Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
müssen. Stattdessen schwoll ich vor Stolz und Hochmut an; Jesenda war zurück, und sie wollte mich sehen. Schon bald würde alles wieder in Ordnung sein. Sie würde mir sagen, dass das, was ich getan hatte, richtig und weise gewesen war, eine Entscheidung, die in der Zukunft Menschenleben retten konnte…
Ich wollte gerade den Turm verlassen, als zu meiner Überraschung Kelwyn auftauchte. » Was tut Ihr hier?«, platzte ich heraus. » Nicht-Gildenmitgliedern ist der Zutritt zum Turm nicht erlaubt.«
» Ich habe ihn hergebracht«, sagte Thor Reyder, der hinter dem Hochländer die Treppe hochgestiegen kam. » Und wir haben die Erlaubnis.« Wessen Erlaubnis, erklärte er nicht.
Er ging geradewegs zum Fernglas und warf einen Blick auf die Schiffe.
Gilfeder wartete nicht auf seine Erklärung. » Was sind es für Schiffe?«, fragte er mich.
Ich erzählte es ihm und fügte hinzu, dass eines von ihnen herkam, um hier zu ankern. Seine Haare wurden von der Brise aufgewirbelt, während er dastand und zusah, wie die Herz der Wahrer sich von der Flutwelle löste und sich mit dem Bug voran auf Tenkor zubewegte. Früher einmal hatte ich, wann immer ich an Kelwyn gedacht hatte, immer eine gewisse… nun, vielleicht nicht ganz Verachtung, aber doch so etwas wie Überlegenheit verspürt. Ich war ein Tenkoraner, und er war irgendein Hinterwäldler von irgendeinem Stamm, ein unbeholfener Possenreißer– bis zu dem Tag, an dem er mich so leicht besiegt und mir ein Messer an die Kehle gehalten hatte. Wenn ich ihn jetzt ansah, sah ich andere Dinge: eine Unerschütterlichkeit, ein gut geschnittenes Profil unter den wilden Haaren. Paradoxerweise führte die Tatsache, dass er mich körperlich besiegt hatte, nur dazu, dass ich in ihm einen Mann sah, der lieber seinen Verstand benutzte.
» Sie is auf dem Schiff da«, sagte er ruhig zu Reyder und deutete auf die Herz der Wahrer.
» Wer?«, fragte ich.
» Glut«, sagte er.
» Wie im Namen aller Inseln könntet Ihr das wohl wissen?«, fragte ich.
» Ich kann sie riechen«, sagte er.
Ich dachte: Er macht natürlich einen Witz. Es konnte gar nicht ernst gemeint sein. Und dann: Verfluchter Graben, er kann nicht wirklich so gut riechen, oder doch? Aber eine kleine Stimme in meinem Kopf antwortete: Verstehst du nicht? Auf diese Weise erkennt er, wenn du lügst, du Tölpel. Und an dem Tag, als Garwin hier angekommen ist, hat er ihn schon in der Synode gerochen.
» Und Flamme?«, fragte Reyder.
Gilfeder schüttelte den Kopf. » Die nich. Und auch Ruarth und Dek nich. Aber Glut… sie is irgendwie eingesperrt, Reyder, das erkenne ich. Sie… nun, sie stinkt.«
Reyder versteifte sich, und in diesem Moment war er mehr Krieger als Priester. Ich konnte seine aufwallende Wut beinahe spüren. Und dann erlangte er die Kontrolle über sich zurück, war er wieder der Patriarchen-Rat, der zukünftige Führer der Menoden. » Sie kommen zum Kai.«
» Nein, nur bis zur Reede«, sagte ich und bezog mich auf den Ankerplatz vor der Küste. » Was vermutlich bedeutet, dass sie keine Fracht löschen und nichts mitnehmen wollen. Sie wollen hier aus irgendeinem Grund einen kurzen Besuch machen.« Ich sah wieder zum Schiff, das jetzt anfing, die Segel zu beschlagen. Dahinter verfinsterten dunkle Wolken den Himmel, und der graue Ozean war wild, voller weißer Gischt. Es würde schlechtes Wetter geben.
» Wir werden zur Synode zurückkehren und dort warten«, sagte Reyder. » Wenn sie uns sehen wollen, werden sie zu uns kommen müssen.«
» Glut…«, setzte Gilfeder an.
Reyder unterbrach ihn. » Es darf hier keinen Zwischenfall geben. Finden wir erst die Fakten heraus.« Ich hätte ihn für ruhig halten können, wenn ich nicht die Hand gesehen hätte, mit der er sich am Geländer festklammerte. » In den nächsten paar Stunden wird Glut nichts zustoßen, was ihr nicht bereits zugestoßen ist.«
Damit musste sich der Hochländer zufriedengeben.
Wir verließen den Turm zusammen, aber dann kehrten die beiden zum Hügel zurück, während ich zu den Docks ging, um auf das Boot von der Herz der Wahrer zu warten. Es dauerte nicht lange, bis es kam, denn es machte sich bereits auf den Weg, noch bevor der Anker des Schiffes ausgeworfen wurde. Als es sich dem Kai näherte, konnte ich Jesenda erkennen und auch einige der sie begleitenden Silbmagier. Ich rechnete damit, dass sie sich mir bemerkbar machen würde– natürlich tat ich das. Ich grinste über das ganze Gesicht, als sie aus dem Boot trat und die
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