Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
ich getan hatte, bis sie mich von Matergon wegzerrten und begriffen, dass er in einer immer größer werdenden Blutlache nach Luft schnappte. Er war ein Wissender und konnte deshalb natürlich nicht durch Silbmagie geheilt werden. Alles, was sie tun konnten, war ihm beim Sterben zuzusehen.
Wie ich schon sagte, das war nichts, worauf ich stolz bin, und es verfolgt mich noch immer.
Sie banden mir die Hände und die Füße zusammen, während andere die Gemächer durchsuchten. Als die Wachen des Basteiherrn eintrafen, wirkten sie irgendwie beunruhigt und verloren. Ich fragte mich, wie lange es wohl dauern würde, bis die Wirkung von Lyssals Bezwingung nachlassen würde, nun, da sie bewusstlos war.
Jesenda trat zu mir an die Wand und baute sich vor mir auf. Meine Fesseln waren fest und unbequem.
» Mischling«, zischte sie. » Dafür wirst du sterben.«
» Ich freue mich ebenfalls, dich zu sehen«, erwiderte ich. » Weißt du, ich hätte nicht gedacht, dass die Tochter eines Ratsherrn sich das Vorrecht des Wahrer-Gerichtshofes aneignet.«
» Mein Vater ist jetzt Vorläufiger Wahrer-Rat«, berichtigte sie mich. » Dafür wirst du aufgehangen werden.«
» Aufgehängt«, sagte ich.
Sie sah mich ausdruckslos an.
Ich erklärte es ihr. » Sachen werden aufgehangen; Menschen werden gehängt. Nur ein kleiner grammatikalischer Hinweis.«
Sie starrte mich an, als wäre ich verrückt. Und vielleicht war ich das ja auch. » Du wirst es noch bereuen, dass du mir jemals über den Weg gelaufen bist«, sagte sie.
» Das tue ich jetzt schon«, stimmte ich ihr zu.
» Niemand macht aus einem Dasrick einen Narren und kommt damit davon.«
» Himmel, Jesenda. Ich habe doch schon einen Narren aus deinem Vater gemacht und bin damit davongekommen.«
Sie spuckte die nächsten Worte fast aus. » Du wirst eine sehr unangenehme Reise zurück zur Nabe haben. Du wirst dir wünschen, niemals geboren worden zu sein.«
Damit hatte sie nicht ganz recht. Ich habe meine Geburt niemals bereut, aber es gab eine ganze Reihe von Tagen auf dieser niemals enden wollenden Reise, an denen ich mich fragte, ob ich die Herz der Wahrer jemals lebendig verlassen würde. Für ein Schiff dieser Art, das über die am besten ausgestatteten Kabinen verfügte, die ich jemals gesehen hatte, war es überraschend, wie schlecht ausgestattet dagegen der Bauch des Schiffes war. Dunkel, schmutzig, feucht, kalt, voller Ungeziefer und viel zu klein– und ich war gefesselt.
Es war eine sehr, sehr lange Reise.
kkk
Anyara isi Teron: Tagebucheintrag
15 – 2 . Doppelmond – 1794
Wir liegen in der Metan-Enge zwischen Untercalment und Obercalment vor Anker! Was für ein wildes, zerklüftetes Land dies doch ist. Thor Reyder hat hier einmal gekämpft, als Lanze von Calment, um den Bauern gegen die Grausamkeiten derjenigen zu helfen, die über sie herrschten. Ich frage mich, wie es ihnen jetzt wohl geht, diesen Bauern, denn die Rebellion ist gescheitert. Das alles fand natürlich vor langer Zeit statt, irgendwann im Jahre 1732 , glaube ich.
Von hier an werden wir einige unserer Schiffe verlieren – die K.S. Krieger und die beiden Kaufmannsschiffe mit ihrer Ladung himmlischer Nonnen –, sie werden zuerst zu den Wahrer-Inseln fahren. Unsere zwei Forschungsschiffe hingegen werden zu den Südlichen Inseln reisen. Es stimmt mich traurig, dass ich einem Teil unserer Flotte Lebwohl sagen muss; es war für mich ein großer Trost, während all der Monate unserer Reise die anderen Schiffe irgendwo am Horizont erblicken zu können. Jeden Morgen bin ich erst einmal an Deck gelaufen und habe nach ihren Segeln gesucht, um sicher zu sein, dass auch alle die Nacht überstanden hatten. Und erst, wenn ich die erforderliche Anzahl Schiffe gefunden hatte, hatte ich das Gefühl, dass die Welt in Ordnung war. Ich weiß, dass das dumm ist, aber dieser riesige Ozean wirkte auf mich Landratte einfach furchterregend.
Später:
Shor und ich haben uns heute gestritten; auf eine Weise, wie wir es noch nie zuvor getan haben. Er hat durch eine unschuldige Bemerkung von Schwester Lescalles herausgefunden, dass ich Kopien von seinen letzten Gesprächen mit den Bewohnern der Ruhmesinseln besitze. Er war fuchsteufelswild und hat mich in Anwesenheit von Nathan, Dr. Hensson und Kapitän Jorten zusammengestaucht. Es war so demütigend …
Was er alles gesagt hat … und zu vielem davon hatte er nicht das Recht. Ich bin weder seine Schwester noch seine Verlobte, und ich bin mündig. Er war jünger, als ich
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