Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
würde Flamme da sein, und sie wusste, wer ich war. Und dann gab es noch das kleine Problem, wie man es schaffte, jemanden in weniger als ein oder zwei Sekunden zu töten.
kkk
Brief des Feldforschers (Sonderbeauftragten) S. iso Fabold, Nationalforschungsministerium, Bundeshandelsministerium, Kell, an den Leitenden M. iso Kipswon, Präsident der Nationalen Gesellschaft für das Wissenschaftliche, Anthropologische und Ethnographische Studium nicht-kellischer Völker.
Heutiges Datum, 12 – 1 .Einzelmond – 1794
Lieber Onkel,
und schon befinden wir uns wieder in einem neuen Jahr. Und wie aufregend es für mich zu werden verspricht! Ich kann kaum glauben, dass die K.S. Seeströmung in weniger als zwei Monaten wieder Segel setzen wird, als Mittelpunkt einer Flotte von fünf Schiffen, und ich an Bord sein werde. Unser angestrebtes Abreisedatum ist der 20 . des ersten Doppelmondes.
Es freut mich zu hören, dass meine Geschichten über die Ruhmesinseln dich nach wie vor interessieren und Tante Rosris erheitern. Ich verstehe vollkommen, warum du es vorziehst, ihr davon zu erzählen, statt sie selbst lesen zu lassen! Gerade Glut lässt es ernsthaft an weiblichem Feinsinn fehlen, und ich möchte nicht gern eine Dame ihrer unverblümten Schroffheit aussetzen. Und ich würde auch nicht wollen, dass eine guterzogene Lady von Flammes traurigem Mangel an moralischem Charakter erfährt. Anyara und ich hatten genau über dieses Thema kürzlich am Abend ein langes Gespräch. Sie behauptet, dass die Empfindsamkeiten der Kellen manchmal an Scheinheiligkeit grenzen würden, aber ich denke, es kann nie falsch sein für eine Frau, sich ihren weiblichen Charakter zu erhalten. Wir sollten sie vor dem Schlimmsten in der Welt bewahren; sie haben nicht die Konstitution und auch nicht die moralische Stärke, um es mit alldem aufzunehmen, womit ein Mann es aufnehmen muss. Ich bin sicher, dass Anyara die Kraft dieses Arguments erkannt hat, denn sie hat das Thema nicht weiter verfolgt.
Frauen! Sie sind so leicht zu beeindrucken. Anyara behauptet, dass Gilfeder und Glut die Wahrheit sagen müssen, und dass die Ruhmesinseln daher einmal voller außerirdischer Kreaturen und bösartiger Zauberer gewesen sind … Nichts, das ich sage, kann sie anscheinend davon überzeugen, dass wir es mit einer Kultur zu tun haben, die durchsetzt ist von abergläubischem Unsinn, und in der alles, was nicht erklärt werden konnte, als Magie bezeichnet wurde. Ich bin überzeugt davon, dass die Bewohner der Ruhmesinseln, als sie mit den ersten kellischen Händlern in Berührung kamen – das heißt, mit wahren » Außerirdischen« in ihrem Land –, die Idee von mythischen Wesen fallen ließen. Sie schrieben die Ghemfe und die Magier tatsächlich aus ihrer Volkskunde heraus und hörten auf, ihre Energie mit der Frage der Bürgerschaft zu verschwenden, um so zur Einheit zu gelangen und sich stattdessen auf die Dilemmas zu konzentrieren, die diese neue Welt mit sich brachte. Und unsere kellische Ankunft hat ihnen tatsächlich eine neue Welt gebracht, glaube mir.
Danke für die Einladung, auf deinem Landgut in Emmorland zu jagen. Ich habe wundervolle Erinnerungen an die Hirsche dort und werde alles tun, um der Stadt für eine Woche zu entkommen und mich zu euch zu gesellen.
Dein treuer Neffe
Shor iso Fabold
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Erzähler: Kelwyn
Ich verbrachte den größten Teil des Tages damit, mich krank zu fühlen. Ich war mir nicht sicher, ob es daran lag, dass ich mich in der Gegenwart eines Dunkelmeisters aufhielt, oder ob es einfach nur damit zu tun hatte, dass ich mir vor Angst am liebsten in die Hose gemacht hätte.
Letzteres vermutlich, wie ich dachte. Dabei hatte ich nicht so sehr Angst davor, dass ich sterben könnte, sondern dass ich vielleicht irgendwann im Laufe des Tages eine Entscheidung würde treffen müssen, die für jene um mich herum Tod oder Leben bedeuten konnte. Wenn ich das, was meine Nase mir über Morthred mitteilte, falsch deutete, konnte ich sogar für den Tod des Inselherrn verantwortlich sein. Und es wäre sicherlich sehr leicht, einen Fehler zu machen, denn Morthred roch so stark nach Dunkelmagie, dass es alle Feinheiten zu überdecken schien.
Ich hatte alles getan, was mir einfiel, um möglichst wenig Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich hatte meine Haare wieder gefärbt und in ein unscheinbares Braun verwandelt sowie mir den Bart abrasiert. Ich trug die Uniform von Xetianas persönlicher Leibgarde, zu der auch ein breitkrempiger Hut
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