Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
aufsässige, silbbegabte Sohn eines menodischen Vaters. Und wie ich herausfand, mangelte es nicht an Menschen, die mir helfen wollten. Noch bevor ich aufwachte, war meine Großtante bereits über meine bevorstehende Ankunft unterrichtet worden. Sobald ich mich rührte, wurde ich mit einem riesigen Frühstück und mehreren Bieren auf Kosten der Gilde versorgt, und danach folgte eine Behandlung beim Masseur der Gilde. Und dann, nach ein paar weiteren Bieren, war ein Zweispänner gemietet worden, der mich mit meinem Koffer zum Haus meiner Großtante bringen würde– ebenfalls auf Kosten der Gilde. Als ich die Halle verließ, applaudierten die Gildenmänner. Es war berauschend für jemanden, der so jung und unerfahren war wie ich.
Bis heute weiß ich zu schätzen, welches Risiko diese Männer eingegangen sind. Sie wussten, dass sie meinen Vater damit möglicherweise gegen sich aufbrachten, und trotzdem erkannten sie meine Leistung offen an. Ich glaube, in diesem Moment verstand ich, dass meine Zukunft bei der Gilde lag, egal, was passieren würde– und dass ich alles tun würde, um diese Zukunft zurückzugewinnen.
Tante Bertilda war nicht gerade glücklich darüber, dass ich so unverhofft bei ihr auftauchte, und ich kann es ihr nicht einmal verübeln. Welche Sechzigjährige will schon einen Zwanzigjährigen bei sich aufnehmen, den man ihr aufgedrängt hat? Noch dazu einen, der mit seinem Vater zerstritten ist? Sie nahm mich dennoch auf und gab mir das freie Zimmer, das mit schwerem, pinkfarbenen Brokat ausgestattet war, und mit Unmengen knotigem gehäkeltem Stoff, der sich auf unerklärliche Weise zu vervielfachen schien, wann immer ich das Zimmer verließ. Sie kochte sich selbst etwas zu essen, machte mir aber von Anfang an klar, dass sie nicht die Absicht hatte, für mich mitzukochen. Die einzige andere Bewohnerin dieses Hauses war ein Dienstmädchen namens Aggeline, eine Frau, die sogar noch älter war als meine Tante und alle anderen im Haushalt anfallenden Arbeiten erledigte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass es jetzt noch einen Menschen mehr gab, um den sie sich kümmern musste, was sie auch sehr schnell klarstellte. Für mich war sie lediglich eine Dienerin, die dafür bezahlt wurde, dass sie ihre Arbeit tat, und ihre Klagen waren ohne Bedeutung. Es kam mir nie in den Sinn, dass ich mich anders verhalten könnte als im Hause meines Vaters oder in der Gildenhalle von Tenkor, und so warf ich meine schmutzige Wäsche einfach auf den Boden und rechnete damit, dass sie mitgenommen und gewaschen zurückkommen würde. Ich verließ das Zimmer, ohne mein Bett zu machen, und ging davon aus, dass es bei meiner Rückkehr ordentlich und sauber war. Meine Anwesenheit in diesem Haus war für die beiden Frauen vermutlich so angenehm wie ein Splitter im Fuß– ein Ärgernis, das sie am liebsten beseitigt hätten, wenngleich sie nicht wussten, wie sie das anstellen sollten. Ich spürte die Spannung natürlich, aber es kam mir nie in den Sinn, dass ich irgendetwas hätte tun können, um sie zu mindern. Ich war höflich, meiner Tante gegenüber sogar ehrerbietig– und auf eine Weise unterschwellig arrogant, wie es vermutlich nur ein begabter junger Geck sein konnte. Es war kein glücklicher Haushalt.
Mein Hauptproblem war das Geld. Das, was mein Vater mir mitgegeben hatte, reichte nicht lange. Es war schön und gut, mir den gleichen Betrag zu geben, den ich als Arbeitslohn von der Gilde erhalten hatte, aber in der Nabe kam ich nicht in den Genuss der Vergünstigungen der Gilde. Ich bekam in der Speisehalle der Gilde keine Mahlzeiten umsonst und auch kein Bier, und eine Mahlzeit in der Nabe kostete doppelt so viel wie in Tenkor. Ich stellte plötzlich fest, dass ich für viele Dienstleistungen und Gegenstände, die ich bisher umsonst bekommen hatte, bezahlen musste, angefangen vom Stiefelputzen über das Haareschneiden bis hin zu den Kerzen für mein Zimmer und dem Wachs für meinen Wellengleiter. In Tenkor gingen wir überall zu Fuß hin; die Nabe war kein Städtchen, sondern eine Stadt, und sie zog sich über sechs Meilen am Hafen und Fluss entlang hin. Die meisten Leute mieteten sich einen Zweispänner, in dem zwei Fahrgäste Platz hatten und der von Fuhrleuten gelenkt wurde, die allem Anschein nach Zwerge waren. Die Zweispänner wurden von Wahrer-Ponys gezogen, zotteligen, kurzbeinigen Tieren, die etwa halb so groß wie eure kellischen Pferde sind (die wir damals natürlich noch nicht kannten). Das Benutzen eines
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