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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Wache wie zuvor.
    Ruarth raufte sich die Federn vor Verzweiflung und hielt den Schnabel. Ich musste ihm nicht sagen, was ich vorhatte; er nahm das eine Ende des Seils in seinen Schnabel, band es um den Griff und zog es dann zu einem Knoten zusammen. Ich hätte gedacht, dass so etwas für einen Vogel außerordentlich schwierig sein müsste, aber es schien, als würde es ihn nicht im Mindesten bekümmern. Dann fiel mir ein, dass Vögel weit kompliziertere Nester herstellten, als ich es mit meinen zwei Händen jemals zustande bringen würde.
    Ich zog noch immer an den Schnürsenkeln meiner Stiefel, während ich zur Tür blickte und herauszufinden versuchte, was draußen vor sich ging. Meine Sicht war zwar begrenzt, aber es war offensichtlich, dass Flamme und Morthred fort waren, und mit ihnen auch zwei Boote. Domino stand am Strand und sah zum See hin. Dek wurde immer noch von einem Silbbegabten festgehalten. Die meisten anderen konnte ich nicht sehen. Die Silbwachen in der Scheune waren stumm; sie schienen von Ruarth nichts mitzubekommen, und das, was ich zu erreichen versuchte, schien ihnen gleichgültig zu sein.
    Wohin ging Morthred? Wieso brauchte er Flammes Mithilfe?
    Macht, er wollte Macht … Und Flamme war das Burgfräulein von Cirkase, die Erbin des Inselreichs ihres Vaters. Wollte Morthred sie nach Hause schicken? Und darauf warten, dass sie ihr Erbe antrat, wenn er … was tun würde? Sie heiraten? Die Macht hinter dem Burgherrn sein? Nein, irgendetwas stimmte an diesem Szenario nicht. Morthred hatte lange genug im Hintergrund gewartet; er wollte jetzt die Macht.
    Das Inselreich umfassen …
    Breth. Die Insel Breth lag im Westen, Cirkase im Osten, beide zusammen bildeten eine Klammer um die Wahrer-Inseln. Der Basteiherr von Breth wollte Lyssal heiraten. Und das würde er auch unverzüglich tun, sobald er die Gelegenheit dazu hatte. Zum verfluchten Graben; Morthred hatte vor, Flamme zum Basteiherrn zu bringen. Ich zitterte plötzlich vor Kälte. Ich war überzeugt davon, dass ich recht hatte, aber ich begriff immer noch nicht, was seine ganze Absicht war. Er wollte, dass Flamme den Basteiherrn heiratete, aber was sprang für ihn dabei raus?
    Ruarth war zufrieden damit, wie er das Seil an dem Schwertgriff befestigt hatte. Keiner der Silbmagier hatte irgendetwas davon mitbekommen. Ich war dankbar für das Zwielicht in der Scheune; sowohl das Seil als auch Ruarth hoben sich kaum vor dem Hintergrund der festgetretenen Erde ab. Er packte das andere Ende des Seils und trippelte auf mich zu.
    Das Seil war nicht lang genug.
    Es war unmöglich, dass Ruarth es im Flug mit nach oben nehmen und in meine Hände legen konnte. Vorsichtig schob ich meinen Fuß zur Seite und versuchte, an es heranzukommen. Es befand sich wenige Zoll außer Reichweite. Als ich es noch mehr versuchte, drohte ich zu mich selbst zu erwürgen. Ich starrte ihn frustriert an.
    Es tut mir leid, sagte Ruarth. Aber Thor wird ohnehin gleich hier sein.
    Was lächerlich war. Ich hatte offenbar missverstanden, was er gesagt hatte. Thor war einen Ozean weit weg. Aber ich wollte Ruarth nicht bitten, es zu wiederholen, aus Angst, dass die Wachen sich für ihn interessieren könnten. Ich deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung Tür, um ihn dazu zu bringen, zu gehen und mehr Seil zu holen. Oder Sucher zu finden. Oder irgendetwas anderes zu tun.
    Gehorsam flog er weg.
    Und ich dachte wieder an Flamme. Und an Morthred. Und an den Plan, in zwei Inselreichen die Hölle zu entfesseln. Was hatte Morthred mit seinem Vermächtnis gemeint? Wenn Flamme den Basteiherrn heiratete, was hatte dann der Dunkelmeister davon? Nichts … es sei denn, es sei denn …
    Es sei denn, der Basteiherr war zum Sterben verdammt. Wenn er ermordet werden würde, würde Flamme wieder heiraten können. Dann würde sie Morthred heiraten können. Nein, ich hatte es immer noch nicht. Das würde Morthred nicht helfen. Flamme würde jegliche Macht in Breth verlieren, wenn ihr Ehemann starb.
    Allerdings nicht, wie mir mit atemberaubender Klarheit in den Sinn schoss, wenn sie zuvor den Basteierben von Breth geboren hatte. Dann würde sie die Basteimutter sein. Sie mochte sogar in der Lage sein, sich anstelle ihres Sohnes selbst zur Regentin zu ernennen; das war angesichts ihrer eigenen königlichen Herkunft nicht unmöglich. Abgesehen davon konnte sie Magie einsetzen.
    Schließlich würde sie auch über Cirkase herrschen. Und wenn Morthred sie weiter beherrschte, wie er es jetzt zu tun schien,

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