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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Dunkelmagie aus, voll und rot und mächtig. Er benutzte sie bereits dazu, seinen Körper zu stärken. Er hatte inzwischen aufgehört zu schreien, öffnete die Augen und drehte den Kopf zu uns hin, um uns alle der Reihe nach anzusehen. Der Blick seiner Augen war eindringlich und so wenig kindhaft, dass ich zu zittern begann, während mir der Atem stockte. Ich war froh, als Dunkelmagie um ihn herumwirbelte und ihn verhüllte und ich mich endlich von ihm lösen und wieder atmen konnte.
    » Dek?«, fragte Glut. Der Junge hatte ebenfalls Probleme damit, den Blick von dem Kind zu nehmen, und so musste sie seinen Namen zweimal sagen, bevor er sie ansah. Er war bleich; jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Als er schließlich sprach, sagte er etwas, das ich nie erwartet hätte. » Wenn du ihn nicht tötest, werde ich es tun.« Er sah nicht das Kind an, sondern hielt Gluts Blick stand. Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass er seinen Vater getötet hatte, dass er ihn regelrecht hingerichtet hatte, weil dieser seine Mutter umgebracht hatte. Es gab Abgründe in Dek, die man leicht übersah.
    Glut legte ihm einen Arm um die Schultern, etwas, das sie nicht sehr oft tat, bei niemandem. » Dek, geh und beobachte wieder den Bottich und die Schwinge. Sieh nach, was die Wahrer vorhaben.«
    Er verließ das Zimmer, ohne noch einen Blick auf das Kind zu werfen.
    Glut wandte sich an mich. » Nun?«
    Ich versuchte, ihrem Blick standzuhalten, aber es gelang mir nicht. » Er ist voller Dunkelmagie«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass ich ihr das nicht sagen musste. » Es ist sehr viel.«
    » Wir haben keine andere Wahl«, sagte sie leise.
    Ich konnte nicht sprechen. Das hier war Flammes Kind. Früher einmal hatten wir davon gesprochen, dass ihre Kinder auch meine sein würden. Früher einmal hatten wir von einer Familie geträumt und von Freude.
    Glut nahm ein kleines Fläschchen aus ihrer Tasche, und als das Baby den Mund öffnete, um zu schreien, träufelte sie ein paar Tropfen hinein. Er wusste es, ich schwöre, dass er es gewusst hat. Sein Blick war voller Hass und Angst, und seine kleinen Hände wedelten in nutzlosem Protest. Er bekam einen Schluckauf, und dann starb er. Seine Augen blieben offen und starrten uns an, im Tod ausdruckslos geworden– und doch irgendwie immer noch anklagend. Beinahe sofort begann die Dunkelmagie, sich aufzulösen. Mit zitternden Händen schob Glut das Fläschchen zurück in ihre Tasche. Trysis war es, die jetzt einen Schritt vortrat und die winzigen Augenlider schloss. » Gott vergib uns«, sagte sie. » Gott vergib uns allen.«
    Wie auf Kommando sahen wir alle Lyssal an. Sie lag still und betäubt da, das Gesicht entspannt, und wirkte ganz und gar wie Flamme: die verletzliche, sanfte Flamme. Wir wechselten Blicke– drei Menschen, verbunden durch eine schreckliche Tat, die als abscheulich zu betrachten wir erzogen worden waren. Die Narben dieser schuldgepeitschten Erinnerung würden wir ein Leben lang mit uns herumtragen.
    Jemand klopfte an die äußere Tür. Glut beachtete es nicht, sondern wandte sich wieder an Trysis. » Tut mir leid, dass wir dich da mit reingezogen haben. Und danke, dass du mir geglaubt hast.«
    Die Heilerin war mittlerweile aus dem Nebel ihrer Magie aufgetaucht– eine grauhaarige Frau mittleren Alters, etwas plump, klein und schlicht. Ihre Augen blickten gequält drein, ihre Miene war angespannt und ihre Stimme so rau wie der Schrei einer Krähe. » Ich bin zwar keine Wissende, aber ich weiß, dass es Zeiten gibt, in denen eine Heilerin das Üble einer Krankheit erkennen kann. Du hast das Nötige getan. Hoffen wir auf Gott, dass ihr diese Frau jetzt heilen könnt.«
    » Wie geht es ihr?«, fragte ich. Das Klopfen an der Tür wurde lauter.
    » Es geht ihr gut. Zumindest körperlich.«
    » Wir müssen alle runter zur Sturmvogel«, sagte Glut. » Dazu brauchen wir eine Illusion, Trysis. Diese Tür nach draußen ist doch verriegelt, oder, Ruarth?« Das Klopfen war jetzt nicht mehr nur eindringlich; mittlerweile wurde regelrecht gegen die Tür gehämmert.
    Ich nickte.
    Die Heilerin warf einen unsicheren Blick zur Tür. » Ich kann uns ein anderes Erscheinungsbild geben, aber ich kann andere Leute nicht unsichtbar machen. Darin war ich nie gut. Ich kann uns nicht an diesen Wachen vorbeibringen.«
    » Die sind ziemlich sicher inzwischen ohnehin davon überzeugt, dass hier Dunkelmagie gewirkt wurde«, sagte Glut ruhig. » Sie werden es gehört haben, wenn nicht noch mehr, dem

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