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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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zwergwüchsiger Pisspott, ganz zu schweigen von Glut Halbblut!«
    Als sie sahen, dass mir die Dunkelmagie nichts anhaben konnte, liefen einige Silbmagier auf die verbleibenden Boote zu. Einer machte beim Laufen eine Armbrust bereit, aber zumindest hatte ich Reyder die kostbaren Momente der Ablenkung verschafft, die er benötigte.
    Der Versprengte hatte die Scheunentür erreicht. Inzwischen hatte man ihn natürlich bemerkt, und nach einem kurzen Schlagabtausch starb ein weiterer Mann durch sein Schwert. Dek riss sich am Strand von dem Mann los, der ihn festhielt. Dominos Männer teilten sich, einige machten sich daran, mich zu verfolgen, während die anderen so schnell sie konnten über den Sand zur Scheune liefen, um Reyder anzugreifen. Alle brüllten durcheinander, was die Verwirrung noch weiter steigerte. Sucher hatte sich in das Gewühl um den Versprengten gestürzt. Der Hund schloss seine Kiefer um den Arm von jemandem und zerrte ihn weg von dem Kampf.
    Ein Pfeil bohrte sich zu meinen Füßen in den Bambus. Ich rammte die Stake ins Wasser und stieß mich noch einmal kräftig ab; wenn ich nicht bald hier rauskam, würde ich das nächste Opfer sein. Ich duckte mich und benutzte anstelle der Stake das Paddel; es schien mir klüger zu sein.
    Ich war immer noch weit vom nächsten Durchgang oder Tunnel entfernt, der mir ein bisschen Schutz hätte bieten können, als direkt vor mir etwas die Wasseroberfläche durchbrach. Ein grauer Kopf. Hinter mir schlossen sich lange, krallenbewehrte Hände mit einer unglaublichen Anzahl von Fingern um die Bambusstämme, und das Floß geriet bedenklich in Schräglage, als jemand versuchte heraufzuklettern. Ich wandte mich der neuen Bedrohung zu und packte dabei das Paddel so, dass ich es wie einen Knüppel schwingen konnte. Ein mit Klauen versehenes Bein riss es mir aus den Händen. Ich stürzte zur Seite, kreischte vor Entsetzen und erhaschte einen kurzen Blick auf den See zwischen mir und dem Ufer. Das Wasser brodelte förmlich, so viele graue Köpfe und Körper wühlten jetzt seine Oberfläche auf.
    Ich glaube, in diesem Moment habe ich angefangen zu schreien.
    Aber es war niemand da, der es hören konnte.

22
    k
    Erzählerin: Glut
    Wenn ich mir diesen Tag in Erinnerung rufe, erschreckt mich immer noch, wie gut Morthred mich gekannt hat. Wie oft musste er mich beobachtet haben, wenn er im Schankraum der Trunkenen Scholle bedient hatte; wie oft musste er mit Flamme über mich gesprochen und aus dem, wie sie mich wahrnahm, meine Persönlichkeit erschlossen haben.
    Denn er hatte recht: Das Nichtwissen, das Nichtverstehen war die wirkliche Qual.
    Er hatte mit ein paar Worten eine Handvoll Linien skizziert, die so magere Andeutungen boten wie eine Elfenbeinschnitzerei, aber ich schaffte es nicht, das ganze Bild zusammenzusetzen. Er hatte mir einen Schlüssel gegeben, ganz sicher musste er das getan haben – aber wo? Was ich bin und daher auch das, was ich werden kann … die Hölle werde ich zurücklassen … mein Vermächtnis wird den Archipel umfassen. Wieso hatte Flamme mich verraten, wenn sie gar nicht umgewandelt war? Oder log Morthred mich an?
    Domino. Dek. Versuche, den Jungen vor ihr zu Tode zu peitschen …
    Von dem Augenblick an, da der Dunkelmeister gegangen war, hatte ich Probleme mit dem Atmen gehabt, und das lag nicht an dem Seil um meinen Hals. Ich schloss die Augen. Ruarth schrie irgendwo über mir, aber ich konnte nicht zu ihm hinsehen, nicht in diesem Moment.
    Was immer wir mit Flamme getan hatten, war umsonst gewesen; er hatte sie wieder in der Hand. Sie war krank, dazu verdammt, all ihr Leiden zu wiederholen. Sie würde gezwungen werden, mit ihrem verdorbenen Geist zu leben und den Rest ihrer Tage vergeblich gegen ihre verdorbene Persönlichkeit anzukämpfen. Ich war sprachlos vor Wut.
    Zur Salzwasserhölle, dachte ich. Gilfeder, wieso bist du nicht mitgekommen? Du hättest es kommen sehen können. Du hättest uns retten können.
    Ich musste irgendwie hier raus. Das mühsame Aufrichten, das Recken des Halses machten mich müde. Ich kam mir vor wie ein Speerfisch, der vor einem Fischgeschäft am Haken hing. Derart festgebunden konnte ich nicht das Geringste tun. Das einzig Gute war, dass das Klingeln in meinen Ohren allmählich nachließ. Denk nach, Frau, denk nach! Ich öffnete die Augen und sah nach oben. Ruarth hockte auf einem der Querbalken. Er lag auf seinem Bauch, und die Flügelspitzen berührten den Balken; es war eine Haltung, die auf außerordentliche Not

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