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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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erwähnt. In einem Anfall von Gereiztheit hatte ich einmal zu Xetiana gesagt, dass die Xolchaner sich wie ein Schwarm dummer Flundern verhalten würden, die sich im Sand vergruben und auf Beute warteten. Diese flachen Fische vertrauten ihrer Tarnung so selbstgefällig, dass die Fischer an den seichten Sandbänken entlanggehen und sie mit der bloßen Hand auflesen konnten, eine nach der anderen, ohne dass auch nur eine einzige von ihnen je auf die Idee kommen würde, einfach wegzuschwimmen.
    Xetiana hatte damals in aller Ruhe geantwortet: » Aber Glut, wo sollen wir denn hingehen? Wenn es keinen Ausweg gibt, ist es dann nicht besser, das zu genießen, was einem geblieben ist, statt in Panik zu verfallen und blindlings hierhin und dahin zu laufen?«
    Vielleicht hatte sie recht.
    Scurrey hatte eindeutig recht, was die Steuern betraf. Ich stellte fest, dass es eine Sache war, als Botschafterin des Wahrer-Rates, nach der eigens verlangt worden war, in Xolchaspfeiler aufzutauchen, aber etwas ganz anderes, als unbekanntes Halbblut zu erscheinen. Ich musste drei Setus bezahlen, um auch nur meinen Fuß auf den Kai zu setzen, und sie hatten vor, meinen Aufenthalt dort auf genau die drei Tage zu begrenzen, die üblich waren. Sucher wurde ganz aus ihrem Gebiet verbannt, weil er die Vögel aufscheuchen und stören könnte, aber ich musste selbst dafür zwei Setus bezahlen, dass er überhaupt auf dem Boot bleiben durfte.
    Als Menoden-Priester hatte Thor freien Zutritt, aber Kel musste die Arzt-Steuer zahlen, für den Fall, dass er während seines Aufenthalts auf der Insel irgendwelche Leute heilte. Dek benötigte von jemandem von uns eine Unterschrift dafür, dass wir die Verantwortung für ihn übernahmen, weil er ohne einen verwandten Erwachsenen reiste; dieses Schriftstück kostete uns einen weiteren Setu. Dann gab es noch eine Gebühr für den Kai, eine Tagesrate für unseren Schoner (wir hatten Scurrey gebeten, auf uns zu warten), und wenn die Mannschaft den Hafen betreten wollte, würden sie jedes Mal, wenn sie das Schiff verließen, den zwanzigsten Teil eines Setus zahlen müssen. Für uns kam noch einmal ein Zehntel Setu als Beitrag zur » Straßenerhaltung« hinzu, weil wir den Weg zur Oberstadt benutzten, wie sie die eigentliche Stadt nannten. Dieser Beitrag wurde natürlich nur von Fremden gefordert. Auf Xolchaspfeiler hatte man das Steuersystem zu einer wahren Kunstform erhoben.
    Thor bezahlte alles mit Münzen aus seinem Beutel, und als Kel anbot, sich zu beteiligen, winkte er ab. Offenbar hatte er unbeschränkten Zugang zu einer Geldquelle, was mich beunruhigte. Ich wusste auch, warum es mich quälte: Es war der Beweis, dass er in der Hierarchie der Menoden eine Vertrauensposition einnahm. Und es bedeutete, dass der Menoden-Rat nur zu gern ein kleines Vermögen ausgab, um das Burgfräulein zu retten. Was ich nicht erkennen konnte, war, ob dies so war, damit sie den Händen der Dunkelmagier entrissen wurde, oder weil sie wollten, dass sie an ihren angestammten Platz zurückkehrte, so wie sie Lözgalt Freiholtz wieder zurückgebracht hatten, den entlaufenen Festenerben von Bethanie. Ich begann mich zu fragen, ob die Befreiung Flammes von der Dunkelmagie für sie wohl jemals auch bedeuten würde, eigene Freiheit zu erlangen.
    Vielleicht war der Unterschied, als Erbe eines Inselreiches oder als unerwünschtes Halbblut geboren zu werden, ja gar nicht so groß: Wir endeten beide als Gefangene dessen, was wir bei der Geburt mit auf den Weg bekommen hatten.
    Der Pfad hinauf zur Stadt war so schmal, dass Ausbuchtungen nötig waren, damit jene, die nach unten gingen, und diejenigen, die nach oben unterwegs waren, aneinander vorbeikamen. Das Einzige, was uns von einem aberhundert Fuß tiefen Sturz in den Hafen trennte, war ein lockeres Seilgeländer. Der Aufstieg selbst war so steil, dass es eher so aussah, als würde man eine Felswand hochklettern, statt einen gewöhnlichen Spaziergang zu machen. Dek weigerte sich, auch nur einen Schritt zu tun, ohne dass er sich an der Felswand festhalten konnte, und daher kamen wir nur langsam voran. Für einen Jungen, der bis zum Alter von dreizehn oder vierzehn Jahren nichts anderes als Schlick und Mangroven gesehen hatte, musste das Ganze ziemlich schrecklich gewesen sein.
    Wir hatten etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als wir Ruarth trafen, der unterwegs nach unten war.
    Er sah schrecklich aus. Sein rötliches Brustband wirkte trübe, und die sonst so glänzenden Federn waren

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