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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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überraschender Gewandtheit zu zerlegen, sorgfältig das Fleisch vom Rückgrat und den Flossen zu lösen. Als er die fleischigeren Teile halb gegessen hatte, bot er auch mir etwas an. Ich lehnte ab, und so vertilgte er genießerisch auch noch den Rest. Ich war an die Hunde von Mekatéhaven gewöhnt, aber dieser Kerl hier war gar nicht wie sie.
    Bei näherem Hinsehen allerdings war nichts in meinem Leben so, wie es auf den ersten Blick zu sein schien, nicht einmal unser bevorstehender Aufbruch.
    Ich kehrte vom Berg zurück und machte mich daran, so viel von meinen Heilmitteln und meiner Ausrüstung einzupacken, wie ich mitnehmen konnte. Solange ich mit einem Selber reiste, spielte es keine Rolle, aber es würde die Zeit kommen, da ich alles auf meinem eigenen Rücken würde tragen müssen. Ich war also so rigoros wie möglich, erst recht, als ich sah, wie groß der Käse war, den meine Mutter eingepackt hatte.
    Als Jaim am nächsten Tag mit zwei weiteren Selbern zurückkehrte, war ich bereit. Garwin hatte mir Geld und Adressen und Hinweise und genug Ratschläge gegeben, dass sie für ein ganzes Leben gereicht hätten. Mein Vater hatte mir seinen besten Dolch gegeben, meine Mutter hatte gewaltige Pakete mit Essen für jeden von uns zusammengestellt, was ihre Art und Weise war, mir zu sagen, wie sehr sie mitfühlte. Sie war nicht sehr redegewandt, meine Mutter.
    Ich drehte den Dolch in meinen Händen. Die kurze Klinge war aus Stahl von der Küste hergestellt worden; der Griff bestand aus Selberhorn, das so alt war, dass es schwarz geworden war. Es war eher ein Allzweckwerkzeug als eine Waffe. Wir brauchten auf der Ebene keine Waffen. Ich nickte meinem Vater dankend zu, lächelte meine Mutter an und wunderte mich über den Kloß in meiner Kehle.
    Alles, was jetzt noch blieb, war, Lebwohl zu sagen …
    Glut hielt den Zügel ihres Reittiers und versuchte, sich mit ihm anzufreunden, aber dem Tier tröpfelte Gallenflüssigkeit aus dem Maul, und es bleckte unentwegt die Zähne. Flamme betrachtete ihren eigenen Selber mit zweifelnder Miene und erklärte, dass es einen auch nicht weiterbrachte, wenn man als Kind auf Cirkase auf Ponys der Wahrer-Inseln geritten war. Nicht, wenn es darum ging, mit unseren Reittieren klarzukommen.
    Ich half gerade dabei, die Selber zu satteln, als Tess sagte: » Da kommt jemand.«
    Mein Vater blickte von dem Gurt auf, den er gerade festzog. Er hatte die beste Nase von uns allen und fügte hinzu: » Von Gar. Madrigogar Elsins ältester Sohn.«
    Er hatte natürlich recht; das war immer so. Es war Deringar, einer der Harzmacher aus dem Haus Elsin, ein Mann meines Alters, der jetzt mit einer Grobheit und Nachlässigkeit gegenüber unserer Natur zu unserem Dorf geritten kam, dass wir alle nach Luft schnappten. Er zügelte den Selber erst, als er das erste Haus erreicht hatte, und selbst da ritt er noch neben den Trittsteinen, was ein derart gewaltiger Bruch mit unseren guten Manieren war, dass das Gesicht meines Vaters sich vor Wut verdunkelte und meine Mutter weiß wurde. Garwin und ich wechselten einen Blick. Glut fing den Blick auf, und ihre Augen wurden schmal. Ihr entging nicht sehr viel. Die Häuser des Tharns leerten sich, als alle herausgelaufen kamen; niemand konnte von Derins Aufruhr unberührt geblieben sein, als er schließlich vor mir die Zügel anzog.
    Innerlich wich ich einen Schritt vor ihm zurück, doch die Trauer, die ich verspürte, wog schwer genug, dass ich rein äußerlich wie erstarrt dastand.
    Derin sah mich direkt an, als er sprach. » Eine Delegation von zwanzig Beamten aus Mekatéhaven ist gekommen. Sie sagen, sie wären hinter drei Gesetzesbrechern her, von denen einer du wärst, Kel Gilfeder von Wyn.«
    Ich schwieg. Zwanzig Mann?
    » Sie tragen das Siegel des Havenherrn bei sich und haben den Befehl, dich nach unten zu bringen.«
    Ich nickte; ich wusste, dass noch mehr kommen würde.
    » Wir werden sie bis morgen aufhalten.« Er wandte sich an meinen Vater. » Torrwyn, wir von Gar verlangen Kels lebenslange Verbannung von der Himmelsebene.«
    Meinem Vater fiel die Kinnlade herunter. » Weil er diesen Mädchen geholfen hat?«, fragte er ungläubig. » Es war eine kleine Angelegenheit, über die er keine Kontrolle hatte.«
    » Nein, er hat dir offensichtlich noch nich die ganze Wahrheit gesagt, Torr. Es war seine Hand, die den Stein geworfen hat, der seiner Frau das Leben nahm, wie einer der Fellih-Gläubigen uns erzählt hat. Und dieser Mann hatte keine Ahnung von der

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