Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
Entscheidung. Wieder machte er sich nicht die Mühe, mich nach meiner Meinung zu fragen. » Gilfeder: Ihr müsst Flamme folgen. Ihr und Ruarth. Ihr seid ihre einzige Chance. Nehmt dieses Floß und folgt ihr. Findet, wenn möglich, heraus, was mit ihr los ist. Helft ihr.«
» Ich? Ihr wollt, dass ich sie rette?«
» Sie ist keine Gefangene. Vielleicht findet Ihr ja eine Möglichkeit, mit ihr zu sprechen. Oder etwas Ähnliches. Bei der erstbesten Gelegenheit geht Ihr zu einem Patriarchen oder einer Matriarchin der Menoden. Sagt ihnen, dass ich Euch geschickt habe. Sagt ihnen, dass es sich um die Pflicht der Menoden handelt, die der Hohe Patriarch selbst angeordnet hat, sie sicher nach Tenkor zu bringen. Ihr werdet Hilfe benötigen. Die Menoden werden sie Euch geben.
Ich werde Euch folgen, sobald ich kann. Wenn ich kann. Zusammen mit Glut und dem Jungen, hoffe ich. Hinterlasst Nachrichten bei den Patriarchen, die Ihr aufsucht, damit ich weiß, wo ich Euch finden kann. Aber vergesst nicht, dass Ihr ihr jetzt nicht mehr trauen könnt. Sie könnte Euch beide verraten, sie kann nicht anders. Ihr dürft das keinen Moment vergessen.«
Ich fragte mich, ob er irgendeine Ahnung hatte, um was er mich da eigentlich so nüchtern bat. Wir würden nicht einfach nur Flamme folgen; wir würden Morthred folgen. Ich leckte mir über die Lippen, die unnatürlich trocken waren. » Und Ihr?«, fragte ich heiser. Aber ich wusste es bereits. Ich konnte seine Absicht riechen.
» Ich kann sie nicht allein sterben lassen«, flüsterte er. » Ich kann nicht einfach weggehen. Ich kann nicht.« Er sprach nicht von Flamme.
» Sie würde Euren Tod nicht wollen, Reyder. Es würde sie zerstören.« Er hatte vor, sich zu Glut durchzukämpfen, aber er konnte sie unmöglich retten. » Es sind mehr als zwanzig«, erinnerte ich ihn. » Die meisten sind hier im Dorf, in der Scheune und am Strand. Ganz zu schweigen von den Sklaven, die sie jederzeit zu Hilfe rufen können.«
Kel hat recht, sagte Ruarth.
» Ruarth ist meiner Meinung«, fügte ich hinzu. » Und Ihr seid hierhergeschickt worden, um Euch um Flamme zu kümmern, nicht um Glut.« Das hatte Thor mir selbst gesagt. Es war grausam von mir, so etwas ins Feld zu führen, und das wusste ich. Es war auch eines der schwersten Dinge, die ich überhaupt jemals zu irgendwem gesagt hatte, denn die Wahrheit war, dass ich wollte, dass er es versuchte, egal, wie sinnlos es auch war. Die Vorstellung, Glut einfach ihrem Schicksal zu überlassen, dem sicheren Tod, ohne dass irgendwer von uns auch nur versuchte, sie zu retten …
Ich schluckte und hatte den Geschmack von Galle im Mund.
Er starrte uns an und dachte nach; sein Aroma spiegelte die Verachtung, die er angesichts meiner Worte empfand. » Morthred wird ein paar Silbmagier mitnehmen«, sagte er schließlich. » Vielleicht bekomme ich die Gelegenheit zu kämpfen. Mehr brauche ich nicht. Nur eine Gelegenheit.« Er sah mir fest in die Augen. » Ihr könnt das nicht verstehen.«
Oh, aber natürlich verstand ich es. Ich wusste sogar ganz genau, wie er sich fühlte. Es war die Art und Weise, wie ich mich fühlte, was mich bis ins Herz schockierte …
Ich musste das Angebot aussprechen, auch wenn ich krank wurde vor Angst. » Ihr hättet eine größere Chance, wenn ich Euch helfe.«
» Wenn Ihr mich begleitet und wir versagen, wäre Flamme verdammt, ebenso wie Ihr. Wenn wir meinen Plan ausführen, können wir wenigstens sicher sein, dass Ihr und Ruarth lebendig aus alldem hier rauskommen werdet. Und Flamme vielleicht auch.«
» Stimmt«, sagte ich mit einem leisen Schnauben. » Nachdem ich den mächtigsten Dunkelmeister getötet habe, den diese Inseln je erlebt haben, und wahrscheinlich auch die Silbmagier, die bei ihm sind, sowie Flamme gezwungen habe, nach Tenkor zu gehen, wohin sie höchstwahrscheinlich nicht gehen will. Ich bin Arzt, Reyder, vergesst das nicht.« Ich holte tief Luft. » Wenn ich etwas über Schwerter weiß, dann nur, welches Ende das schärfere ist. Ich bin mein ganzes Leben lang nie in eine ernsthafte Prügelei verwickelt worden, bis ich Glut getroffen habe. Ich hätte eine größere Chance zu überleben, wenn Ihr bei mir wärt, und das wisst Ihr.« Ich fügte leise hinzu, denn mehr brachte ich nicht zustande: » Glut retten zu wollen ist Selbstmord.« Ich wusste, dass er mir zustimmte: Mit seinem Entschluss akzeptierte er auch seinen Tod, was seine Angst vor dem Sterben dämpfte.
» Sie würde das Gleiche für mich tun«, sagte
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