Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
Verbindung zwischen uns Dunstigen-Vögeln aufrechtzuerhalten, wenn wir in einem Schwarm flogen. Auf diese Weise sagten wir den anderen in der Luft: » Ich bin hier, bei deiner Schwanzspitze.« Und jetzt flogen all diese Vögel zu mir, und ich zweifelte nicht daran, dass sie mich darüber in Kenntnis setzen wollten, was in der Oberstadt von Xolchasturm vor sich ging. Erleichterung strömte durch mich hindurch: Auf diese Weise konnte ich ihnen eine Nachricht für Glut und Gilfeder mitgeben.
Und dann fing die Welt an zu torkeln.
Anders kann ich es nicht beschreiben. Alles um mich herum sackte weg, nur mein Magen blieb irgendwo da oben, und mein Geist verharrte in der Schwebe.
Das Letzte, was ich mit meinen Vogelaugen sah, entsetzte mich: Ich sah Vögel, die sich in Menschen verwandelten und vom Himmel fielen. Und dann strömte Morthreds Tod über mich hinweg und verwandelte jedes Teilchen meines Körpers in etwas anderes.
Einen Moment lang bin ich wirklich gestorben.
Da war Dunkelheit; eine durchdringende Schwärze, die nichts als Leere enthielt. Schweigen, eine äußere Taubheit, die so intensiv war, dass ich die Geräusche aus dem Innern meines Körpers hören konnte, der gerade Stück für Stück zerrissen wurde. Taubheit von solcher Intensität, dass ich das Gefühl hatte, gar keinen Körper mehr zu besitzen. So ist es also zu sterben, dachte ich.
Ich stürzte in diese Dunkelheit, diese Stille, diese Betäubung, diesen totalen Mangel an Sinnesreizen. Als ich wieder daraus auftauchte, befand ich mich auf der anderen Seite des Todes, in einem Leben, von dem ich nichts verstand.
Alles hatte sich verändert. Alles. Sämtliche Sinne waren so sehr verwandelt worden, dass ich … nun, dass es keinen Sinn für mich ergab.
Ich war Ruarth Windreiter, und ich war ein Mensch.
2
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Erzähler: Elarn
Nun, ich habe die Nachricht gesehen, die Ihr mir von Kelwyn Gilfeder gebracht habt. Er schreibt, dass ich mit Euch sprechen soll, und das werde ich auch tun, obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich Euch Kellen irgendwie besonders mag. Ihr genießt es für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr, Euch hochtrabend über die Unzulänglichkeiten der Bewohner der Ruhmesinseln auszulassen. Ich habe auch gehört, dass einige von Euch am liebsten Eure eigenen Priester herschaffen und die Ruhmesinseln Eurer Religion unterwerfen wollen; es ist sogar von einer ganzen Flotte von Missionaren die Rede. Wie kommt Ihr nur darauf, dass Euer Glaube besser ist als unserer? Wenn ich Euch einen Rat geben darf, versucht es auf Tenkor gar nicht erst. Wir hier, die Bewohner der sechs Inseln der Nabenrinne, sind Menoden. Wir waren immer Menoden, und wir werden auch immer welche bleiben.
Sicher habt Ihr gehört, dass diejenigen, die zur Gezeitenreiter-Gilde gehören, nicht immer auf Augenhöhe mit dem Menoden-Patriarchat sind, und das stimmt auch. Wir hier sind die weltliche Macht der Tenkor-Inseln und sie die spirituelle. Das gilt tatsächlich für weite Teile der Ruhmesinseln. Es hat oft Auseinandersetzungen zwischen uns gegeben, aber das sollte Euch nicht zu der irrigen Annahme verleiten, Ihr könntet uns entzweien, denn das könnt Ihr nicht.
Wenn wir von außen bedroht werden, schließen wir uns zusammen, so wie damals im Jahr 1742 zu Beginn des Großen Wandels.
Die Angelegenheiten der Gilde und des Patriarchats waren schon immer so eng miteinander verflochten, dass sie nur schwer voneinander zu trennen gewesen wären. Wusstet Ihr, dass der Erfolg der Menoden in ihrem Bestreben, das Wort Gottes zu verbreiten, der Schatzkammer unserer Gilde zu verdanken ist? Ja, der Reichtum der Menoden stammte von den Langbootmännern und den Gezeitenreitern der Nabenrinne. Und das tut er immer noch. Ohne uns wäre das Menoden-Patriarchat gar nichts. Natürlich unterstützen wir die Menoden freiwillig; schließlich sind fast alle in der Gilde selbst welche.
Was mich betrifft? Oh… ich habe mich nie sonderlich um religiöse Bräuche und Angelegenheiten geschert. Ich mache bei den Festen mit, die zweimal jährlich stattfinden, und erweise dem Walkönig bei der Segnung meinen Respekt, aber mehr auch nicht. Ich kam als Kind der Sünde auf die Welt und war, wie mein Vater immer gesagt hat, durch und durch vom Bösen durchdrungen, weshalb er mich dann wegen meines Mangels an Frömmigkeit geschlagen hat. Dabei hätte ihn meine Zögerlichkeit in Sachen religiöser Hingabe gar nicht so verwirren dürfen– schließlich hat er mir jahrelang den Zugang zum
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