Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
die die Wahrer für ihr verdammtes Schwarzpulver brauchen, abgesehen von Salpeter. Lözgalt – hat sie Euch von Lözgalt erzählt? Er ist der Festenerbe von Bethanie. Ein dummer junger Bursche, der sich in Flamme verliebt hat. Wie auch immer, er war an Bord der Herz der Wahrer und hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es nach Schwefel roch. Ich weiß, dass die Wahrer auch ungewöhnlich große Mengen Schwefel von Cirkase kaufen. Es hätte mich nicht argwöhnisch gemacht, wenn nicht jemand versucht hätte, diese Verkäufe geheim zu halten. Es hat eine Zeitlang Gerüchte darüber gegeben; dummes Zeug – Behauptungen der Leute, dass es für Magie verwendet werden würde. Wenn Flamme so lange in Sicherheit bleibt, bis sie Burgherrin ist, wie es ihr eigentliches Recht ist, kann sie sich zwischen die Wahrer und den von ihnen benötigten Schwefel stellen. Wenn sie aber auf der anderen Seite unter der Knute des Basteiherrn von Breth endet, bekommen nicht nur die Wahrer ihren Schwefel, sondern sie können auch noch von Breth das Salpeter erhalten.«
» Also haben die Menoden Euch hergeschickt, um dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit is?«
» Ja. Und um ihr Zuflucht auf Tenkor anzubieten, so lange sie sie benötigt.«
» Meiner Meinung nach is es beinahe unmöglich, Vögel zurück in den Käfig zu bekommen, wenn man erst einmal die Tür geöffnet hat. Und ich spreche nich von Flamme. Reyder, die Waffen sind eine Tatsache. Glut hat mir von dem Angriff auf Kredo erzählt, in drastischen Bildern. Glaubt Ihr, die Wahrer geben sie einfach so auf, nur weil sie Flamme nich finden können?«
» Nun, wir können es ihnen so schwer wie möglich machen, an die Zutaten heranzukommen. Unglücklicherweise werden am Ende wahrscheinlich alle anderen Inselreiche ebenfalls alles daransetzen, Kanonengewehre zu bekommen. Vielleicht ist es sogar besser, wenn nicht nur eine einzige Insel so eine Waffe besitzt. Aber Gott weiß, die Vorstellung, dass alle solche schmutzigen Waffen wie diese zur Verfügung haben, ist entsetzlich.«
Daran hatte ich nicht gedacht, aber ich wusste in meinem Innern, dass er recht hatte. Nach dem, was auf der Nehrung geschehen war, würden andere Inselherren von den Kanonengewehren erfahren und entweder aus Angst oder Machtgier danach trachten, an das Geheimnis ihrer Herstellung zu kommen.
In diesem Augenblick trat Mackie zu uns und erklärte, dass es an der Zeit wäre, zum Wasser zurückzukehren, um zur letzten Etappe unserer Reise aufzubrechen. Wir setzten unsere Unterhaltung also nicht weiter fort. Als ich an diesem Nachmittag auf dem Floß saß, fragte ich mich, wieso Reyder mir so viel erzählt hatte, und ich kam zu dem Schluss, dass es daran lag, weil er Vertrauen in Gluts Urteilsfähigkeit hatte. Wenn jemand, die so welterfahren war wie Glut, mich an ihrer Seite haben wollte, musste ich ein Mann sein, dem man vertrauen konnte. Es gab allerdings etwas, das mir verriet, dass es noch nicht die ganze Geschichte war. Mein Geruchssinn ließ mich erkennen, dass der Patriarch trotz seines ruhigen Äußeren und seiner bedächtigen Gedanken ein aufgewühlter Mann war. Damals fand ich keine Erklärung dafür.
Ich wusste zum Beispiel nicht, dass der alte Hohepatriarch, ein pragmatischer und weitsichtiger Mann, Reyder darauf vorbereitete, seine Position als nomineller und spiritueller Anführer der Menoden einzunehmen; Thor Reyder war scharfsinnig genug, um zu wissen, dass er in seinem Leben an einem Scheideweg angelangt war. Er musste eine Entscheidung treffen. Wenn er sich für ein Leben in der geringeren Position entschied, die er jetzt innehatte, würde er niemals irgendetwas verändern können, zumindest nicht richtig. Wenn er die Macht annahm und sie weise benutzte, hatte er die Chance, ein paar Dinge zum Besseren zu wenden. Das Problem war, dass es nicht die Art von Leben war, die er persönlich gern geführt hätte.
Es war keine leichte Entscheidung. Er war kein ehrgeiziger Mann; von seinem Wesen her war er tatsächlich ein Mann der Tat und nicht einer, der sich Verhandlungen und Kompromissfindungen verschrieb. Ihm gefiel seine Arbeit als Agent des Patriarchen-Rates. Er mochte keine Besprechungen, keine doktrinären Diskussionen und die Notwendigkeit, sich auf die Politik des Patriarchentums einzulassen. Ein Teil von ihm wollte alldem den Rücken kehren, was ihm da zugeschoben wurde. Das Problem war allerdings, dass er trotz allem genauso gern die Inseln von der Magie und der Tyrannei der Wahrer befreien
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