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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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nicht unterschätzen solltet. Arme Leute wie wir haben nichts zu verlieren.«
    »Wie könnt Ihr nur so leichtsinnig sein, Weißer Knecht?«, knurrte Switterts. Er war wild entschlossen, die Lage in den Griff zu bekommen. Dies war sein erster Neujahrsempfang als Oberster Geheimrat, und er würde sich seinen Triumph nicht von ein paar aufrührerischen Reden kaputt machen lassen. Er musste allen beweisen, dass er auch mit den schlimmsten Feinden des Landes fertig werden konnte.
    »Euch sollte klar sein, dass Ihr keine Chance habt. Ich habe fünfzig Soldaten an diesem Hof. Das Schloss gleicht einer militärischen Festung. Ihr könnt das Gebäude unmöglich verlassen, ohne dass einer meiner Männer Euch mit seinem Degen durchbohrt. Ich hatte Euch wirklich für klüger gehalten!«
    »Solltet Ihr mich angreifen, wird mein Begleiter die Fürstin mit seiner Waffe streicheln. Das wollt Ihr doch nicht, oder?«
    Wie auf Kommando riss Tammo, der die ganze Zeit über aus dem Fenster geblickt und auf ein Zeichen von Eyke gewartet hatte, plötzlich die Fürstin nach oben. Ein entsetzter Schrei entwich ihrer Kehle, wahrscheinlich rechnete sie damit, in diesem Moment zu sterben.»Es ist so weit «, rief er dem Weißen Knecht zu.
    »Nicht so voreilig!«, ging Switterts dazwischen.»Wenn Ihr nur einen Schritt aus diesem Gebäude macht, werde ich den Männern den Befehl geben, Euch zu töten. Und dann bleibt nicht mehr als ein Haufen blutiges Fleisch von Euch.«
    »Wer gibt denn hier am Hofe eigentlich die Befehle?«, fragte der Weiße Knecht.»Ihr? Oder nicht doch eher der amtierende Fürst von Ostfriesland?«
    Daraufhin erhob sich Carl Edzard von seinem Thron. Mit unsicherem Schritt trat er neben seinen Geheimrat und holte tief Luft. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, vor vielen Menschen zu sprechen. Er war nervös und musste sich am Pult festhalten.
    »Wenn der Geheimrat den Befehl gibt, so geschieht es in meinem Sinne «, war seine hohe Stimme zu vernehmen.
    »Auch, wenn dabei Eure junge Gattin ihr Leben lassen muss?«
    Nun fühlte Weert Switterts sich gefordert:»Meine Männer werden alles dafür tun, damit die Fürstin diese schreckliche Stunde überlebt. Sollte dies nicht der Fall sein, so ist es ganz und gar Eure Schuld, Weißer Knecht. Ihr seid es, der zuerst mit Waffengewalt drohte!«
    Der Fürst sah sich verstört zu seiner Gattin um. Wilhelmine Sophie hatte bereits das Bewusstsein verloren, und noch immer hielt Tammo ihr das Messer an den Hals.
    Keiner im Saal wagte es, ein Geräusch zu machen. Es war so still ringsherum, dass man meinte, den Schnee im Hof fallen zu hören. Der Weiße Knecht blickte hinaus. Der Geheimrat hatte nicht übertrieben: Der ganze Innenhof war fast schwarz von Uniformen. Unzählige Soldaten mit Degen, Lanzen und Musketen warteten auf einen weiteren Befehl.
    Er trat in die geöffnete Flügeltür, und auf einmal durchzuckte es ihn wie ein Blitz.
    Dort stand, mitten im Hof, zwischen all den Soldaten, Maikea. In einem roten Kleid, mit zusammengebundenem Haar und einem Blick, der nicht zu deuten war. Und er wusste, sein Plan war in Gefahr.
    Die Soldaten hatte er nicht gefürchtet, auch nicht den Groll des Fürsten oder den Aufruhr der anderen Gäste. Das Einzige, wovor ihm angst und bange gewesen war, war die Vorstellung, wie Maikea auf diesen Plan reagieren würde. Denn der Weiße Knecht wusste, sie würde ihn dafür hassen.

17
    S ie hatte den ganzen Tag schon nach Jantje gesucht. Denn der Streit vor einer Woche hatte Maikea keine Ruhe gelassen, und sie wollte das neue Jahr nicht beginnen, ohne mit ihrer Freundin wieder ins Reine zu kommen. Aber sie war nirgends zu finden. Nicht im Schlossgarten, nicht im Gesindehaus. Zuletzt hatte sich Maikea sogar in die Gemächer der Fürstenfamilie gewagt, doch dort war sie niemandem begegnet. Von Jantje fehlte jede Spur. Allmählich begann sich Maikea Sorgen zu machen.
    Als sie nun wieder in den Hof trat, erstarrte sie vor Schreck. Sie wusste, dass es hier eine Parade zum Neujahrstag geben sollte, doch mit einem Mal wurde ihr die Spannung bewusst, die Stille.
    »Was ist denn passiert?«, fragte sie einen der Männer, der eine Lanze trug, als stünde direkt vor ihm ein Feind, den es aufzuspießen galt.
    »Der Weiße Knecht ist da!«
    »Hier?« Ihr Herz raste, und ihr Mund war wie ausgetrocknet. Das konnte nicht wahr sein! Aber als sie dem Blick des Soldaten folgte, sah sie, dass er die Wahrheit erzählt hatte.
    An einer der großen Flügeltüren zum Festsaal

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