Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
aufbrechen. Und zwar jetzt gleich.«
Stracey bat Gabania mit einem flehenden Blick, die Führung zu übernehmen, und Gabania zögerte sichtlich mit der Antwort. Sie spielte ganz offensichtlich mit der Vorstellung, Widerstand zu leisten, während sie ihre eigenen Kräfte mit denen von Flamme abschätzte.
» Tu das nicht«, warnte Flamme sie. Dann schwächte sie ihre drohenden Worte etwas ab, indem sie hinzufügte: » Hört zu, das ist unsere Chance. Morthred wird uns nicht mit der Kraft seines Willens zurückrufen, das verspreche ich euch. Er wird jeden Augenblick sterben, und wir können tun und lassen, was wir wollen.« Ich fand in diesem Moment nicht einmal einen Hauch von der Flamme Windreiter in ihr, die ich kannte. » Stell dir nur die Macht vor, die wir haben werden, Gabania. Dunkelmagier, die ein Schiff besitzen … und all diese Seeleute als Sklaven und so viel Geld, wie wir nur wollen. Tatsächlich alles, was Morthred in den wenigen Jahren angesammelt hat, seit seine Macht zurückgekehrt ist.«
Ein Funken Hoffnung schwang plötzlich in der Stimme der älteren Frau mit, als Reste ihrer früheren Unabhängigkeit zurückkehrten. » Morthred wird sterben?«
» Ja. Diese Leute, die in Porth waren und versucht haben, mich zu befreien– ich habe einen von ihnen hier gesehen. Ich kenne diese Menschen. Ich weiß, wie sie denken. Sie werden ihn jeden Augenblick töten, während alle anderen mit dem Pfeilerrennen beschäftigt sind.«
» Werden wir… werden wir wieder einfach nur Silbbegabte sein?«, fragte Stracey. Sie wirkte verwirrt, als würde sie ihre eigenen Worte nicht verstehen.
Flamme legte ihre Hand an die Wange der anderen Frau. » Nein, Liebes. Du wirst keine Silbin mehr sein. Weil du es nicht zulassen wirst, nicht wahr? Du wirst mit Hilfe deiner eigenen Dunkelmagie dafür sorgen, dass du eine Dunkelmagierin bleibst. Und jetzt geh und kümmere dich darum, dass diese dummen Seeleute meine Befehle ausführen.«
Gehorsamkeit gegenüber Morthred hatte Gabania und Stracey lenkbar gemacht, und daher zogen sie jetzt ohne weiteren Widerstand los. Einen Moment sah Flamme ihnen nach, dann lehnte sie sich gegen die Reling. Ich wusste, was sie tat; ich hatte es oft genug gesehen. Bunte Schwaden strömten wie sanfter Nebel von ihr aus. Früher einmal wären sie silberblau gewesen; jetzt zeigten sie nur noch ein dunkles Lila, in dem sich Streifen aus Silber und Rötlichbraun befanden. Sie begann, den bevorstehenden Aufbruch mit einer Illusion zu verhüllen. Diese Form der Magie fiel ihr nicht mehr ganz so leicht, denn es handelte sich um eine Fähigkeit, die den Silbbegabten entsprach und weniger den Dunkelmagiern, und Flamme verlor ihre Silbmagie immer mehr.
Ich fühlte mich elend, als ich so oberhalb von ihr hockte, aber das elende Gefühl wurzelte mehr in meinem Geist und in meinem Herzen als in meinen Eingeweiden. Ich hatte versucht, meine Flamme– die sanfte, liebevolle Flamme– am Leben zu halten, aber ich hatte keinerlei Vorstellung davon, wie ich sie retten könnte. Ich verstand ihre gegenwärtige Unterwerfung immer noch nicht, genauso wenig wie Glut und Kelwyn, als ich das letzte Mal mit ihnen gesprochen hatte. Da war etwas Seltsames an alldem. Meine ganze Hoffnung beruhte darauf, dass sich, wenn Morthred erst tot wäre, alles verändern würde. Dass ihre eigene Integrität es ihr dann gestatten würde zu kämpfen und sie eine Chance bekam.
Und oben in der Stadt Xolchasturm befanden sich die Menschen, die dabei vielleicht helfen konnten. Kelwyn Gilfeder, der Arzt von der Himmelsebene, konnte vielleicht irgendetwas mit seinen Heilmitteln bewirken, wenn Morthred erst weg war. Und was die anderen betraf: Glut Halbblut, die mehr als nur eine Freundin war, wie sich herausgestellt hatte; Thor Reyder, der Menoden-Patriarch, der die Welt ganz von der Magie befreien würde, wenn er nur einen Weg fände, dies zu bewerkstelligen; Dekan Grinpindillie, der junge Wissende aus Mekaté– sie alle wollten helfen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie ich Flamme davon abhalten konnte, einfach wegzusegeln, von ihnen, und von der Hoffnung, die sie boten.
Ich hatte Flamme versichert, dass Menschen in der Nähe waren, die sie retten konnten. Die dafür sorgen würden, dass sie niemals mehr unter den Qualen litt, die Morthred ihr zugefügt hatte. Sie hatte zugehört, das musste ich ihr lassen. Aber dann, bei unserem letzten vertraulichen Treffen, als wir allein waren, hatte sie mich in ihrer Hand gehalten und die Finger um
Weitere Kostenlose Bücher