Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
Bettzeug in Brand. Porzellantäfelungen lösten sich von den Wänden. Glut ging unter dem Angriff von Flamme zu Boden, fiel auf den Rücken. Lyssal landete auf ihr, als sie sich in dem Bettzeug verhedderte, das sie noch mitschleppte. Sie zerkratzte mit ihren Fingernägeln Gluts Wangen. Dek kam hereingestürzt, riss nach einem Blick auf die Situation den Wasserkrug vom Nachtständer. Glut stieß Lyssal von sich herunter und auf den Rücken. Dek goss den Inhalt des Krugs auf das brennende Bettzeug. Ich saß auf Lyssals Füßen, und Glut gelang es, sie auf den Boden zu drücken. Noch immer strömte Dunkelmagie von ihr aus. Das Kind in Trysis Armen schrie jetzt. Noch nie hatte ich ein Baby auf so unnatürlich wütende Weise schreien hören; es war, als wäre die Wut eines Erwachsenen irgendwie in die Stimmbänder eines Säuglings geschlüpft. Dek schüttelte die Decken aus, um sicherzustellen, dass das Feuer gelöscht war.
» Ruarth«, sagte Glut, und ihre Stimme klang bemerkenswert ruhig. » Ich habe sie jetzt. Hol mir die braune Flasche, die auf dem Nachttisch steht.«
Ich kämpfte mich auf die Beine und holte sie. » Was ist das?«, fragte ich. Ich nahm den Deckel ab und roch daran.
» Das Gleiche, was ich in ihr Wasser getan habe. Ein Schlafmittel.«
» Du willst mein Baby töten!«, rief Lyssal. Sie sah mich an, und die Verzweiflung in ihr war so groß, dass sie es beinahe geschafft hätte, Glut von sich wegzudrücken. » Bei den Gebeinen, Ruarth. Er ist mein Kind! Wie kannst du zulassen, dass sie so etwas tut? Liebster süßer Himmel, bitte, Ruarth– nicht mein Kind. Nicht mein Sohn. Bitte. Er ist doch noch ein Baby… Ruarth, wenn du mich jemals geliebt hast… ich habe ihn nicht mal ein einziges Mal in den Armen gehalten. Bitte, ich flehe dich an. Ich werde vor dir niederknien. Ich werde alles tun. Wir können zusammen weggehen, all die Dinge tun, von denen wir einmal geträumt haben…«
Glut, das Gesicht weiß, unterbrach sie grausam. » Dek, halte ihr die Nase zu, damit sie den Mund aufmachen muss.«
Der Junge erbleichte, aber er gehorchte ohne ein Wort.
» Gieß ihr etwas hinein«, sagte Glut zu mir. » Eine Verschlusskappe voll. Schnell.«
Lyssal stöhnte. » Nein, bitte nicht. Ich liebe dich, Ruarth. Tu mir das nicht an.«
Ich weigerte mich, sie anzusehen, und schüttete die Dosis in die Verschlusskappe. Ein übler Strom Dunkelmagie traf mich mitten ins Gesicht, und ich würgte, aber meine Hand blieb ruhig. Ich kniete mich neben sie auf den Boden und wartete, dass sich der schlimmste Teil der Dunkelmagiefarbe klärte, damit ich sehen konnte, was ich tat.
Dek packte ihren Kopf, als sie versuchte, das Gesicht wegzudrehen. Glut hielt Lyssals Oberkörper flach auf dem Boden und hatte ihren einen Arm fest im Griff. Lyssal trat um sich; Glut verlagerte ihren Körper etwas, um auch ihre Beine nach unten zu drücken. Lyssal wollte den Mund nicht aufmachen, aber Dek drückte ihr die Nase noch fester zu, und sie musste nach Luft schnappen. Ich schüttete ihr die Flüssigkeit in den Mund. Ich weinte dabei.
Sie spuckte die erste Dosis aus, und wir mussten noch mal von vorn anfangen. Dann, als wir es geschafft hatten, sah sie mich mit einem Blick an, in dem so viel Vorwurf über den Verrat lag, den wir an ihr begangen hatten, dass er mir schier das Fleisch von den Knochen schnitt.
Glut hielt sie weiter fest, bis ihre Augen sich schlossen und ihr Körper sich entspannte. Wir standen jetzt alle auf und traten einen Schritt zurück, ohne allerdings unseren Blick von ihr nehmen zu können. Ja, wir konnten nicht einmal einander ansehen. Wir waren tief beschämt, und dennoch wussten wir, dass es keinen anderen Weg für uns gab. » Es tut mir leid, Ruarth«, flüsterte Glut.
Trysis stand im Türrahmen und starrte auf die Trümmer im Zimmer und auf Flamme, die auf einem wilden Haufen aus nassen und rauchenden Decken lag. » Gott im Himmel«, sagte sie, und ihre Worte rasselten, » was seid ihr nur für Menschen?« Ich glaube nicht, dass sie eine Antwort darauf erwartet hat. Ich glaube nicht einmal, dass sie ihre Worte als Anklage gemeint hat, und doch empfand ich es so.
» Sieh nach, ob es Flamme gutgeht«, sagte Glut zu ihr, und dann nahm sie ihr das Baby ab. Sie wickelte das Kind aus den Laken und legte es aufs Bett. » Ich möchte, dass ihr beide ihn anseht und mir sagt, was ihr seht«, sagte sie zu mir und Dek.
Wir sahen das Kind an. Der Junge mochte noch klein und unterentwickelt sein, aber er strahlte
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