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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ständigem Schmerz unterworfen war. Wir alle fürchteten, dass sie dazu bestimmt war, erst die Frau des Basteiherrn von Breth zu werden – ein perverser Schmalzbrocken, der aus Langeweile Jungen quälte – und dann womöglich die Frau eines Dunkelmeisters, der durch den Schmerz anderer aufblühte. Es war unvorstellbar. Und doch litt sie, sogar jetzt, während wir vor dem Hafen von Xolchasturm auf den Lotsen warteten.
    Nur Dek blieb von diesen Dämonen unberührt. » Gibt es auf sämtlichen Pfeilern Pfade, die nach oben führen?«, fragte er. » Und was ist das da für ein weißes Zeug auf den Klippen? Fallen die Pfeiler manchmal auch um? Und wenn sie das tun, was ist dann?« Zumindest war Dek unkompliziert, dachte ich. Unsere massiven Schuldgefühle und unsere verwickelten Gefühle betrafen ihn nicht: Alles, was er wollte, war lernen, wie man ein Schwert führte, und gegen Dunkelmagier kämpfen. Eines Tages würde er vielleicht beginnen zu begreifen, dass das Leben nicht so einfach war, aber noch hatte er diesen Punkt nicht erreicht.
    » Der weiße Stoff ist Guano. Vogelscheiße«, erklärte Glut ihm. » Das ist das Einzige, was von Xolchas exportiert wird.«
    Dek sah sie mit einem Blick an, als vermutete er, dass sie ihn aufzog.
    » Es wird als Dünger benutzt, um den Ackerboden fruchtbarer zu machen. Ehrlich!« Als Reyder von unten zu uns hochkam, fügte sie hinzu: » Thor hat sein Fernglas geholt. Damit kannst du die Hängebrücken besser erkennen, die die Pfeiler miteinander verbinden.«
    Wir warfen alle einen Blick durch das Messinginstrument und konnten einwandfrei sehen, dass zwei benachbarte Pfeiler durch eine Seilbrücke miteinander verbunden waren. Die Brücke schwankte hoch über dem Wasser leicht hin und her und verband die Säulen wie ein Spinnennetz miteinander. Von unten wirkte es sogar so zerbrechlich wie die Fäden eines solchen Netzes.
    » Sagt jetzt bitte nich, dass wir über so eine drübermüssen«, sagte ich, schob das Fernrohr wieder zusammen und reichte es zurück.
    » Seid Ihr etwa nicht schwindelfrei, Gilfeder?«, fragte Reyder. Früher einmal wäre das lediglich ein lockeres Aufziehen gewesen, vorgebracht mit einem Lächeln; jetzt lag etwas Schneidendes in seinen Worten.
    » Die Höhe macht mir nichts aus«, sagte ich mürrisch, und das stimmte auch ziemlich. » Aber ich bin so linkisch wie ein Selber, wenn es darum geht, rückwärts die Treppe runterzugehen. Ich neige dazu, auszurutschen und durch die Lücken zu fallen.«
    Niemand von uns sprach von dem, was weiter geschehen würde, wenn wir tatsächlich auf Xolchaspfeiler an Land gingen, weil niemand es wusste. Und das, was wir wussten, war entmutigend: die Reizend war mit einer mindestens achtköpfigen Mannschaft bemannt, wahrscheinlich alles Versklavte. Die Leute von Rattéspie hatten von weiteren einundzwanzig Leuten gesprochen, die sich an Bord befinden würden: Flamme, Gethelred, siebzehn Wahrer, von denen die meisten Kasel trugen, sowie zwei weitere Männer. Wir vermuteten, dass diese letzten beiden wahrscheinlich richtige Dunkelmagier waren, vielleicht sogar Dunkelmeister. Die Kasel verrieten uns, dass die Wahrer vom Rat ausgebildet worden waren. Die meisten, vielleicht sogar alle, würden mit einer Waffe umgehen können. Es war eine beachtliche Streitmacht, wohingegen wir drei Erwachsene waren, von denen sich nur zwei mit dem Schwert auskannten, ergänzt um einen Jungen mit mehreren gebrochenen Rippen sowie einen Venn-Lurger-Mischling. Das konnte man wohl kaum als ausgeglichenes Kräfteverhältnis bezeichnen.
    Endlich tauchte der Lotse auf und ging in einem Boot, das die anderen als Pinasse bezeichneten, längsseits. Er kletterte an Bord und übernahm das Steuerruder, obwohl Scurrey uns versicherte, dass er den Weg ebenfalls kannte und uns so sicher an den Untiefen und Felsen hindurch zum Hafendamm bringen könnte, wie ein Sturmtaucher zurück zu seinem Bau auf den Klippen finden würde. Das Anlegen eines Schiffes ohne Lotsen hatten allerdings die Herrschenden von Xolchaspfeiler verboten: Dies war eine der vielen Möglichkeiten, wie man Besuchern Geld abknöpfte. Schon bald, fügte er düster hinzu, würden wir begreifen, dass die Bewohner von Xolchas alles wussten, das man wissen musste, um angesehene Händler um ihr Geld zu erleichtern und das dann als rechtmäßige Besteuerung zu bezeichnen.
    Als wir die Kais erreichten, sahen wir die dort festgemachte Ketsch. Mehrere Seeleute lehnten an der Reling und sahen uns ankommen.

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