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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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sagte sie. » Wir waren damals jung, und ich bin keine Agentin der Wahrer mehr. Ich habe gehört, dass sie ruhiger geworden ist, eine ziemliche Verfechterin des Protokolls. Das ist bei Herrschern oft so, wenn sie erst mal auf dem Thron sitzen.«
    Das stimmt, sagte Comarth. Sie war bekannt für ihr überstürztes, vorschnelles Verhalten, aber seit sie das Erbe angetreten hat, hat sie ihren alten Kameraden den Rücken gekehrt. Ihr Verhalten ist tadellos geworden, wie es sich gehört. Wie es sein sollte.
    » Wir werden versuchen, bei ihr eine Audienz zu bekommen«, sagte Reyder. » Ich gehe zum Haus der hier ansässigen Menoden. Vielleicht verfügen sie über etwas Einfluss.«
    Ich wandte mich an den Dunstigen. » Könnt Ihr zuerst jemanden zu Ruarth schicken und ihm sagen, dass wir hier sind? Wir müssen mit ihm sprechen. Sobald die Hafenformalitäten erledigt sind, werden wir in die Stadt hochgehen. Er kann uns unterwegs treffen, wenn das möglich ist.«
    » Mich interessiert immer noch, was passiert, wenn so ein Klotz umfällt«, sagte Dek und reckte den Hals, um zum Pfad hochzusehen, der sich im Zickzack und unmöglich steil und schmal nach oben zu winden schien. Wir konnten das Wachttor sehen, aber nichts von der Stadt selbst. » Was für ein gewaltiges Platschen das geben muss! Glaubt Ihr, das obere Ende wird gegen diesen anderen Klotz da fallen, wenn er umstürzt?«
    Schlagartig, ohne jede Vorwarnung, hämmerte mir das Herz in der Brust, und das hatte nichts mit einstürzenden oder umfallenden Pfeilern zu tun. Morthred war nur einen Aufstieg entfernt, und diesmal würde er sterben – oder wir würden es tun.

27
    k
    Erzählerin: Glut
    Ich hatte Xetiana gemocht, damals, als sie noch Turmerbin und ich Agentin der Wahrer gewesen war. Sie war etwa in meinem Alter und noch sehr viel verrückter als ich. Ihr Vater hatte es aufgegeben zu glauben, sie jemals lenken zu können, und es war ein Akt der Verzweiflung gewesen, dass er mich gebeten hatte, eine Weile zu bleiben und sie unter meine Fittiche zu nehmen. Natürlich war ich kaum die richtige Person, wenn er wirklich gewollt hatte, dass sie den Schliff der Nabe bekam, aber es hatte Spaß gemacht. Ich hatte mir vorgenommen, nicht dafür zu sorgen, dass sie ihre Eskapaden beendete, sondern ihr beizubringen, wie man eine Gefahr einzuschätzen lernt, oder auch eine Person oder Situation. Wie sie unterscheiden konnte zwischen einem Mann, der sie mochte, und einem, der mochte, was sie ihm vielleicht geben konnte, ob es sich nun um Ansehen oder Macht handelte. Und vielleicht war es mir an irgendeinem Punkt auf diesem Weg auch gelungen, ihre angeborene Vorsicht etwas zu stärken. Ich hatte vier Monate in Xolchaspfeiler verbracht, während Dasrick – wütend wie ein Krebs, dem man die Scheren zusammengebunden hatte – unentwegt meine Rückkehr verlangt hatte.
    Drei Jahre später war Xetianas Vater bei dem Einsturz eines Pfeilers ums Leben gekommen. Tatsächlich waren damals viele Xolchaner gestorben. Deks Frage war gar nicht so dumm gewesen: Es war ein beständiges Problem, ein Schicksal, das über dem gesamten Inselreich schwebte. Früher oder später würden sämtliche Pfeiler einstürzen und Opfer des unerbittlich auf die Felsen einhämmernden Ozeans werden. Alle paar Jahre fiel einer der kleineren, schmaleren Pfeiler um und riss seine Bewohner mit sich. Oder manchmal brach auch ein kleinerer Teil eines größeren Pfeilers einfach ab und rutschte in den Ozean, ließ eine nackte Felswand zurück, die dem Wüten des Wassers und den dort nistenden Meeresvögeln ausgesetzt war.
    Diese Unsicherheit hatte Auswirkungen auf den Charakter der Xolchaner, die außerordentlich phlegmatisch waren. Sie schmiedeten selten Zukunftspläne, sondern waren gewöhnlich glücklich und zufrieden damit, von ihren Familien umgeben zu sein und genug Fische zu fangen, genug Schafe zu hüten oder genug Seetang zu sammeln, um sich ernähren zu können. Und genügend Guano zu ernten, um sich ein bisschen Luxus gönnen zu können, den sie von anderen Inseln erwarben. Sie lebten in stiller Zufriedenheit und verdrängten die Möglichkeit, dass ihr eigener Pfeiler oder ihr guanoreicher Fels der nächste sein könnte, der einstürzte.
    Wenn ein Pfeiler oder ein Hof oder eine Felswand im Meer verschwunden war, wurde darüber nie wieder gesprochen. Der fehlende Pfeiler wurde einfach auf den Karten ausradiert, die Opfer nur wenig betrauert, zumindest öffentlich, und die Umstände ihres Todes wurden niemals

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