Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
Höhe ihrer Knie. » Ich kenne dein Geheimnis«, sagte sie.
Einen winzigen Moment lang wusste ich nicht, was sie meinte. Dann glaubte ich ihr nicht. Wie konnte sie es wissen? » Was für ein Geheimnis soll das sein?«, fragte ich vorsichtig.
» Ich weiß, was du benutzen wirst, um dir den Weg nach Hause zu beleuchten. Ich weiß, warum du als Einziger von allen Gezeitenreitern im Dunkeln auf einem Gleiter in der Rinne reiten kannst.« Sie lächelte mich an, und das Lächeln war eher freundlich als spöttisch. » Du bist ein Silbbegabter.«
Ich starrte sie an, und mein Herz schlug heftig. Dann beruhigte ich mich. Es spielte eigentlich keine Rolle, ob sie es wusste. Erinnerungen strömten über mich hinweg. » Oh«, sagte ich. » Ich erinnere mich. Und du offensichtlich auch.«
Sie nickte.
Wir waren damals beide etwa drei oder vier Jahre alt gewesen. Dasrick war noch kein Rat gewesen, und meine Mutter hatte noch gelebt. Wir waren zur Nabe gekommen, um die kranke Tante meiner Mutter zu besuchen, und Dasrick war zufällig auch mit seiner Familie bei ihr gewesen, weil sie die Kusine seines Vaters war. Die Erwachsenen hatten mich und Jesenda allein gelassen, so dass wir zusammen spielen konnten.
Wir waren so stachelig wie zwei Seeigel gewesen, als wir zusammen waren. Jesenda schuf die Illusion eines Kätzchens, das so schlecht geformt und grob war, wie die Illusionen von Kindern nun mal sind, und ich– auch wenn es mir strikt untersagt war, meine Silbfähigkeit einzusetzen– zermalmte es mit der Illusion eines Hundes. Jesenda rächte sich natürlich mit einer anderen Illusion und verhöhnte mich, indem sie sagte, dass ich ein Tenkor-Gör wäre, das sich nicht benehmen konnte. Anscheinend gab sie damit etwas wieder, das sie von den Erwachsenen der Nabe das eine oder andere Mal gehört hatte. Unser Kampf nahm epische Ausmaße an, mit schlecht kontrollierten Illusionen, die sich unserem Einfluss vollständig entzogen. Natürlich erregte dies die Aufmerksamkeit der Erwachsenen, die der Sache ein Ende machten. Ungerechterweise hatte Jesenda alle Vorwürfe einstecken müssen, weil ihre Eltern davon ausgegangen waren, dass sie die Quelle all der Silbmagie gewesen war. Korlass Jaydons Sohn war nicht als jemand bekannt, der über Silbmagie verfügte. Jesenda behauptete natürlich lautstark, dass sie für all das nur zum Teil verantwortlich war, aber niemand glaubte ihr.
Abgesehen von meinen Eltern, die genau wussten, was ich war, aber schwiegen.
Jesenda, die erwachsene Jesenda, sagte jetzt: » Ich warte noch auf eine Entschuldigung. Die Hälfte der Silbmagie war von dir.«
Ich lächelte. » Besser spät als nie, oder? Syr-Silb Jesenda, bitte vergib mir mein rüpelhaftes Verhalten im Alter von vier Jahren.« Ich nahm einen ihrer Füße und küsste wagemutig die Wölbung an der Stelle, an der ihr Schuh aufhörte. » Ich hätte nicht gedacht, dass du dich daran erinnerst.«
Sie unterdrückte ein Lachen. » Oh, ich habe mich an die Ungerechtigkeit erinnert, daran, dass mir niemand glauben wollte. Wenn ich auch ehrlich sagen muss, dass mir gerade erst richtig klar geworden ist, wer der Junge war. Ich verstehe es allerdings immer noch nicht. Wieso haben deine Eltern nicht zugegeben, dass du ein Silbbegabter bist?«
Ich zögerte kurz, ehe ich antwortete. Wieso musste sie so schwierige Fragen stellen? Schließlich beschloss ich, auch diesmal die Wahrheit zu sagen. » Mein Vater ist ein traditionalistischer Menode. Einer von denen, die glauben, dass Magie das Gleiche wie Sünde ist. Er glaubt, dass die Silbmagie nur einen Schritt entfernt ist von der Dunkelmagie, dass Illusion lediglich Täuschung ist und sich von Betrug nicht unterscheidet.«
Ich erwartete, dass sie die Silbmagie hitzig verteidigen würde, aber sie sagte lediglich: » Und was ist mit Heilung durch Silbmagie?«
» Gegen Gottes Willen. Auch wenn ich nie habe ergründen können, wieso das bei der Silbmagie so ist, nicht aber beim Einnehmen eines Kräutertranks.«
» Und was glaubst du, Elarn Jaydon?«
Ich zögerte. » Ich glaube nicht, dass es zwangsläufig eine Sünde ist. Aber ich bin auch ein Menode. Ich mag Illusionen nicht, und manchmal denke ich, dass wir besser dran wären, wenn wir überhaupt keine Magie hätten.«
» Und doch benutzt du ein Silblicht, um nach Hause zu kommen.«
Ich nickte. Ich sagte ihr nicht, dass ich die Magie zum ersten Mal benutzte, seit ich zwölf war. » Ja. Und wahrscheinlich würde ich auch Silbheilung in Anspruch nehmen,
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