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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Wahl, ob sie zur Nabe gehen wollte oder nicht«, sagte Dek. » Sie war gefesselt, und…«
    Ich unterbrach ihn hastig. » Das ist eine lange Geschichte. Kelwyn ist ihr gefolgt. Ich bin sicher, dass es ihr gut geht.« Da waren so viele Dinge, von denen ich noch nicht wollte, dass sie sie schon erfuhr. Sie wusste das natürlich; es gab nicht viel, das Flamme Windreiter nicht an mir spürte. Sie warf mir einen Blick zu, bei dem mir die Worte in der Kehle stecken blieben, und dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem vermutlich einzigen Menschen zu, der ihr ganz genau erzählen würde, wie es gewesen war…
    » Fang von vorn an, Junge«, sagte sie. » Und sag mir alles. Von dem Moment an, als ich euch an dem Morgen im Treibsee verlassen habe. Und lass bloß nichts aus.«
    Danach, als er geendet hatte und Flamme mich gequält ansah, sagte ich: » Es hängt mit dem zusammen, was du für sie getan hast. Du bist nach Kredo zurückgegangen, und damals… damals hast du das Kind empfangen. Glut hat versucht, es wiedergutzumachen.«
    Drei Tage später öffnete die Gilde die Nabenrinne wieder, und sie wurde für Gezeitenreiter befahrbar. Glut und Kelwyn nahmen das erste Boot, das zu uns fuhr.
    Reyder fing Kelwyn im Vorzimmer ab; er wollte wissen, was in der Nabe geschehen war. Glut jedoch platzte einfach in Flammes Zimmer. Sie blieb auf der Türschwelle stehen, und ausnahmsweise waren alle ihre Gefühle in ihrem Gesicht zu sehen. Hoffnung, Angst, Freude– alles, was sie sonst verbarg, kämpfte jetzt darum, ausgedrückt zu werden.
    » Flamme«, sagte sie. Weiter nichts.
    Und dann lagen sie sich in den Armen. Flamme weinte, und Glut tätschelte ihr unbeholfen den Rücken. Ich verließ das Zimmer und zog die Tür hinter mir zu. Ich versuchte, den Stich der Eifersucht zu ignorieren, der mich getroffen hatte.
    Da war etwas in der Art und Weise gewesen, wie Flamme Glut angeschaut hatte, das nicht da war, wenn sie mich ansah. Ein Herunterlassen ihrer Schutzmaske, ein Verzicht auf ihre Mauern, ein verzweifelter Schrei nach Trost. Nach Bestätigung. Eigentlich hätte ich es sein müssen, an den sie sich dafür wandte.
    Ich dachte: Geschichten mit glücklichem Ende sind etwas für Jungvögel.
    Natürlich herrschte Freude. An den folgenden Tagen, als wir ganz sicher waren, dass alle Spuren von Dunkelmagie aus ihrem Körper verbannt waren, herrschte sogar große Freude. Wir freuten uns, als ihre Kraft zurückkehrte. Wir freuten uns, als sie das erste Mal über etwas Verrücktes lachte, das Dek gesagt hatte. Wir freuten uns, dass ihr das Verschwinden der Silbmagie zusammen mit der Dunkelmagie nichts ausmachte. » Wen zum Graben sollte das stören?«, fragte sie und klang beinahe vergnügt. » Es hat mir mehr verfluchten Kummer als Vergnügen eingebracht. Ich fühle mich als Wissende sehr viel sicherer. Ich liebe die Art und Weise, wie ich mich dadurch fühle. Diese«– sie suchte nach dem richtigen Wort– » Kameradschaft. Ihr habt immer über dieses Gefühl der Verwandtschaft gesprochen, aber ich habe nie verstanden, was es bedeutet, bis heute.« Sie sah mich an, als sie das sagte, und in ihrem Blick lag so viel Liebe.
    Aber es gab auch andere Gefühle.
    Verzweiflung, als mir klar wurde, wie sehr sie traumatisiert worden war. Trauer, als ich mir ihre Zerbrechlichkeit eingestand und ihre Unfähigkeit erkannte, zu vergessen, was ihr angetan worden war, oder mit dem zurechtzukommen, was sie anderen angetan hatte.
    Es gab wenige und doch zu viele Geheimnisse zwischen uns. Ich wusste zu viel von ihrem Leiden. Ich hatte zu viel von ihrer Demütigung gesehen, zu viele von ihren Verbrechen miterlebt. Sie hatte zu viel von meinem Elend gesehen, hatte zu oft meine Untauglichkeit erlebt. Ich konnte ihr vergeben und sie trotz allem lieben– tatsächlich sogar noch mehr lieben, weil es das alles gab–, aber sie war unfähig, sich selbst zu vergeben. Es war schön und gut, ihr zu sagen, dass es nicht ihr Fehler war, sondern dass es die Dunkelmagie gewesen war…
    Ich versuchte es. Gott, wie habe ich es versucht. Und sie auch.
    Die schlichte Wahrheit war, dass unsere Liebe nicht ausreichte. Schlimmer noch, meine Anwesenheit machte es für sie nur noch mühsamer statt leichter. Ich erinnerte sie ständig daran, was sie erlitten hatte. Ich hatte es gesehen. Jedes Mal, wenn sie mich ansah, erinnerte sie sich und glaubte, in meinen Augen ihre Verbrechen sehen zu können. Tage vergingen, Wochen, und es wurde nicht besser. Wir mussten uns trennen, damit sie

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