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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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stand ein Mann, den sie erst beim genaueren Hinsehen wirklich erkannte, denn er wirkte dick, trug eine hellgelbe Hose und einen dunkelblauen Mantel statt des gewohnten weißen Hemdes. Ihre Blicke begegneten sich, und es war Maikea, als würde sie von einem Strudel erfasst. Sie konnte sich nicht von der Stelle rühren, starrte nur diese fremde und zugleich so vertraute Gestalt an und versuchte zu verstehen, was gerade vor sich ging.
    Wieso war er hier? Was hatte den Weißen Knecht dazu gebracht, sich in eine solch gefährliche Lage zu begeben?
    »Sie haben die Fürstin in ihrer Gewalt «, erklärte der Soldat.»Aber nun scheint der Rebellenführer zur Aufgabe bereit zu sein. Der hat wohl kapiert, dass wir ihn sonst schneller zerfleischt haben, als er um Hilfe schreien kann, dieser Teufel.«
    Der Kerl grinste so diabolisch, dass Maikea schon protestieren wollte. Doch sie hielt sich zurück. Sie hatte dem Weißen Knecht versprochen, vorsichtig zu sein, um ihn und sich selbst nicht in Gefahr zu bringen.
    »Der will nur mit dem Fürsten persönlich verhandeln … « Er hielt die Lanze höher.»Dabei ist das Einzige, was dieser verfluchte Rebell noch aushandeln kann, seine Henkersmahlzeit!«
    Maikea erschrak. Jeder hier musste merken, dass der Weiße Knecht sie anstarrte, dass sie sich kannten und auf eine seltsame, ungeklärte Weise zusammengehörten. Sie flehte still, er möge endlich wegschauen, aber gleichzeitig wollte sie, dass dieser Augenblick nie vorüberging. So lang hatte sie ihn nicht gesehen. So viel war seitdem passiert. So sehr hatte sie ihn vermisst. Maikea hatte inzwischen selbst verstanden, dass es Liebe war, die sie für diesen Mann empfand. Und genau das wollte sie ihm mit den Augen sagen, damit er wusste, wie sehr sie sich um ihn sorgte und dass er auf sich aufpassen sollte.
    Doch in diesem Moment schaute er weg.
    »Fürst Carl Edzard von Ostfriesland «, erklang seine klare und kräftige Stimme und war auch im Hof deutlich zu vernehmen.»Seid Ihr bereit, mit mir zu reden?«
    Nach einer Weile erschien tatsächlich der Fürst in der Tür. Die Helligkeit des Wintertages blendete ihn, und er hob die Hand vor die Augen. Es war nicht zu übersehen, wie sehr er zitterte.
    »Es ist mir gleich, ob Ihr mit mir oder dem Geheimrat verhandelt, denn wir sind einer Meinung: Ergebt Euch, sonst wird es Euch schlecht bekommen.«
    Die Fürstin, die von einem anderen Kerl gehalten wurde, erwachte aus ihrer Ohnmacht, und man hörte sie leise wimmern. Maikea konnte aus der Entfernung erkennen, dass sie mit einem Messer bedroht wurde. Das war grausam. Was war nur passiert?
    Der Weiße Knecht trat auf den Fürsten zu.»Und wenn wir das, was Euch im Leben das Liebste ist, in unserer Gewalt haben?«
    »Auch da kann ich nur wiederholen, was Geheimrat Switterts gesagt hat: Wir wollen natürlich nicht, dass meiner Gattin ein Leid widerfährt. Aber wenn Ihr … «
    »Fürst, ich rede nicht von Eurer Gattin!«
    Carl Edzard schaute eine Weile verständnislos drein. Die völlig entkräftete Wilhelmine Sophie blickte ihn mit schreckensweiten Augen an, als flehe sie um ihr Leben. Dann, ganz langsam, verstand er die Worte des Weißen Knechtes.»Ihr sprecht doch nicht etwa von … «
    »Ihr habt mich sehr wohl verstanden: Während Geheimrat Switterts so eifrig war, alle bewaffneten Männer zusammenzutrommeln, ist es meinen Leuten mühelos gelungen, Eure geliebte kleine Mätresse aus dem Schloss zu entführen.«
    Maikea sah, dass er bitterböse lächelte, während er diese Worte aussprach.
    Ihr war, als zöge man ihr den Boden unter den Füßen weg. Dass er, der Weiße Knecht, der Mann, den sie liebte und dem sie vertraute, ihre beste Freundin entführt hatte und sich auch noch darüber zu freuen schien … Ihr schwindelte. Am liebsten wäre sie davongelaufen. Wie konnte er ihr das antun? Er wusste doch, dass Jantje die einzige Person am Hof war, die ihr etwas bedeutete. Wie oft hatte sie ihm von ihrer engen Freundschaft erzählt. Und von der innigen Beziehung zwischen Jantje und dem Fürsten. Hätte sie damals nur den Mund gehalten! Wenn ihrer Freundin etwas angetan würde, könnte sie ihm das niemals verzeihen. Und sich selbst auch nicht.
    Der Fürst war noch bleicher geworden, als er es ohnehin schon war.»Wo ist Jantje?«
    »Es liegt doch auf der Hand, dass wir Euch das nicht verraten werden, Eure Durchlaucht.«
    »Ihr dürft ihr nichts antun, hört Ihr? Wehe, Ihr krümmt Ihr auch nur ein Haar!«
    »Das werden wir nicht, ehrenwerter

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