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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ziemlich spontan ihr Gesicht an meinen Rücken und überflutete meine Sinne mit ihrem Mitgefühl. » Es tut mir so leid«, flüsterte sie.
    Die seltsame Geste entwaffnete mich beinahe. Es war alles zu viel: Ich wollte zusammenbrechen, weinen, wollte dem Gefühl, schuldig zu sein, nachgeben. Ich wollte wütend auf sie sein, brüllen, Vernunft in sie hineinschütteln. Stattdessen atmete ich tief durch und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Glut. Sie nickte; offenbar teilte sie Flammes Gefühle. » Wir hatten nicht vorgehabt, Euch da mit reinzuziehen«, sagte sie. » Wir wollten nur Euer Reittier stehlen. Aber als ich auf seinem Rücken saß, ist es plötzlich zum Marktplatz gerannt, ohne dass ich das Geringste dagegen tun konnte. Gibt es irgendetwas, wie wir das wiedergutmachen können?«
    » Wie wär’s, wenn Ihr Euch ihnen ausliefert?«, fauchte ich. » Ihr könntet damit beginnen, dass Ihr den Fellih-Wachen erklärt, was passiert ist.«
    » Äh, ich meinte, abgesehen davon.« Sie hatte immerhin den Anstand, schuldbewusst zu wirken, aber es war auch klar, dass sie nicht die Absicht hatte, ihre eigene Freiheit zu gefährden, indem sie für meine sorgte.
    Ich biss in hilfloser Wut und Enttäuschung die Zähne zusammen.
    » Wir werden Euch verlassen, wenn Ihr darauf besteht«, sagte sie. » Allerdings müssen wir irgendwie zur nächsten Ghemf-Enklave kommen. Ihr wisst nicht zufällig, wo …«
    » Wenn Ihr glaubt, dass Euch ein Ghemf helfen wird, seid Ihr nebelverrückt. Die Ghemfe verstoßen nie gegen das Gesetz.«
    » Ich muss trotzdem ein Ghemf finden. Ich brauche einige Informationen, die sie vielleicht haben.« Ihr Blick war fest. Sie bat mich nicht so sehr zu gehorchen, sondern sie erwartete es.
    » Bei der Schöpfung, Ihr habt tatsächlich die Frechheit, mich um alles zu bitten!«
    Sie nickte, aber diesmal sagte sie nichts.
    Ich nahm die Zügel wieder in die Hände. » Es befindet sich eine auf meinem Weg«, sagte ich mit einem Seufzer.
    Ich konnte nicht glauben, wie schnell mir meine ganze Welt um die Ohren geflogen war.
    Die Enklave der Ghemfe war klein und umfasste etwa zehn Häuser, die sich am Ufer des Gezeitenflusses erstreckten, der zwischen den Außenbezirken der Stadt hindurch zum Meer floss. Das gesamte Gebiet war von Gruben mit brackigem Wasser durchsetzt. Es waren Tümpel, die sich füllten und leerten, je nachdem, ob gerade Flut oder Ebbe war. Sie wurden durch ein Netz aus Kanälen mit Wasser versorgt. Diese Kanäle lagen im Schatten von Mangroven, völlig abgeschirmt von der Sonne. Ein Gewirr aus miteinander verflochtenen Zweigen und Wurzeln bildete eine Barriere, die die Enklave vor fremden Blicken schützte. Die Ghemfe liebten ihre Privatsphäre. Und sie schienen sich auch aus Mücken nichts zu machen.
    Ganz in der Nähe führte einer der beiden Wege vorbei, über die man von Mekatéhaven zum Steilhang gelangte und von dort weiter zum Dach von Mekaté; die Ghemfe hatten ein Schild angebracht, das auf den kleineren Pfad aufmerksam machte, der zu ihrer Siedlung führte. Wir blieben bei dem Schild stehen, während Glut es mit ihrer Laterne beleuchtete, um sich zu vergewissern, dass wir auch wirklich richtig waren. Ghemfische Tätowierungen stand auf dem Schild. Es wurde kein Preis erwähnt, aber Tätowierungen kosteten überall auf den Ruhmesinseln das Gleiche, egal, ob es sich um einen Hasen mit einer billigen Perlmutteinlage handelte wie bei mir oder um einen teuren Aquamarin in einem tätowierten Auge wie bei der Cirkasin. Man erhielt genau die Tätowierung und den Edelstein, die dem Bürgerrecht entsprachen, und damit war die Sache erledigt. Tatsächlich äußerten sich die meisten Leute nur in Bezug auf eine einzige Sache positiv über die Ghemfe, und das betraf ihre Unbestechlichkeit. Was immer man ihnen auch bot, sie ließen sich nicht bestechen.
    Wir da oben in der Himmelsebene kümmerten uns nicht sehr um das Bürgerrecht, aber ich hatte genug mitbekommen, um zu wissen, dass jene, die keines hatten, es oft sehr schwer im Leben hatten. Keine Tätowierung zu haben bedeutete, als bürgerrechtslos gebrandmarkt zu sein, keinen Status und keine Rechte zu besitzen. Man konnte völlig rechtmäßig aus einem Inselreich verjagt werden. Wer überlebte, tat das meist auf der falschen Seite des Gesetzes oder lebte als Ausgestoßener an Orten wie Gorthen-Nehrung.
    Wir verließen den bisherigen Weg und bogen – immer noch mit Hilfe der Laterne – auf den kleineren Pfad ein. Es musste inzwischen

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