Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
mit der gleichen Leichtigkeit auf der Welle ritt wie Distelwolle in einer Brise. Die Schiffe dagegen waren so unbeholfen wie Treibgut, das sich im reglosen Schaum verfangen hatte, und nur mit Hilfe des Windes gelang es ihnen, auf der Welle zu reiten, die die Rinne entlangwogte. Jesenda und die Frauen des Rates, die sie begleiteten, standen in Reisekleidung an der Reling. So mochte ich sie am liebsten, dachte ich: feine Stoffe wie Wallis, Musselin oder Batist mochten schön und gut sein, aber Jesenda war einfach nicht der Typ gesetzt und zaghaft, zu der solche Kleidung passte. Ich mochte es lieber, wenn sie sich entsprechend ihrem Charakter kleidete und Hose, Tunika, Stiefel und einen dreieckigen Hut trug. Sie winkte mir zu und warf mir eine Kusshand zu.
An der Biegung des Flusses verlor die Herz der Wahrer die Welle, als sie die Sandbank streifte, während ich weitergetragen wurde. Ein paar Minuten später blieben auch die beiden anderen Schiffe zurück, die etwas verspätet beidrehten.
Als ich später an diesem Abend in den Arbeitsraum in der Synode ging, fand ich einen überglücklichen Kelwyn vor. Das Kind der ersten seiner beiden Silbpatientinnen war geboren worden, und er hatte von der Nachgeburt eine Blutprobe nehmen können. Während Reyder mit vor der Brust verschränkten Armen dastand und ruhig zusah, diskutierten Kelwyn und Garwin darüber, wie sie am besten weitermachten.
» Wir wissen jetzt, dass die Silbmagie sich im Blut der Nabelschnur und der Plazenta befindet«, sagte Garwin. » Einfach nur durch den Geruch…«
» Aber was hilft uns das? Wir wissen, dass wir das Blut von jemandem nich einfach zu dem von jemand anderem geben können«, erinnerte Kelwyn ihn. » So etwas is in der Vergangenheit oft genug versucht worden. Erinnerst du dich an die Experimente von Howel von Ran– und an die von dieser Frau von Mon? Wie war doch gleich ihr Name? Veramon, ja, genau. Sie hat versucht, Menschen zu retten, die viel Blut verloren hatten. Sie sin normalerweise gestorben.«
» Also müssen wir versuchen, nur die Silbmagie zu extrahieren. Und wir wissen bereits, wie wir den roten Teil im Blut aussondern; das Gleiche tun wir, wenn wir Wundwasser vom Selberblut trennen. Wir könnten jetzt die gleichen Methoden anwenden und sehen, ob sich die Silbmagie im roten Blut oder im Wundwasser befindet.«
» Wir werden aufpassen müssen, dass es keine Verunreinigung gibt.«
» Ziemlich schwierig…«
Bevor die Unterhaltung in allzu technische Bereiche abschweifte, sagte ich: » Drei Wahrer-Schiffe kommen gerade die Nabenrinne herunter.« Es konnte wohl kaum Schaden anrichten, wenn ich das sagte; die Gezeitenreiter würden die Nachricht früh genug verbreiten. Ich wollte einfach nur ihre Reaktionen sehen.
Reyder sah mich scharf an. » Welche?«
» Die Herz der Wahrer, die Stolz der Wahrer und die Gerechtigkeit der Wahrer.«
» Und ich wette, alle sind mit Kanonen bestückt. Wisst Ihr, wohin sie unterwegs sind?«
» Soweit ich gehört habe, fiel der Name Breth.«
» Sie wollen den Basteiherrn überreden, noch mehr Schwarzpulver auszuspucken«, sagte Reyder völlig überzeugt.
» Nicht nur das«, sagte ich. Ich konnte nicht sehen, warum es geheim bleiben sollte, also fügte ich hinzu: » Sie machen sich Sorgen, dass das Burgfräulein womöglich auf Xolchas umgewandelt wurde. Oh, und Dasrick ist hinter einer Verräterin her, einer seiner Agentinnen. Sie glauben, dass sie nach Breth gegangen ist.«
» Glut!«, riefen Kelwyn und Reyder gleichzeitig.
Nicht nur mich überraschten die Blicke, die die beiden Männer wechselten. Garwin sah mit zusammengekniffenen Augen von einem zum anderen. » Also daher weht der Wind, ja?«, murmelte er.
Ich bezweifle, dass sie es gehört hatten. Sie sahen beide nicht glücklich aus.
» Wie in allen weiten blauen Himmeln kann Dasrick das rausgekriegt haben?«, fragte Kelwyn schließlich.
» Der Mistkerl hat überall Spione«, erwiderte Reyder. » Glut hat ein Xolchas-Schiff genommen, und unzählige Seeleute und Hafenbeamte wussten, wohin es unterwegs war.« Er sah mich wieder an. » Ihr habt doch von Glut gesprochen, oder?«
Ich nickte.
» Befindet sich Dasrick auf einem der Schiffe?«, wollte er wissen.
» Nein«, sagte ich. » Die politische Situation macht es ihm unmöglich, die Nabe zu verlassen. Er hat seine Tochter geschickt.«
Reyder blickte erstaunt drein. » Seine Tochter? Aber sie muss noch ein Kind sein.«
Ich spürte, wie ich vor Wut zu kochen begann, aber es
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