Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
Ich hielt es in die richtige Richtung, mehr nicht. Ich schätze, im düsteren Licht der Scheune sah er es erst, als es bereits zu spät war. Zu unser beider Überraschung spießte er sich auf meiner Klinge auf wie ein Stück Fleisch auf einem Bratspieß. Das Gesicht, das er dabei machte, bedeutete mir viel. Unglücklicherweise wurde ich von der Wucht seines Aufpralls nach hinten geschleudert. Das Seil um meinen Hals zog sich zu und erwürgte mich schier. Ich ließ das Schwert sinken, und Domino brach zusammen, rutschte von der Klinge. Einen Moment lang kniete er und starrte mich ungläubig an. Dann entsetzt. Er legte die Hände an den Bauch, tastete nach dem herausspritzenden Blut und brach dann schreiend zu meinen Füßen zusammen. Ich hob das Schwert, bespritzte dabei mein Gesicht und meinen Hals mit seinem Blut und durchtrennte das Seil über meinem Kopf.
Ich lief zu Dek, machte dabei aber unterwegs den Laufknoten auf. Auf irgendeine Weise war es dem Jungen gelungen, drei Silbmagier beschäftigt zu halten, aber ihre Fäuste hatten ihn schlimm zugerichtet. Allerdings hatten sie, aus welchem Grund auch immer, ihre Schwerter nicht gegen den Jungen eingesetzt. Vielleicht, weil sie wussten, dass Domino eine andere Todesart für ihn vorgesehen hatte. Ich trat hinter den ersten Mann und schnitt ihm die Kehle durch, noch ehe er begriff, was geschah. Er hatte bereits eine Stichwunde in der Brust. Ich zog Selmarian weg und stieß mein Schwert in den anderen Mann. Dek sah furchtbar aus, aber er setzte sich auf und griff nach seinem Messer. Die Frau kam jetzt auf mich zu, ohne lange darüber nachzudenken, was da vor sich ging, und ich trennte ihr die Hand ab. Überrascht bemerkte ich, dass der vierte Silbmagier – derjenige, den Dek umgerannt hatte, als er in die Scheune gekommen war – noch immer vornübergebeugt an der Wand lehnte, sich aber jetzt bemühte, wieder auf die Beine zu kommen. In diesem Moment begriff ich, dass nicht viel Zeit vergangen war, seit Dek zu meiner Rettung erschienen war. Es hatte sich nur so angefühlt, als wäre seither eine Ewigkeit vergangen.
Als der Mann, der Schwierigkeiten hatte, Luft zu holen, schließlich seine Gliedmaßen genügend geordnet hatte, um stehen zu können, trat ich ihm kräftig in den Bauch. Er brach sofort wieder zusammen. Selmarian stimmte ein Geheul an, aber ich beachtete sie nicht weiter.
» Dek«, sagte ich, » pass auf die hier auf, ja? Und sei vorsichtig, Junge.« Dann lief ich zur Tür.
Ich verstand nicht viel von dem, was ich sah, als ich dort ankam. Es war wie eine Szene aus dem schlimmsten Alptraum, den man sich nur vorstellen kann: Kämpfe, Blut, Geschrei, Dunkelmagie und eine Masse aus grauen Kreaturen, die mit ihren Klauen wild um sich schlugen. Kelwyn Gilfeder kam vom Strand her auf mich zugerannt. Sein Floß war auf den Sand geschoben, was mir unerklärlich war. Wie hatte er so schnell ans Ufer gelangen können? Aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich sah mich nach Thor um. Er befand sich links von der Scheunentür und ging gerade unter einem Haufen Leute zu Boden. Ich stürzte mich ins Gewühl, wobei ich fest damit rechnete, dass er vor meinen Augen erstochen werden würde. Ich schlug mit meiner Klinge nach unten, schleuderte Körper zur Seite. Eine Weile wurde ich zur Berserkerin, schwang mein Schwert und brüllte meine Wut heraus. Ich war der Panik nahe, dachte nicht sehr klar und brachte mich in Gefahr, indem ich denen hinter mir den Rücken zukehrte. Es kümmerte mich nicht. Vage war mir bewusst, dass irgendwer mir half. Dann halfen mehrere Leute. Und jemand sprach in mein Ohr, sagte etwas Beruhigendes, etwas, das einen Sinn zu ergeben schien.
Nach einer Zeit, die unmöglich kurz schien, war alles vorüber. Thor lag auf dem Boden, auf dem Rücken, und sah zu mir hoch. Wir waren umgeben von einem Ring von Leuten. Blut tropfte von meinem Schwert, und überall schienen tote Silbmagier herumzuliegen. Ich hatte ganz sicher noch nie so viele Leute getötet – oder doch? Abgesehen davon schien einigen die Kehle herausgerissen worden zu sein, und andere zeigten üble Verletzungen von Klauen. Einige Sklaven lagen ohne jeden Hinweis auf irgendeine Verletzung auf dem Boden, als wären sie einfach nur bewusstlos geworden. Sucher stupste mich mit einer Pfote an und wedelte mit dem Schwanz, während Blut von seinem Maul troff. Oh, bei den Meeresnacktschnecken, es war doch wohl nicht er gewesen, der all diese Leute fertiggemacht hatte, oder?
» Ganz
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