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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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hielt das Ruder auf den Knien, wo es stets bereit war, aber nie gebraucht wurde. Bei einem guten Lauf bewegte die Welle anstelle der Ruderer das Boot, das durch die Fähigkeiten und die Macht des Streichers gelenkt wurde. Da der Streicher beide Hände für das Steuerruder benötigte, oblag es dem Laternenschwenker, die Skallionlampe so auszurichten, dass sie den Weg beleuchtete. Ein guter Laternenschwenker nahm nie den Blick vom Wasser. Das Boot mitsamt der Ladung sowie die Sicherheit aller an Bord hingen von ihm ebenso ab wie von den Fähigkeiten des Streichers.
    Jeder Ruderer träumte davon, einmal Streicher zu werden, was allerdings bedeutete, volle fünf Jahre oder sogar noch länger zu rudern und dann einige Jahre als Laternenschwenker zu arbeiten, bevor man als Streicher in Betracht gezogen wurde. Was einer der Gründe dafür war, weshalb ich den Gezeitengleiter vorgezogen hatte. Es war weit aufregender und genauso fordernd. Viele schafften es nie.
    Ich sah wieder zum Kai hinüber. Mich beschlich das Gefühl, mein Vater hätte jemanden geschickt, der sicherstellen sollte, dass ich auch wirklich abreiste und ohne meinen Wellengleiter verschwand, aber in der Dunkelheit entdeckte ich niemanden hinter der kleinen Gruppe von Leuten, die hergekommen waren, um uns zu verabschieden. Ich wollte meinen Blick schon abwenden, als mir ein Gedanke kam: Du bist ein Silbmagier, und jetzt, da alle es wissen, brauchst du dir doch nicht mehr die Mühe zu machen, es zu verbergen? Wenn hier ein Wissender ist– was soll’s!
    Ich beschwor also ein Silblicht und schickte es zu den Docks, während die Ruderer uns wegruderten. Zwei Leute warteten in den Schatten, einer an jedem Ende der Docks. Der eine von ihnen trug einen Umhang mit einer Kapuze, die sein Gesicht beschattete, aber dem Körperbau nach– er war groß und breitschultrig– vermutete ich, dass es Villios war, der Sekretär meines Vaters. Der andere war Syr-Wissender Thor Reyder, der mein Silblicht natürlich sehen konnte. Er lächelte leicht, als es über ihm schwebte, und hob eine Hand. Ich konnte nicht erkennen, ob die Geste als Segnung gemeint war oder mir einfach nur bedeuten sollte, dass er wusste, dass ich ihn gesehen hatte.
    Ich zitterte. Da war etwas Dunkles und Tragisches an dem Mann.
    Als das Boot mitten in der Rinne war, hörten die Ruderer mit ihrer Arbeit auf. Der Laternenschwenker zündete die Öllampe an und richtete den Winkel des Lichtstrahls so aus, dass er weit über das Wasser schoss. Ich warf einen Blick hinter mich zur beleuchteten Uhr des Turms der Gildenhalle. Noch zwanzig Minuten bis zur Flutwelle. In dieser Nacht gab es eine Muränenflutwelle, die nach der zu erwartenden Kraft, mit der sie sich brechen würde, als Flutwelle sechsten Grades eingestuft wurde. Diese Welle war auch unter besten Voraussetzungen nicht leicht zu reiten, und nachts war es besonders schwierig.
    Ich zog meine Jacke aus und schlüpfte aus meinen Schuhen. » Syr«, sagte ich in aller Ruhe zu Lamas, dem Streicher. » Ich fürchte, ich muss Euch jetzt verlassen. Möge die Welle mit Euch sein.« Noch ehe er Einwände erheben konnte, kletterte ich vom Boot ins Wasser. Es reichte mir bis zur Taille und war kalt.
    » Elarn! Du junger Narr, was tust du da?«
    » Ihr werdet es sehen«, sagte ich. Und mit dieser rätselhaften Bemerkung schwamm ich vom Boot weg in die Dunkelheit.
    Nur dass es für mich gar nicht dunkel war. Ich ließ das Silblicht hoch über mir schweben, so dass es das Gebiet um mich herum wie ein Leuchtfeuer erhellte. Gott, dachte ich, wenn ich mir überlege, dass ich diese Fähigkeit all die Jahre gehabt und nie genutzt habe! Wie konnte etwas so Harmloses mit Gottes Willen nicht vereinbar sein?
    Ich fand schnell, was ich suchte. Ein Stück weiter am Rand einer Sandbank, die zwei Hauptkanäle von diesem Teil der Rinne trennte, saß Marten auf seinem Gezeitengleiter. Er hatte sich gegen die Flut gewappnet, indem er sein Brett auf dem Sand aufgesetzt hatte. Neben ihm befand sich mein Wellengleiter, mitsamt dem Knöchelriemen.
    Er konnte mich nicht kommen sehen, und als ich mich neben ihm auf die Sandbank schob, zuckte er so heftig zusammen, dass er fast von seinem Gleiter gefallen wäre. » Verflucht, Elarn«, sagt er. » Mir wäre fast das Herz zersprungen.«
    » Entschuldige. Danke, dass du gekommen bist; ich weiß das sehr zu schätzen.«
    » Also, ich habe gemacht, worum du mich gebeten hast, aber glaube mir, das hier ist das Verrückteste, was ich jemals

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