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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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sie hat gesehen, dass Garwin sogar noch weiter gereist ist. Sie dachte, sie könnte Euch dazu bringen, sie wegzubringen, richtig weg. Aber Ihr wart Euch selbst gegenüber nicht ehrlich. Ihr seid es immer noch nicht.«
    » Was soll das heißen?«
    » Kel, seht Euch doch an. Und seht Euren Bruder an. Jaimwyn ist Arzt, genau wie Ihr. Er stellt Heilmittel her und reist zu den Leuten, um sie zu behandeln, aber Ihr habt noch nie erlebt, dass er nach unten gereist ist. Er probiert nie etwas Neues aus, sucht nicht nach neuen Kräutern, nicht nach neuen Behandlungsmethoden, nicht nach neuen Heilmitteln. Er spielt nicht mit dem Feuer und heiratet auch nicht eine Frau wie Jastriá, die voller Wildheit und Leidenschaft ist. Ihr und er seid ganze Ozeane voneinander entfernt. Es genügt ihm, in Wyn zu leben und das zu tun, was Euer Vater getan hat und dessen Vater vor ihm. Es genügt ihm, eine Frau wie Tess zu heiraten. Aber Ihr seid nicht der Mann, der den Rest seines Lebens in Wyn sitzen will, genauso wenig wie Euer Onkel. Jastriá hat das gesehen; sie hat in Euch gesehen, was sie in sich selbst gesehen hat. Sie hat den Hunger nach Neuem gesehen, nach neuen Herausforderungen. Sie hat die Leidenschaft gesehen. Sie hat erwartet, dass Ihr sie vor der Eintönigkeit hier rettet, die sie gelähmt hat.
    Stattdessen seid Ihr immer wieder nach Wyn zurückgekehrt. Ihr habt Euch dort niedergelassen oder es Euch zumindest eingeredet. Ich denke, es hat sie zutiefst wütend gemacht, dass Ihr nicht akzeptiert habt, wer Ihr wirklich seid: ein Rebell wie sie.«
    Ich wollte meiner Wut freien Lauf lassen, wollte ihr die Lügen ins Gesicht zurückschleudern, ihr sagen: So bin ich nicht! Aber ich konnte es nicht. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich Wyn in all den Jahren nur deshalb hatte genießen – oder gar ertragen – können, weil ich wusste, dass ich es hin und wieder verlassen konnte. Und das war kaum die übliche Art und Weise, wie ein Hochländer seine Heimat sah. Ich war nur einfach nicht mutig genug gewesen, dies zu sagen oder meine Bedürfnisse zu ihrem logischen Schluss zu führen und das zu tun, was Onkel Garwin getan hatte, der den größten Teil seines Lebens fern der Himmelsebene verbrachte.
    Schließlich sagte ich leise: » Jastriá hat mich oft darum gebeten, aber ich bin immer wieder zurückgekehrt und habe sie mitgenommen. Dahin, wo es sicher war. Es liegt etwas Verführerisches darin, wisst Ihr: Sicherheit, Gewissheit, immer zu wissen, was zu tun is und wie man es tut. Man muss nich nachdenken. Ich hatte nur einfach nich den Mut wegzugehen … denn ich habe gewusst, dass es keine Gewissheiten mehr geben würde, wenn ich es tue. Keinerlei Sicherheit. Ich habe sie geliebt, aber ich habe sie nich genug geliebt, um ihr das zu geben, was sie wollte.«
    » Ich glaube, es ist das, was auch Ihr wollt. Und das war es, was sie so erbittert hat.«
    » Nun, dann habe ich ja jetzt bekommen, was ich will, oder?«, sagte ich, meinerseits verbittert. » Dann verratet mir doch, wieso ich mich so schlecht dabei fühle?« Ich rechnete nicht mit einer Antwort, und ich bekam auch keine.
    Wir gingen etwa eine Meile schweigend dahin, bevor ich langsam sagte: » Und so hat sie mich also bestraft. Sie hat die Möglichkeit zur Flucht, die Ihr ihr geboten habt, ausgeschlagen und mich stattdessen gezwungen, sie zu töten. Was ihr die zusätzliche Befriedigung der Rache mir gegenüber verschaffte, weil sie das Gefühl hatte, dass ich sie verraten habe.«
    » Genau das glaube ich. Sie hatte das Gefühl, dass es keine … keine Hoffnung gab. Und sie war sehr wütend. Es war nicht Euer Fehler.«
    » Aber Ihr habt doch gerade gesagt, dass es meiner war.«
    Sie packte mich am Arm und brachte mich dazu, stehen zu bleiben. » Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe Euch eine Erklärung gegeben.« Sie zog mich herum, so dass ich ihr gegenüberstand, und zwang mich, ihr in die Augen zu sehen. Ich musste zu ihr hochsehen. Sie sagte: » Jastriá war erwachsen. Sie war alt genug, um selbst zu entscheiden. Sie hätte auch allein ein anständiges Leben außerhalb der Himmelsebene führen können. Sie war intelligent und freundlich, und sie war auch nicht mittellos. Sie hat sich entschieden, sich selbst zu zerstören, und wie ein Fisch, der am Haken des Anglers hängt, hat sie den Angler dafür verantwortlich gemacht, nicht sich selbst. Es war nicht Euer Fehler.«
    Ich drehte mich um und ging weiter, und sie ging hinter mir her. » Gilfeder, ich weiß, was Ihr

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