Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
Begegnung auf Porth die Nase gebrochen haben musste. Und er hatte einen halben Goldzahn; auch das war etwas Neues. Das Gold war auf eine Weise in einen gebrochenen Zahn eingeschmolzen worden, wie ich es noch nie gesehen hatte. Als er bemerkte, dass ich ihn anstarrte, klopfte er stolz dagegen und sagte: » Das hat ein Ghemf gemacht.«
» Oh. Irgendwann einmal musst du mir erzählen, wie das passiert ist. Wie geht es Flamme?«, fragte ich und sah Glut an.
» Sie ist wütend«, antwortete sie mit einem Seufzer. » Sie besteht hartnäckig darauf, dass du dich dem Baby nicht nähern darfst, wenn es geboren ist. Verdammt, aber ich fühle mich selbst so niederträchtig wie ein Kiemenringelwurm. Da tue ich so, als wäre ich ein Silbheiler, und in Wirklichkeit plane ich die ganze Zeit einen Kindsmord.«
» Das ist Morthreds verfluchtes Erbe«, knurrte ich. » Manchmal glaube ich, wir werden unser ganzes Leben damit verbringen, den verdammten Schaden zu reparieren, den der Mistkerl uns hinterlassen hat. Thor hatte recht, Glut. Wir müssen die Welt von der Dunkelmagie befreien, auch wenn das die Silbmagie mit einschließen sollte.«
In diesem Moment rief Trysis sie zurück ins Schlafzimmer, und Dek und mir blieb wieder nichts anderes übrig, als zu warten und uns Sorgen zu machen.
Wir sahen ganze Bootsladungen von Silbmagiern sich in der Röte des Sonnenuntergangs aufs Ufer zubewegen; sie benutzten einfach die freie Strömungsrinne des Kolkflusses. Dass sie sich dabei mit Silbmagie verhüllten, verriet uns, dass sie nicht in freundlicher Absicht kamen. Als sie das Ufer erreichten und an Land gingen, verloren wir sie aus den Augen. Ich ging, um Glut davon zu erzählen, aber im Augenblick konnten wir nicht viel dagegen tun.
Das Baby wurde etwa eine Stunde später geboren. Es war ein Junge, wie Lyssal es vorhergesagt hatte.
Glut winkte mich ins Schlafzimmer. Lyssal lag im Bett; ihre Augen waren jetzt geschlossen. Der Gestank von Dunkelmagie erfüllte das ganze Zimmer, und die rötlichbraune Farbe sickerte wie Blut ins Bettzeug. Trysis hielt das in eine Decke gehüllte Kind auf dem Arm. Es war winzig, und sein leises Wimmern war kaum zu hören.
Glut gab der Heilerin mit einer ruckartigen Kopfbewegung zu verstehen, dass sie das Zimmer verlassen sollte. Sie ging und nahm das Kind mit, ohne ein Wort zu sagen. Lyssal riss die Augen auf, als hätte sie das Verschwinden ihres Babys bemerkt.
» Flamme?«, flüsterte ich. Mein Herz pochte auf unerträgliche Weise.
» Was hast du mit meinem Kind gemacht?«, fragte sie und versuchte, sich von den Kissen zu erheben. Es war Lyssal, nicht Flamme.
» Nichts«, sagte Glut beschwichtigend. » Trysis hat ihn ins andere Zimmer gebracht, um ihn zu waschen. Hier, Ihr müsst durstig sein«, sagte sie und reichte ihr ein Glas.
Sie nahm es und trank, während Glut sie stützte. Und dann, plötzlich, schleuderte Lyssal das Glas in einem Wutausbruch quer durchs Zimmer, so dass sich der Inhalt über Bett und Boden ergoss. » Beschissenes Silbpack!«, schrie sie Glut an. » Was war da drin?« Sie packte Glut am Arm, und Dunkelmagie strömte aus ihr heraus, begleitet von einem Strom übler Beschimpfungen. Glut würgte und taumelte zurück.
» Aufhören! Du kannst sie nicht umwandeln, Lyssal«, sagte ich. » Trysis!«
Die Heilerin steckte den Kopf zur Tür herein.
» Nehmt Eure Illusion weg«, sagte ich.
Trysis sah Glut fragend an; diese nickte.
Flamme– oder war es Lyssal?– schnappte nach Luft, als Kerens Gesicht verschwand und stattdessen Gluts Gesichtszüge zum Vorschein kamen. Sie schloss kurz die Augen, als wäre es einfach zu schmerzhaft, zuzugeben, was sie da sah. Als sie sie wieder öffnete, sah es aus, als würde sie mit sich selbst kämpfen. Ich erhaschte einen Hoffnungsschimmer von Flamme, der aber rasch von Lyssals Hass weggeschwemmt wurde. » Du Abschaum von einem Mischling!«, schrie sie Glut an und sprang mit einem Satz aus dem Bett.
Niemand von uns hatte mit so etwas gerechnet. Die eben noch völlig erschöpfte Frau explodierte in einem wahren Wut- und Gewaltausbruch. Sie packte Glut an der Kehle, aber da sie nur einen Arm hatte, konnte sie sie nicht würgen. Stattdessen griff sie mit Fingernägeln und Zähnen an. Dunkelmagie schoss aus ihr heraus und schwirrte durch den Raum. Die Scherben prallten in Ausbrüchen von rotem Gestank gegen uns, der so widerwärtig war wie ein gestrandeter, toter Wal, der zu lange in der Sonne gelegen hatte. Die zerstörerische Magie setzte ihr
Weitere Kostenlose Bücher