Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
auszusehen?«
» Ruarth«, unterbrach ich ihn. » Ruarth ist hier irgendwo. Ich kann ihn riechen.« Wir suchten das Dorf mit unseren Blicken ab, und schließlich fand ich den Vogel. Er kam angeflogen und ließ sich auf dem Firstbalken der Scheune nieder.
» Wir müssen ihn hierherholen«, sagte Reyder.
Das schien mir unmöglich zu sein. Wie sollten wir Ruarths Aufmerksamkeit erregen, ohne all die anderen am Strand ebenfalls auf uns aufmerksam zu machen? Wir sahen hilflos zu, wie Ruarth zu dem Haus neben der Scheune flog. Zumindest war er jetzt etwas näher bei uns als vorher.
» Ich gehe da hin«, sagte Reyder. Ich machte den Mund auf, um meine Bedenken zu äußern, aber er hatte sich bereits entschieden. Er kroch vom Floß herunter und direkt in den Dorfgarten, in dem es Tapioka gab und Bananenpflanzen und eine Reihe von Gewürzen: Ingwer, Galgant, Kurkuma, Zitronengras, Chili, Pfeffer – glücklicherweise genügend, um ihm etwas Deckung zu bescheren. Mir klopfte das Herz bis zum Hals, als ich zusah. Sucher neben mir knurrte so lange, bis ich ihm eine Hand um die Schnauze legte.
Irgendwie schaffte Reyder es unbemerkt bis zum ersten Haus. Dort angekommen, erhob er sich und ging normal weiter. Er hatte sein Schwert nicht in der Hand – es hing immer noch in dem Gehenk auf seinem Rücken –, und er hatte seinen Bogen nicht mitgenommen. Bei der Tür hob er einen Holzeimer auf und wollte gerade weitergehen, als jemand aus dem Haus trat. » Geh wieder rein, und bleib da drin!«, fauchte Reyder ihn an.
Der Mann roch stark nach Angst, dem Gestank der Dunkelmagie und einem säuerlichen Geruch, der dem eines Hundes glich, der unterwürfig auf dem Bauch kriecht. Er tat, was ihm aufgetragen wurde. Reyder grinste in meine Richtung.
Beim blauen Himmel, dachte ich. Der Mann genießt das auch noch.
Er konnte jetzt vom Strand aus gut gesehen werden, aber niemand nahm auch nur im Geringsten Notiz von ihm. Für sie war er nur ein Sklave mit einem Eimer. Ich beobachtete ihn weiter; er befand sich dicht bei dem Haus, auf dem Ruarth hockte. Als er es erreicht hatte, rief er leise Ruarths Namen. Ich hörte ihn nicht, aber Ruarth schien es zu tun, denn er kam zur Dachrinne heruntergeflogen und sah nach.
Morthred ging zum Boot, um sich mit Flamme zu unterhalten. Sie sagte nicht viel; es sah aus, als würde er das ganze Gespräch führen.
Reyder schob das Schwertgeschirr nach vorn, so dass es von hinten nicht so leicht zu sehen sein würde, und begann, sich zum Boot zurückzuziehen. Er hatte immer noch den Eimer in der Hand. Ich fragte mich, ob ich die Nerven haben würde, meinen Feinden den Rücken zuzukehren und in aller Ruhe wegzugehen. Ich entspannte mich erst, als er wieder auf dem Floß war, offensichtlich, ohne von irgendwem bemerkt worden zu sein. Als Reaktion begann ich zu zittern, und ich musste meine Fäuste ballen, damit Reyder es nicht bemerkte.
Ruarth kam zu uns geflogen. Er war in einem schrecklichen Zustand. Ich rechnete damit, dass er sich dazu äußern würde, dass Reyder und ich überhaupt da waren, aber er sagte nur Sie will nicht mit mir sprechen. Seine Trauer und seine Verzweiflung überdeckten alle anderen Gefühle.
Nachdem ich übersetzt hatte, sagte Reyder schroff: » Wir unterhalten uns später über ihren Zustand, Ruarth. Im Augenblick müssen wir wissen, was passiert ist. Wo ist Glut? Was ist mit ihr geschehen? Warst du in der Scheune? Oh, zur Hölle. Gilfeder, was sagt er?«
Tatsächlich hatte ich Schwierigkeiten, dem zu folgen, was er als Nächstes sagte, denn sein Gezwitscher und Geflatter waren einfach zu schnell.
Domino: Er wird Glut und Dek töten. Morthred bringt Flamme weg. Kel, was kannst du tun? Thor? Ihr wisst, was sie durchgemacht hat – ihr wisst, was sie jetzt durchmacht …
Ich wollte eine Variation meines üblichen Mantras von mir geben: Ich bin Arzt, kein Kämpfer. Ich weiß nicht, wie man kämpft!
» Was sagt er?«, wiederholte Reyder, dessen Enttäuschung deutlich zu spüren war.
Ich übersetzte es.
Reyder sah wieder zum Strand und zu dem hin, was da geschah. » Da draußen sind etwa zwanzig Männer und Frauen, die Sklaven nicht mitgezählt, die uns eher mit einem Schwert durchbohren würden, als dass sie mit uns sprechen. Wir brauchen mehr Zeit, um einen Plan zu schmieden, Ruarth. Wie lange haben wir noch, ehe … Wann wird Glut sterben?«
Sobald Morthred und Flamme aufbrechen. Jederzeit, sagte er.
Ich übersetzte es.
Reyder sah mich düster an und kam zu einer
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