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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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meinen Körper geschlossen. Ihr Daumen hatte meine Kehle auf eine Weise gestreichelt, die ohne jede Liebe war, ohne Sanftheit, ohne einen Gedanken an die Zerbrechlichkeit meiner Knochen. Sie hatte mich hochgehoben, so dass ich nur eine Handbreit von ihrem Gesicht entfernt war und ihr in die Augen sehen konnte. » Ich bin eine Dunkelmagierin«, hatte sie gesagt. » Ich will nichts anderes.«
    » Flamme…«, begann ich.
    » Lyssal«, zischte sie und bezog sich damit auf ihren wahren Namen. » Nenn mich Lyssal.« Der Daumen vollführte einen kleinen Kreis an meiner Kehle. » Ich könnte dich zermalmen, Ruarth, so leicht wie eine Drossel ein Schneckenhaus zerdrückt.« Sie verstärkte den Druck ihrer Finger, und ich bekam kaum noch Luft. » So einfach. Es wäre so einfach.«
    Ich verhielt mich absolut still, während ich am Schweiß ihrer Finger das ganze Ausmaß der Gefahr erkannte, in der ich mich befand. Das hier war nicht Flamme. Es war eine Fremde, die mir den Hals brechen wollte.
    Was hatte sie zurückgehalten? Irgendein Rest von der Frau, die auch noch in ihr war– jener Flamme, die ich gekannt hatte, seit ich als Jungvogel in den Mauerspalten der Burg von Cirkase gelebt hatte und sie als einsames, vernachlässigtes Burgfräulein und Thronerbin die Vögel auf ihrem Fenstersims gefüttert hatte?
    Wir hatten uns damals im Haus des Herrschers von Xolchasturm aufgehalten, und ein Diener des Turmherrn war eingetreten, vielleicht zu meinem großen Glück. Lyssal hatte mir noch rasch ins Ohr geflüstert: » Wenn du es noch ein einziges Mal wagen solltest, dich mir zu nähern, werde ich dich töten, Ruarth. Das ist eine Warnung.« Und dann hatte sie die Finger geöffnet und mir die Freiheit geschenkt.
    Ich hatte es nicht gewagt, ihr Versprechen auf die Probe zu stellen, und hatte mich nicht mehr in ihre Nähe begeben, sondern es vorgezogen, sie aus der Ferne zu beobachten. Ich sprach weiter mit Gesten und Pfiffen zu ihr, aber sie hörte meistens nicht zu. Das war nur zu leicht für sie, denn wenn sie den Blick abwandte, sah sie auch all die sichtbaren Hinweise nicht und verstand daher auch das meiste von dem nicht, was ich sagte. Und jetzt, als ich von der Takelage aus nach unten blickte, während mir die Einsamkeit wie ein Joch um den Hals hing und mich nach unten zu ziehen drohte, fiel mir absolut nicht ein, wie ich sie dazu bringen sollte zu bleiben.
    Die Mannschaft holte bereits die Trossen ein. Seeleute machten sich an den Winden zu schaffen, und die Segel wanderten zitternd nach oben. Niemand auf dem Kai sah in unsere Richtung, da eine erstickende, unnatürliche Illusion um uns herumwirbelte.
    Früher einmal hatte ich mich über die Silbmacht gefreut, die Flamme manifestiert hatte. Früher einmal hatte ich sie als etwas Wertvolles betrachtet. Es hatte ihr die Möglichkeit gegeben, dem widerwärtigen Schicksal zu entkommen, das ihr Vater und der Basteiherr von Breth mitsamt der Unterstützung der Wahrer von der Nabe für sie ausgeheckt hatten: sie als Zuchtstute einem perversen Tyrannen zu übergeben. Der Wahrer-Rat war erpicht darauf gewesen, vom Basteiherrn Salpeter zu erhalten, und hatte den Burgherrn von Cirkase bedrängt, dem Herrscher von Breth zu geben, was er dafür als Gegenleistung verlangte. Lyssal. Es war ein übler Handel gewesen, in dem Flamme nichts weiter gewesen war als ein Köder für die Haie. Damals hatte ihre Silbfähigkeit sie gerettet.
    Aber jetzt… jetzt war sie durch ihre Silbmacht verletzbar gegenüber der Unterwerfung durch Dunkelmagie. Vielleicht hatte Thor Reyder ja recht, dachte ich. Vielleicht wäre es besser für die Inseln, wenn es gar keine Magie gäbe. Vielleicht war sie etwas Bösartiges. Nicht von Natur aus– das glaubte nicht einmal Thor–, sondern weil die Menschen versagten. Es gab zu viele Menschen, die die Silbmagie auf eine Weise nutzten, die entweder armselig und banal war oder monströs. Jede Macht, hatte Thor einmal zu mir gesagt, sollte in Kontrollen und Gegengewichte eingebunden sein, um gezügelt zu werden. Aber niemand kann den Silbbegabten der Wahrer-Inseln die Zügel anlegen.
    Er hätte hinzufügen sollen: abgesehen von einem Dunkelmeister. Morthred hatte ganze Arbeit darin geleistet, die Silbmacht zu zügeln.
    Ein Vogelschwarm flog über den Kai hinweg zwitschernd auf mich zu, und meine Ohren verstanden jeden einzelnen Ruf. Die Vögel sprachen ihre Namen, immer und immer wieder, ohne dass es eine größere Bedeutung hatte. Es diente einfach nur dazu, die

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