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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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starrten uns kurz an: ein Vogel und ein Mann, und ich bekam eine erste Ahnung davon, wie Ruarth wohl als Mensch sein würde. In diesem Augenblick konnte ich ihn fast durch seinen Geruch hindurch sehen: ein jüngerer Mann als ich, und ein zäher Mann. Eine komplexe Persönlichkeit, die Tag für Tag gegen die Begrenzungen seines Körpers ankämpfte und sich nie den Kräften ergab, die einen geringeren Mann zermalmt hätten.
    » Wir werden Flamme da rausholen«, sagte ich ruhig, aber es waren nur Worte. Tief in meinem Herzen glaubte ich nicht wirklich daran.
    Er nickte, und dann nahm er das Hanfseil, das Suchers Leine gewesen war, in den Schnabel und flog weg.
    Ich schaute ihm nach. Niemand sah ihn, trotz des Seils, das hinter ihm herwehte. Ich hatte keine Ahnung, was er damit vorhatte, und es war sicher so schwer, dass er erschöpft sein musste, als er die Scheune erreichte. Das Seil noch immer im Schnabel bewegte er sich unauffällig an den zwei Männern vorbei, die an der Tür Wache standen, und verschwand im Innern des Gebäudes. Reyder zog sich zum ersten Haus zurück, wo ihn niemand vom Strand aus sehen konnte, und lief weiter zum nächsten, noch immer vor Blicken geschützt. Sucher schlich hinter ihm her.
    Ich schob das Floß aus dem seichten Wasser und stakte es auf die treibenden Pandana-Inseln zu. Glücklicherweise hatte ich Thor einmal abgelöst, aber trotzdem stellte ich mich unbeholfen an. Als ich eine Lücke zwischen den Inseln passierte und einen Blick zurück zum Strand werfen konnte, sah ich Domino noch immer mit seiner Phalanx aus Silbbegabten und Dunkelmagiern dort stehen; sie blickten in die Richtung, die Morthred genommen hatte. Das Boot des Dunkelmeisters fuhr gerade in einen Tunnel aus Pandana-Pflanzen hinein; das andere war bereits verschwunden. Jeden Augenblick würde Domino sich umdrehen und zur Scheune gehen …
    Ich hörte auf zu staken; ich konnte es einfach nicht. Glücklicherweise sah niemand in meine Richtung.
    Hinter Domino, nahe der Scheunentür, sackte ein Silbmagier zu Boden. Sein Kamerad starrte ihn verblüfft an, dann setzte er sich in Bewegung, um ihm zu Hilfe zu kommen. Als er sich bückte, brach er ebenfalls zusammen. Ich sah nach rechts und bemerkte Reyder, der einen weiteren Pfeil an die Sehne legte. Er zielte, und ich sah zu Domino zurück, der sich gerade umdrehen und nachsehen wollte, was hinter ihm los war.
    Ich handelte, ohne nachzudenken. Ich stieß mich ein letztes Mal ab und ließ das Floß in das offene Gewässer vor dem Strand treiben. Ein Blick nach links bestätigte mir, was ich gehofft hatte: Morthred und seine Gruppe waren bereits außer Sicht, hatten sich in den Tunneln zwischen den Inseln verloren.
    » He, Kleiner!«, brüllte ich, die Hände als Trichter an den Mund gelegt. » Domino! Erinnerst du dich noch an mich?« Natürlich konnte er sich nicht an einen rothaarigen Arzt aus Mekaté erinnern; wir waren uns nie zuvor begegnet.
    Ein dritter Mann hinter ihm fiel, und noch immer bemerkte Domino nichts. Ein vierter sank mit einem Pfeil im Rücken auf die Knie. Er schrie und warnte die anderen. Fünf oder sechs weitere Pfeile folgten, von denen einige ihr Ziel fanden. Dann begann Reyder mit dem Schwert in der Hand auf die Scheunentür zuzulaufen.
    » He, Frosch!«, brüllte ich. » Was ist los, du stumpfbeiniger Säufer? Wer hat dich geschrumpft? Du bist ja so groß wie eine gestauchte Ente, Domino!«
    Domino rief seinen Männern etwas zu – ich musste die Worte nicht hören, um zu wissen, dass er fuchsteufelswild war. Ein Dunkelmagier schleuderte mir etwas entgegen. Die Schöpfung weiß, was es war, da ich es nicht sehen konnte. Ich konnte es allerdings riechen, und ich hätte vermutlich noch einmal meinen Magen über den Rand des Floßes entleert, wäre ich nicht damit beschäftigt gewesen, um mein Leben zu kämpfen. Was immer auch auf das Floß prallte, tat dies mit der Wucht eines Felsbrockens, der von einer Klippe stürzte, und verwandelte den vorderen Teil meines Gefährts in einen Hagel aus Bambussplittern, von denen sich einige in meinen Arm bohrten.
    Ich zuckte zusammen und raffte mich wieder auf. » Bist du ein Mann oder ein Krebs?«, rief ich, so laut es ging. » Noch dazu ein bärtiger Krebs, was?« Ich neigte gewöhnlich nicht zu vulgären Flüchen, aber Flamme hatte mir das eine oder andere beigebracht, und es schien mir die passende Situation zu sein, es anzuwenden. » Du würdest nicht mal eine Dame von der Größe eines Butterfasses schaffen, du

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