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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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geschmolzenen Käse im Brotmantel zu servieren. Ich war nicht hungrig gewesen und hatte eigentlich gar nichts essen wollen, aber der Geruch war verführerisch, und schließlich aß ich alles, was sie mir gab. Meine Stimmung blieb allerdings düster, und gleich danach legte ich mich, gegen die Kälte gut eingewickelt, unter unser schützendes Dach und schlief ein.
    Ich erwachte mitten in der Nacht. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Doppelmonde waren herausgekommen, berührten sich beinahe, wie es schien – der eine silbern, der andere golden, eine Kombination, die der Welt einen bläulich grünen Schimmer verlieh. Es war fast hell genug, dass man hätte lesen können. Ich spürte die Nachwirkungen eines Traumes in mir, den ich geträumt hatte. Nein, kein Traum, ein Alptraum. Jastriákyn stand auf dem Dach unseres Familienhauses, umgeben von Fellih-Priestern, die getrocknete Selberklumpen auf sie warfen. Sie schrie mir zu, dass ich ihr helfen sollte, und ich rief: » Hab keine Angst, Jastriá, ich rette dich.« Sie lächelte mich glücklich an, und dann nahm ich einen Stein in die Hand …
    Ich rollte mich aus dem zusätzlichen Tagaird, den ich als Decke benutzte, und stand auf. Ich fühlte mich elend. Sucher sah mich erwartungsvoll an, aber ich beachtete ihn nicht weiter. Ich ging ein Stück am Berghang entlang und setzte mich dann auf einen Felsbrocken und zog die Knie an mich, umklammerte sie mit den Händen. Es war eine kalte Nacht, aber ich bemerkte es kaum.
    Wie lange würde es dauern, bis ich mit dem, was ich getan hatte, würde leben können? Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, überhaupt jemals damit klarzukommen. Ich hatte meine Frau getötet. Die Frau, die ich einmal so sehr geliebt hatte, dass ich für sie gestorben wäre. Die Frau, die ich als Mutter meiner Kinder vor mir gesehen hatte. Die Frau, die ich einmal so sehr begehrt hatte, dass allein die Vorstellung, jemals mit einer anderen zu schlafen, undenkbar gewesen war. Die Frau, die schließlich das tiefe Bedürfnis gehabt hatte, mich für das zu bestrafen, was ich getan hatte, oder was ich nicht getan hatte.
    Eine Frau, die ich ganz und gar nicht gekannt hatte.
    Sucher kam und legte sein Kinn auf mein Knie und winselte. Ich tätschelte abwesend seinen Kopf, und er sabberte aus Dankbarkeit.
    » Ich mag Hunde nicht sehr.«
    Überrascht sah ich auf. Ich war so sehr in meine eigenen Sorgen vertieft gewesen, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie Flamme näher gekommen war. Ausnahmsweise einmal war ihr Vogel nicht zu sehen. » Aber irgendwie«, sprach sie weiter, während das Tier jetzt seine feuchte Aufmerksamkeit auf sie richtete, » habe ich Sucher sehr liebgewonnen. Ich sage Glut natürlich nichts davon. Es ist ein Geheimnis zwischen mir und Sucher.« Sie kraulte ihn am Hals, und er schlug mit dem Schwanz gegen mich. Es tat weh, und ich musste ihn wegschieben.
    Sie ließ sich auf einem anderen Stein nieder, aber sie sah mich nicht an. » Ich vermute, Ihr möchtet im Augenblick gar keine Gesellschaft haben, aber ich habe das Gefühl, ich sollte Euch sagen, wie leid es mir tut, dass sie herausgefunden haben, auf welche Weise Jastriá gestorben ist. Ich konnte auch nicht schlafen.« Sie schüttelte den Kopf und fügte hinzu: » Ich sage immer wieder, wie leid es mir tut, obwohl ich weiß, dass keine Entschuldigung der Welt irgendetwas wiedergutmachen wird, nicht einmal ein klitzekleines bisschen.«
    Ich erwiderte nichts, also sprach sie weiter. » Als ich mich entschieden hatte, Morthred zu folgen, dachte ich, es ginge nur um ihn und mich. Dass nichts, was ich tun würde, irgendetwas in der Welt schlimmer machen könnte, dass es vielleicht sogar die Inseln zu einem besseren Ort machen könnte. Aber weil ich diese Entscheidung getroffen habe, habe ich Euer Leben zerstört. Eure Familie war so nett zu uns, und jetzt sind sie unglücklich wegen all der Dinge, die sie erfahren haben. Es wäre nicht passiert, wenn wir nicht Euren Selber gestohlen hätten. Ich weiß, dass ich mit keinem meiner Worte irgendetwas für Euch besser machen kann, aber ich möchte, dass Ihr wisst, dass ich alles rückgängig machen würde, wenn ich könnte.«
    Jetzt sprach ich doch, aber mehr vor Überraschung als aus anderen Gründen. » Es war Eure Idee, diesem Morthred zu folgen? Nich Gluts?«
    » Nein, es war meine. Glut ist mitgekommen, weil sie nicht zulassen wollte, dass ich den Mistkerl allein verfolge. Sie ist selbst von ihm verletzt worden, aber ich bezweifle, dass

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