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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Jahr später fand ich es heraus. Zu diesem Zeitpunkt war Crannach tot, und Thor war der gewählte Patriarch. Eine seiner ersten Maßnahmen bestand darin, den Bau und Besitz von Kanonen und die Herstellung von Schwarzpulver zum alleinigen Vorrecht des Menoden-Patriarchats zu erklären. Freilich würde die Benutzung der Kanonen durch die Synode nur auf streng vorgeschriebene Weise erfolgen: Sie konnten eingesetzt werden, um andere daran zu hindern, sich die Waffen zu beschaffen, und sie konnten eingesetzt werden, um das Patriarchat in seiner wachsenden Rolle als Schlichter bei irgendwelchen Streitigkeiten zwischen den Inseln zu unterstützen. Dennoch fiel es mir schwer zu glauben, dass Thor sich zu etwas herabgelassen hatte, das den Einsatz jener Waffen beinhaltete, die er so verabscheut hatte.
    Ich schickte ihm eine wütende Nachricht, und seine Antwort war ruhig, vernünftig, logisch– und dennoch beunruhigend, da sie von einem Mann kam, der einmal all das verabscheut hatte, wofür diese Waffen gestanden hatten. Er betrachtete das Patriarchat als Friedensbewahrer und Verteidiger der Geknechteten. Wenn nicht wir die Kanonen kontrollieren, schrieb er, werden es andere tun. Wenn nur wir sie haben können, wird es niemals einen weiteren Wahrer-Rat mit Kanonen auf seinen Schiffen geben, der bereit ist, die Schwachen zu drangsalieren, oder einen anderen Inselherrscher, der dieses Wissen stehlen will. Auf diese Weise sind wir, das Patriarchat, die stärkste Kraft auf den Inseln; und doch repräsentieren wir kein eigenes Inselreich, keinen eigenen Herrscher, keine eigenen Bürgerschaftsrechte. Wir repräsentieren die Menoden, die alle zu einem Volk gehören; wir repräsentieren die Stimme der Vernunft und des Friedens. Der nächste Satz war persönlicher. Glut, schrieb er, glaube mir, ich bin mir der schrecklichen Ironie nur zu bewusst.
    Wann immer wir uns trafen, gingen wir diesem Thema vorsichtig aus dem Weg.
    Letztlich, vermute ich, hat die Zeit ihm recht gegeben. Die Kanonen haben geholfen, den Frieden zu bewahren. Sie haben Euch Kellen– die Ihr mit Euren eigenen Kanonen gekommen seid– dazu gebracht, uns ernst zu nehmen. Sie haben Euch gezwungen, mit uns als Gleichrangigen umzugehen, als Menschen, die man mit Vorsicht behandeln muss. Dass Thor die Kanonen in die Hände der Menoden gegeben hat, von einem Ende der Inseln zum anderen, hatte also einen unerwarteten Nutzen. Ich wette, dass ihn das erheitert hat.
    Ich kann mir aber nicht helfen, ich denke trotzdem, dass es früher oder später einen Narren von Hohepatriarch geben wird, der sowohl die Macht als auch die Kanonen missbraucht. Oder irgendeine skrupellose Piratenbande wird einen Menoden-Posten überfallen und sich der Waffen bemächtigen. Vielleicht habe ich einfach nur eine etwas zynischere Sicht auf die Welt als Thor Reyder.
    Trotzdem sind wir Menschen von den Ruhmesinseln Thor Reyder zu großem Dank verpflichtet. Wenn man sich vorstellt, wie es vor dem Großen Wandel auf den Inseln ausgesehen hat, als noch die Silben und Magie geherrscht haben und die Macht der Illusion Menschen reich gemacht hat, als die Täuschung mittels Magie darüber entschieden hat, wer wohlhabend war und wer nicht… als nur die Frage wichtig war, von welcher Insel man kam, und das Fehlen einer Bürgerschaftstätowierung für den Menschen, der sie nicht besaß, die Hölle bedeutet hat… Denkt an jemanden wie mich, die in einem überwucherten Friedhof ausgesetzt worden ist, mit dreizehn Jahren gewaltsam unfruchtbar gemacht wurde und von Geburt an dazu verdammt war, arm zu sein und verachtet zu werden, einfach nur wegen der fehlenden Tätowierung. Ich hatte Glück, denn mein Weißbewusstsein hat mich gerettet. Die meisten anderen Kinder, die das gleiche Schicksal erlitten wie ich, sind gestorben, bevor sie auch nur die Möglichkeit hatten, erwachsen zu werden. Diejenigen, die überlebt haben, sind nach Gorthen-Nehrung verbannt worden.
    Und seht Euch an, wie die Inseln jetzt sind, seit Bürgerschaftstätowierungen der Vergangenheit angehören. Es gibt ein System von Hospitälern und Ärzten, die jedem Menschen zu einem angemessenen Preis eine Behandlung seines Leidens gewähren. Es gibt ein Netzwerk von wohltätigen Menoden-Einrichtungen, die denen helfen, die in Not geraten sind; es gibt eine Bewegung, derzufolge Anführer gewählt werden und diese Posten nicht mehr vererbt werden. Der Große Wandel bedeutete eine langsame, beständige Veränderung jener Gesetze und Einstellungen, die

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