Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
nie in der Lage, jenem Teil in sich zu folgen, der so verzweifelt danach strebt, wieder sie selbst zu sein.« Sie zog mit der Hand so fest an Suchers Fell, dass er aufheulte; sie bemerkte es nicht einmal. » Ich kann mir keinen größeren Schrecken vorstellen. Es wäre weit, weit schlimmer als der Tod.« Sie zitterte, es schüttelte sie richtig, als hätte sie Fieber.
    Ich starrte sie entsetzt an; mir fehlten die Worte.
    Oh, bei der Schöpfung, dachte ich. Er hat sie vergewaltigt. Oder noch Schlimmeres getan.
    Dann sagte sie, so eindringlich, dass es beängstigend war: » Ich will ihn tot sehen, Kel. Ich will es so sehr, dass es mich fast vernichtet.« Sie lächelte schwach, als sie ganz offensichtlich an meinem Gesichtsausdruck erkannte, wie erregt sie gewesen war. » Nun, Ihr wolltet es wissen.«
    Drei Tage später stießen wir am späten Nachmittag auf eine Selberherde, die von zwei Jugendlichen von Tharn Kyn gehütet wurde. Ich erinnerte mich vage daran, dass ich die beiden Jungen im Jahr zuvor bei einem Sommerfest gesehen hatte; einer von ihnen war mit Jastriá verwandt. Sie freuten sich, uns zu sehen; selbst für Hochländer, die sich gar nicht nach einem anderen Leben sehnen, kann es sehr eintönig werden, einen ganzen Monat lang eine Herde zu hüten. Sie grüßten mich und stellten sich als Corkyn und Belankyn vor, ließen aber die ganze Zeit Flamme nicht aus den Augen. Sie versuchten, höflich zu sein, aber es fiel ihnen schwer, auch nur zwei zusammenhängende Worte zu sprechen. Da sie keine andere Gesellschaft gehabt hatten als sich selbst und die Selber, sah in ihren Augen jede Frau gut aus; auf zwei heranwachsende, kaum achtzehn Jahre alte Jungen musste Flamme Windreiter wie eine Vision aus einem Meerestraum wirken. Glut mit ihrem gewaltigen Schwert dagegen behandelten sie eher mit einer Art benommener Achtung.
    Unser Abendessen wurde durch die frische Milch ergänzt, die uns die Jungen gaben. Glut und Flamme waren glücklich, dass sie sich etwas ausruhen konnten. Tatsächlich hatte Flamme inzwischen so viele wunde Stellen, dass sie sich kaum noch bewegen konnte, nachdem sie abgestiegen war. Als ich ihr etwas Salbe anbot, lächelte sie und meinte, dass sie sehr gut in der Lage wäre, sich selbst zu heilen, nein danke. Glücklicherweise waren die beiden Jungen nur zu bestrebt, alles für sie zu tun, und so versorgten sie ihr Reittier und brachten ihr heißes Wasser zum Waschen. Glut sah einfach nur mit zynischem Blick zu und verdrehte die Augen in meine Richtung, nachdem einer der Jugendlichen Flamme angeboten hatte, ihr den Rücken zu massieren, während ich mich anschickte, nach Tham Kyn zu reiten, um Jastriás Eltern aufzusuchen.
    Mein Treffen mit den Mitgliedern des Langtorf-Hauses war für uns alle eine Herausforderung. Jastriás Eltern waren liebevoll, hatten jedoch keinerlei Verständnis für ihre Tochter oder ihre unruhige Seele gehabt. Sie waren glücklich gewesen, als sie geheiratet hatte, und bekümmert, dass ihre Probleme sich damit nicht aufgelöst hatten. Und dann, als sie verbannt worden war, waren sie am Boden zerstört gewesen. Sie liebten sie, und jetzt, als ich ihnen erzählte, dass sie gestorben war, waren sie voller Schmerz.
    Das Schlimmste von allem war, dass ich hinter ihrer Trauer die Spur von etwas anderem spürte: Erleichterung. Ein kleiner, unwürdiger Teil von ihnen war froh, dass sie gegangen war, denn dies bedeutete Frieden. Frieden für Jastriá, Frieden für sie selbst. Es machte mich krank und erniedrigte sie, und einen flüchtigen Augenblick lang hasste ich alles, was die Himmelsebene war. Jastriákyn hatte etwas Besseres verdient.
    Am nächsten Morgen machte ich mich in aller Frühe in schlechterer Stimmung als beim Hinweg wieder auf den Weg zurück zu unserem Lager. Als ich dort ankam, verabschiedeten wir uns von den beiden Jungen, die bemerkenswert heiter wirkten angesichts des elendig grauen und feuchten Wetters. Tatsächlich begann es zu regnen, als wir losritten, und es war ein unangenehmer Ritt, da es den ganzen Tag unaufhörlich nieselte und der Himmel erst am späten Abend aufklarte.
    Ich sprach den ganzen Tag kaum zwei Worte, und das Wetter hatte sogar die gewöhnliche Zankerei zwischen Flamme und Glut gedämpft, an der sie sonst so viel Freude zu haben schienen. Erst als wir am Abend unser Lager aufschlugen, gingen sie wieder auf Sucher los; der Hund war nass und schlammverschmiert, als hätte er sich in irgendeinem Sumpfloch gewälzt, und schüttelte sich neben

Weitere Kostenlose Bücher