach mit ähnlichen Versprechen. Übrigens sind die Aban-Wälder inzwischen alle verschwunden, abgeholzt und verkauft an die Wahrer-Inseln wegen deren Vorliebe für Massivholz-Möbel.)
    Seltsamerweise sind es am Ende nicht die Decke oder die schroffe Bemerkung oder der massive Tisch, an die ich mich heute besonders erinnere. Es sind die Vögel mit ihrem endlosen Gesang über die Schönheit und mit ihren vergeblichen Versuchen, gegen die Illusion eines gemalten Himmels anzuflattern.
    Aber wir sprechen über das Jahr 1742 , als es sich bei dem Wahrerherrn um einen Mann namens Emmerlynd

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