Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
wackligem Boden.
» Glut hat mich im Palast von Brethbastei angegriffen«, erklärte Jesenda ihm. » In den Gemächern des Basteiherrn. Sie hat einen Wissenden getötet, der in meinen Diensten stand, und das Neugeborene der Brethherrin ermordet, den Erben der Krone von Breth. Sie war maßgeblich an der Entführung der Brethherrin beteiligt. Ich bringe den Mischling zur Nabe zurück, wo wegen dieser Verbrechen über sie gerichtet werden wird.«
» Ihr bemüht da eine zweifelhafte Rechtmäßigkeit«, blaffte Reyder. » Wenn sie auf brethianischem Boden einen Mord begangen hat, sollte sie dafür auch auf brethianischem Boden vor Gericht stehen. Und da die Herrin von Breth unter dem Einfluss von Dunkelmagie stand und mit dem dunkelmagieverseuchten Sohn von Morthred, dem Wahnsinnigen, schwanger war, würden einige sicher sagen, dass Glut uns allen einen Dienst erwiesen hat. Irgendwie glaube ich, dass der Basteiherr eher dazu neigt, sie zu belohnen, statt sie zu verurteilen.«
» Ihr wisst offensichtlich mehr über diese Sache, als Ihr sagt«, blaffte Jesenda zurück. » Ich bin auf der Rückreise an Xolchaspfeiler vorbeigekommen, wo kein Geheimnis daraus gemacht wird, dass Ihr an der Sache beteiligt wart. Dies ist keine Angelegenheit der Menoden, und das war es auch nie.«
» Ein Verbrechen, das auf Breth begangen wurde, ist auch nicht Eure Angelegenheit. Ich schlage vor, Ihr bringt Glut Halbblut an dieses Ufer, Syr Jesenda, und setzt Eure Reise fort.«
» Sie hat einen Wissenden getötet, der unter meinem Befehl stand. Dafür wird sie in der Nabe vor Gericht gestellt. Und ich bin heute hergekommen, um Euch dringend zu empfehlen, Euch da rauszuhalten.«
Reyder presste den Mund zu einer dünnen Linie zusammen.
» Denkt noch nicht einmal daran, Euch einzumischen, Ratsherr. Mein Schiff ist mit Kanonen bestückt, vergesst das nicht. Und ich glaube, Ihr wisst sehr gut, was ein bewaffnetes Kriegsschiff anrichten kann.«
» Oh, ja«, fauchte er. » Ich habe direkt neben Patriarch Alain Jentel gestanden, als er von Euren verfluchten Kanonen in Stücke gerissen wurde. Könnt Ihr mir sagen, wieso der Kapitän der Herz der Wahrer für dieses Verbrechen nicht vor Gericht gekommen ist, Syr?«
Zitternd verlor sie jetzt ganz und gar die Beherrschung. » Wenn er vor Gericht stehen müsste, dann dafür, dass er den falschen Mann getötet hat, Syr!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und strebte dem Ausgang zu. Als sie an mir vorbeikam, sah ich zwei leuchtend rote Flecken auf ihren Wangen. Ihr Gefolge beeilte sich, mit ihr Schritt zu halten.
Ich zögerte, fühlte mich hin und her gerissen. Ich schämte mich für sie; ich wusste nicht, warum sie so dumm gewesen war, einen Menoden-Patriarchen für etwas anzuklagen, das sie kaum beweisen konnte, auch wenn es wahr sein mochte. Ich wollte ihr folgen. Aber ich wollte auch unbedingt wissen, was Reyder zu sagen hatte. Also blieb ich schließlich.
Die Spannung im Zimmer brach sich in einem Durcheinander aus verblüfften Fragen Bahn, kaum dass sich die Tür hinter den Besuchern geschlossen hatte. Einer der Patriarchen wandte sich an Reyder und stellte die Frage, die allen durch den Kopf gegangen sein musste: » Was hat sie sich nur dabei gedacht? Ist sie salzwasserverrückt?«
» Ich glaube, Syr-Silbin Jesenda ist weit davon entfernt, verrückt zu sein«, sagte er. » Das war eine Warnung, die an mich gerichtet war, weiter nichts. Um mir zu sagen, dass ich mich nicht einmischen soll.«
» Aber das hattet Ihr doch ohnehin nicht vor, oder?«, fragte der Mann, der jetzt noch verwirrter wirkte. » Euch einzumischen, weil sie eine bürgerrechtslose halbblütige Agentin vor Gericht bringen wollen, die– nach allem, was ich gehört habe– noch dazu eine bezahlte Attentäterin gewesen sein soll?«
» Wie Ihr schon sagt, ist das kaum wahrscheinlich«, sagte Reyder. Seine Antwort klang so spröde, dass der Patriarch überrascht blinzelte, dass seine unschuldige Frage eine so kalte Reaktion hervorgerufen hatte.
Ich schlüpfte aus dem Zimmer und lief hinter Jesenda her. Sie hatte sich auf dem Rückweg zum Hafen nicht die Umstände gemacht, sich von einer Sänfte tragen zu lassen, und es war überraschend, wie weit ihre Gruppe bereits gekommen war, als ich sie endlich einholte. Als sie mich sah, brüllte sie einen Befehl. » Hol deinen Gezeitengleiter und paddel zum Schiff. Ich will mit dir reden.«
Sie schäumte immer noch vor Wut, also nickte ich und beeilte mich zu tun, was sie gesagt
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