Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
er, seid Ihr derjenige, der Gilfeder genannt wird?
» Ja«, antwortete ich und stellte die anderen vor. Dek und Glut überging er vollständig, an Reyder ließ er seinen Blick auf und ab wandern, bevor er sagte – wenn ich ihn richtig verstand –, dass er für religiöse Fanatiker keine Zeit hätte, und wieso sich der Menoden-Priester eigentlich nicht um die Dunstigen-Vögel kümmern würde? (Eine unlogische Frage, fand ich, da ja klar war, dass die Vögel ihr Empfindungsvermögen meist geheim hielten.) Ohne auf eine Antwort zu warten, teilte er mir mit, dass er keine Ahnung hätte, mit welchem Recht ich Gilfeder hieß, oder überhaupt irgendwas mit -feder, da ich ganz sicher weder jetzt ein Dunstiger war noch jemals einer gewesen wäre, und auch ansonsten kein Vogel war. Federn, sagte er, waren das Vorrecht jener, die die Geistesart eines Vogels besaßen, was ich nicht vergessen sollte. Und sein Name, so fügte er hinzu, war Comarth.
Es gelang mir schließlich, ihn zum Schweigen zu bringen und zu fragen, was Ruarth uns mitteilen ließ. Es stellte sich heraus, dass er mehr als nur eine Nachricht von Ruarth hatte; er wusste, wo Flamme war, und dank des Netzwerks aus Dunstigen, die an den Felsen zwischen Ruarth und ihm auf und ab flogen, war seine Information auch vollkommen aktuell.
Es schien, als wäre Morthred-Gethelred zu dem Schluss gekommen, dass es angemessen wäre, Flamme – die ja tatsächlich Lyssal war, das Burgfräulein und die Erbin von Cirkase, und die schon bald die Frau des Basteiherrn werden würde – dem Turmherrn vorzustellen. Deshalb hatte er sie nach oben gebracht.
Es bereitete Glut keine Genugtuung, dass sie mit ihren Theorien über Morthred recht gehabt hatte. » Beim Graben in der Tiefe«, murmelte sie, » dieser verfluchte Dunkelmeister muss sich ja sehr sicher sein, dass hier keine Wissenden sind, die sie durchschauen können.«
Die einzigen Wissenden hier sind wir, sagte Comarth. Und die Leute von Xolchas, diese in der Scheiße grabenden Inselhüpfer, haben nicht den Verstand, uns als das zu erkennen, was wir wirklich sind.
» Also, wo sind sie jetzt?«, fragte ich. » Flamme und Ruarth und Morthred?«
Sie lassen sich von Xetiana, dem derzeitigen Turmherrn, feiern. Als Ehrengäste wurden sie in den besten Gästezimmern des Hauses untergebracht.
» Für wie lange?«, fragte Glut.
Ein oder zwei Tage noch. Morgen wird der Turmherr offiziell ihre eigene Verlobung mit dem männlichen Spross einer adligen Familie von Xolchaspfeiler verkünden, und daher werden Gethelred und die anderen noch für die Feierlichkeiten bleiben.
» Das ist ein Glücksfall«, sagte Reyder nachdenklich. » Bei solchen Festlichkeiten kann eine Menge passieren. Glut, gehe ich richtig in der Annahme, dass du dem Turmherrn bereits begegnet bist?«
» Ja, als sie die Turmerbin war und noch nicht die Stellung des Turmherrn innehatte. Ich hatte einen Auftrag für ihren Vater zu erledigen. Er hat sich an die Wahrer gewandt, weil es hier einen Dunkelmagier gab, der Ärger machte. Dasrick hat mich hergeschickt, um ihn ausfindig zu machen und zu töten. Es war ein einfacher Auftrag. Der alte Herr war allerdings so beeindruckt, dass er mich bat, noch eine Weile zu bleiben und etwas Zeit mit seiner Tochter zu verbringen und dafür zu sorgen, dass sie etwas vom Feinschliff der Nabe abbekam.« Sie schnaubte. » Wirklich faszinierend, welchen Unterschied es machen kann, wenn man ein Agent der Wahrer ist. Als ich dreizehn war, wurde ich aus genau diesem Königreich gejagt, weil ich keine Bürgerrechte besaß.«
Wir starrten sie alle an. » Der Turmherr hat dich gebeten, dafür zu sorgen, dass sie etwas vom › Feinschliff ‹ der Nabe abbekam?«, fragte Reyder.
» Ganz genau.«
Weder Reyder noch ich sagten darauf noch etwas. Glut lächelte nichtssagend. » Wir sind hervorragend miteinander ausgekommen. Sie hat mir beigebracht, wie man sich mitten in der Nacht aus dem Haus des Herrn schleicht und an den Felsseilen runterklettert, und ich habe ihr beigebracht, wie man beim Kartenspielen blufft und Seemannsrum trinkt. Sie hat mir beigebracht, mich abzuseilen; ich habe ihr beigebracht, unbewaffnet zu kämpfen.«
Der Dunstige gab etwas von sich, das die Vogelversion eines Schnaubens hätte sein können. » Ich wette, dass es nicht ganz das war, was der Turmherr im Sinn gehabt hatte«, bemerkte Reyder trocken. » Aber es klingt, als hätten wir Freunde an höchster Stelle.«
» Nun, dessen bin ich mir nicht so sicher«,
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