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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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anzuziehen, denn das Nächste, was ich wieder klarer in Erinnerung habe, ist, dass ich vollständig angezogen, in sauberer Kleidung auf der Bettkante saß. Und sie saß mir gegenüber auf einem Stuhl. Ihre Knie berührten meine. Sie legte mir ihre Hände ums Gesicht, so dass ich gezwungen war, sie anzusehen. Ihr in die Augen zu sehen.
    » Es tut mir aufrichtig leid, dass ich wütend auf dich war«, sagte ich und bezog mich damit auf das letzte Mal, als wir uns allein unterhalten hatten. » Wegen Flamme.« Es schien wichtig zu sein, das zu sagen. Ich hatte sie fürchterlich angeschrien, und als ich dachte, sie würde sterben, hatte ich mich meiner Wut geschämt.
    » Das weiß ich«, sagte sie. » Und mir tut auch leid, was ich gesagt habe, und die Art und Weise, wie ich es gesagt habe.« Sie berührte sanft meine Wange, als wäre ich ein Kind. » Kel, wir wissen nicht mit Sicherheit, dass es Ruarths Leiche war. Es könnte auch irgendein anderer Dunstiger gewesen sein.« Sie wiederholte das zweimal, bis ich es wirklich hörte und den Sinn ihrer Worte verstand.
    » Ich weiß, dass er es nich war«, sagte ich und zwang mich schließlich, meine Aufmerksamkeit auf etwas zu richten, das viel zu schrecklich war, um es jemals ganz akzeptieren zu können. » Es war nich der Geruch von Ruarth. Aber spielt es eine Rolle? Wenn er nich aufgetaucht is, is er tot, das wissen wir beide.«
    Sie nahm die Hände von meinem Gesicht und legte sie um meine Hände, hielt sie fest. » Kel …«
    Ich unterbrach sie. » Jeder einzelne Dunstige, der sich in der Luft aufgehalten hat, Glut, überall auf den Ruhmesinseln. Denk nur einen Moment darüber nach. Eine Mutter vielleicht, die ihren Jungen Nahrung bringen wollte. Oder ein Jungvogel, der seinen ersten Flug unternommen hat. Oder ein Schwarm, der auf Futtersuche war. Ein junger Kerl, der dabei war, seine Liebe zu umwerben. Wie viele waren ebenso unterwegs wie diese? Wie viele Tausend? Zehntausend? Fünfzig? Fünf hundert tausend? Werden wir es jemals wissen ?«
    » Nein«, sagte sie leise. » Nein, wir werden es niemals wissen.«
    Ich starrte sie an. Ich hatte mir gewünscht, dass sie widersprach, es leugnete. Dass sie etwas in der Art sagte wie, alles sei in Ordnung; dass es nicht so war. Dass ich mich irrte. Stattdessen sagte sie: » Wir alle werden lernen, damit zu leben, Kel, so wie wir alle lernen, mit dem Gedanken zu leben, dass wir eines Tages selbst sterben müssen. Du hast sie nicht getötet. Morthred war das. Morthred-Gethelred, der Herrscher von Skodart, hat sie ermordet. Er hat sie in dem Moment ermordet, als er ihre Großeltern und Urgroßeltern mit seiner Dunkelmagie in Vögel verwandelt hat, vor neunzig oder wie viel Jahren.«
    Ich suchte nach Worten, und dann flüsterte ich, weil ich mehr nicht zustande brachte: » Ich hab es nich geglaubt, weißt du. Nich wirklich. Ich habe nich geglaubt, was du alles über Dunkelmagie erzählt hast. Ich dachte, ich wüsste es besser. Schließlich gibt es die Wissenschaft, und sie kennt alle Antworten. Dunkelmagie war eine Krankheit. Die Dunstigen waren nie Menschen gewesen, es war einfach nur ein Mythos. Deshalb dachte ich, den Dunkelmeister zu töten würde nichts verändern. Ich war mir so sicher …« Ich machte eine Pause. » Ich war so arrogant, so sicher, dass ich über alles Bescheid wusste.« Ich blinzelte die Tränen zurück. » Aber sie haben die Wahrheit gekannt, Glut. Ruarth. Die Xolchas-Dunstigen, Comarth und die anderen. Nur, warum sind sie dann immer noch geflogen? Sie alle haben gewusst, dass Morthred gestern sterben würde.«
    » Sie waren Vögel, Kel. Vielleicht konnten sie sich einfach nicht vorstellen, wie es ist, nicht fliegen zu können.«
    » Es muss mehr gewesen sein als das.«
    » Ich habe versucht, mit einigen von denen zu reden, die überlebt haben. Ich wollte Ruarth finden. Aber es ist schwer, mit ihnen zu sprechen. Sie haben es nicht gelernt. Sie versuchen immer wieder … zu piepsen und mit den Flügeln zu schlagen.« Sie schluckte. » Es ist gespenstisch. Sie erkennen nicht einmal einander. Sie haben keine Vorstellung davon, wie ihre eigenen Familien aussehen. Sie können diejenigen nicht finden, die sie lieben. Sie können ihre eigenen Namen nicht sagen. Sie kennen nicht einmal ihre eigenen Gesichter.« Sie holte tief Luft. » Xetiana hat der Wache befohlen, all die … die Kinder zu retten, die auf den Fenstersimsen und Dächern hängen. Und auch die Erwachsenen. Nicht alle sind gestorben, Kel.«
    Ich bebte,

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