Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
Schnürbändern. Es schien sie nicht zu kümmern. Die Frau kannte ich sogar; sie war auf der gleichen Eliteschule in der Nabe gewesen, die ich auf Dasricks Anweisung hin selbst eine Zeitlang besucht hatte. Sie war ein oder zwei Jahre älter als ich, aber sie hätte mich trotzdem kennen müssen. Sie verriet jedoch mit keiner Geste, dass es so war. Ich sprach sie mit ihrem Namen an, Selmarian, und einen Moment flackerte etwas in ihren Augen auf, aber das war auch schon alles. Ich versuchte, mit ihr zu reden und sie an ihre Vergangenheit zu erinnern, aber sie beachtete mich nicht. Und die anderen auch nicht. Sie standen einfach nur da, wie man sie angewiesen hatte. Ihre gehetzt blickenden Augen wirkten verdüstert, und sie sprachen auch untereinander kein Wort. Ich hatte immer gemischte Gefühle gegenüber den Silbmagiern der Wahrer gehabt, besonders wenn es sich um welche handelte, die für den Rat arbeiteten. Ich fühlte mich hin und her gerissen, bewunderte einerseits ihre Fähigkeiten und Begabungen, konnte jedoch andererseits ihre Hochnäsigkeit und ihren Standesdünkel nicht leiden. Im Augenblick aber empfand ich nichts weiter als Mitgefühl. Dass diese stolzen Menschen ein so erbärmliches Ende finden sollten, als Untergebene eines Dunkelmeisters und bereit, alles für ihn zu tun, war einfach nur schrecklich.
    Etwas später kam ein anderer Silbmagier herein und ließ ein paar Pandana-Blätter auf den Boden fallen. Ohne besondere Anteilnahme sagte er zu mir: » Mir wurde aufgetragen, dir zu sagen, dass die für dich gedacht sind. Für dich und den Jungen.« Er ging weg, ohne sich die Mühe zu machen, mich auch nur einmal richtig anzusehen.
    Ich starrte auf die Blätter mit ihren dornigen Rändern.
    Und erinnerte mich an einen anderen Jungen, eine andere Zeit. Ich dachte an Tann und sein einsames, tragisches Ende – und alles nur, weil ich ihn in meine Angelegenheiten hineingezogen hatte. Wie konnte ich mitansehen, wie ein weiterer Junge starb? Dek verdiente es nicht, auf diese Weise leiden zu müssen, nicht Dek, nicht in seinem Alter, nicht bei all seiner Ehrfurcht vor den Helden und seinen verrückten Ideen von ritterlichem Verhalten und Kühnheit. Wut stieg in mir auf, auf mich selbst, auf Morthred, auf Domino, auf Dasrick und seine Silbbegabten, auf Thor, weil er seine Hände von diesen Problemen reingewaschen hatte, und auf Gilfeder, weil er sich geweigert hatte, uns zu begleiten.
    Beim verfluchten Graben, wie hatte ich mich nur in eine so blöde Lage bringen können? Thor würde fuchsteufelswild werden, wenn er davon erfuhr. Sofern er überhaupt jemals davon erfuhr. Was er wahrscheinlich nicht tun würde. Ich schob den Gedanken beiseite, er regte mich zu sehr auf. Das Ärgerliche war nur, dass ich stattdessen anfing, an Flamme zu denken, und das war noch beunruhigender. Ich hatte ihr ein feierliches Versprechen gegeben. Ich hatte geschworen, sie nicht am Leben zu lassen, wenn sie umgewandelt worden wäre. Es schmerzte mich zu erkennen, dass ich versagt hatte.
    Aus irgendeinem Grund dachte ich daraufhin an Gilfeder. Und meine Gedanken waren nicht besonders nett. Ich hätte den selberhütenden krebshirnigen Kerl mit seinem Idealismus und seiner Friedensliebe und seiner Ungläubigkeit am liebsten erwürgt. Wenn er nur die Wahrheit über Magie anerkannt hätte, wenn er nur bereit gewesen wäre zuzugeben, dass die Dunkelmagie eine Gefahr für die Welt war, nicht so was wie eine skrofulöse Hautkrankheit oder wofür auch immer er sie hielt, wäre er vielleicht mit uns mitgekommen. Und vielleicht wäre er in der Lage gewesen, mich daran zu hindern, so dämlich kopfüber in diese lächerliche Zwangslage zu geraten.
    In diesem Moment kehrte Ruarth zurück und ließ sich bei meinen Füßen nieder. Er zog ein Stück doppelt gelegtes Seil hinter sich her, wie eine Papierschlange. Ich warf einen Blick zu den Silbmagiern hinüber. Offensichtlich drang der Anblick eines kleinen dunklen Vogels kaum in ihr Bewusstsein, denn nichts deutete darauf hin, dass sie ihn bemerkt hatten.
    Ruarth ließ das Seil aus dem Schnabel auf den Boden gleiten und begann, sich mit mir zu unterhalten. Ich versuchte, ihm zu folgen, aber ich war mir nicht sicher, was er sagte. Er versuchte, mir etwas über Thor und Gilfeder zu erklären, und dass ich vorbereitet sein sollte, aber ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Ich starrte ihn finster an und nickte in die Richtung, in der mein Schwert lag. Die Silben hielten immer noch so ausdruckslos

Weitere Kostenlose Bücher