Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
Vom Netzwerk:
Fürst. Wenn Ihr auf unsere Forderungen eingeht … «
    Weert Switterts drängte sich jetzt vor und wollte protestieren, doch Carl Edzard machte ihm mit einer Geste unmissverständlich klar, dass er hier nicht erwünscht war.»Was wollt Ihr denn? Geld? Land? Privilegien? Wir können darüber reden. Wenn es sein muss, auch ohne den Geheimrat, nur wir beide. Was sagt Ihr?«
    »Es ist erfreulich, dass Ihr Gesprächsbereitschaft signalisiert. Doch so einfach ist es nicht. Ich fordere heute erst einmal den ungehinderten Abzug von mir und meinem … Sekretarius. Eure Gattin nehmen wir mit, bis wir sicher sind, dass niemand uns verfolgt.«
    »Und wann kommt Jantje wieder zurück?«
    Der Weiße Knecht lehnte sich scheinbar entspannt an den Türrahmen. Ihm war anzusehen, dass dieses Gespräch ganz nach seinen Vorstellungen lief. Maikea wäre am liebsten zu ihm gerannt und hätte ihm für diese Kaltschnäuzigkeit eine Ohrfeige verpasst.
    »Wann Ihr Eure Liebste wiederseht, liegt ganz bei Euch. Aber keine Sorge, wir wollen nicht Euer schmutziges Geld. Es geht uns nur um unsere Freiheit, wie es sich unsere Vorfahren damals geschworen haben. Das wird in einem Vertrag stehen, den Ihr unterschreiben müsst und den die durchlauchtigste Fürstin bei sich tragen wird, wenn wir sie zu Euch zurückschicken.«
    »Und dann bringt Ihr Jantje?«
    »Sobald wir sicher sein können, dass Ihr Euch an die Neuregelungen haltet, bekommt Ihr sie zurück. Aber wir werden nett zu ihr sein, das verspreche ich.«
    Der Fürst sah sich um, seine Bewegung war langsam, als könne er so die Tragweite seines Entschlusses besser überschauen. Schließlich senkte er den Blick.
    »Es soll alles so geschehen, wie Ihr wünscht, Weißer Knecht!«
    Nun mischte sich Weert Switterts ein, sein Gesicht war glutrot.»Eure Durchlaucht, Ihr wisst nicht, worauf Ihr Euch einlasst. Mit Rebellen verhandelt man nicht!«
    »Haltet ein, Switterts. Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Und wenn Ihr Oberster Geheimrat bleiben wollt, solltet Ihr Euch auch daran halten.«
    Damit war das letzte Wort gefallen, das wusste Maikea. Und tatsächlich bildeten die Soldaten bereits eine enge Gasse im Hof, damit die beiden Männer zusammen mit der geschwächten Fürstin ungehindert abziehen konnten.
    Nur Maikea rührte sich nicht von ihrem Platz. Ganz nah musste der Weiße Knecht an ihr vorbeigehen, doch als er ihren Blick suchte, schaute sie weg. Sie konnte es nicht ertragen, ihn zu sehen.
    Nie wieder.

18
    K aum hatte sie die bloßen Füße auf die Pflastersteine gestellt, raste die Kutsche davon.
    Wilhelmine Sophie war jämmerlich kalt, und sie schämte sich für ihre nackten Beine, das zerschlissene Hemd und den Schmutz am ganzen Körper.
    Wohin nur sollte sie jetzt gehen? Es war mitten in der Nacht, der Neujahrstag war schon seit ein paar Stunden vorüber, die Stadt schien zu schlafen.
    Oder war sie noch im Schock erstarrt, nach dem, was gestern geschehen war?
    Wilhelmine erkannte die Kirche vor sich, da war sie schon einmal gewesen bei der Beerdigung ihres Schwiegervaters. Von hier aus war es nicht weit bis zum Schloss, aber bevor sie in diesem Lumpenkleid auch nur einen Schritt in die richtige Richtung setzte, wollte sie lieber direkt hier an Ort und Stelle erfrieren.
    Wie sollte das Leben nur für sie weitergehen, nach dieser Schmach, die sie hatte erdulden müssen? Die Erniedrigung durch die Rebellen war entsetzlich gewesen. Immer wieder kehrte die Erinnerung zurück: Wilhelmine sah die silberne Klinge, spürte die Berührung an ihrem Hals, fühlte den Angstschweiß, der ihr über den ganzen Körper lief, und hörte die Worte: Wir wollen natürlich nicht, dass meiner Gattin ein Leid widerfährt. Aber wenn Ihr …
    In jenem Moment hatte Wilhelmine schon mit ihrem Leben abgeschlossen. Doch den wahren Todesstoß hatte ihr der plötzliche Sinneswandel Carl Edzards gegeben, als er erfuhr, dass nicht ihr Leben, sondern das dieser Jantje Haddenga auf dem Spiel stand. Da war er über sich hinausgewachsen, hatte sogar den Geheimrat in seine Schranken verwiesen und war auf keine Kompromisse eingegangen.
    Und das vor den Augen der vollständig versammelten Obrigkeit des Landes. Jeder hatte es mitbekommen, dass der Fürst seine Frau geopfert hätte, für seine Geliebte aber kämpfte wie ein Löwe.
    Wie sollte sie je wieder stolz und erhobenen Hauptes auf dem Thron sitzen?
    Die Erschöpfung zwang Wilhelmine, sich an die nächste Hausmauer zu kauern. Sie würde in dieser Nacht keinen Schritt

Weitere Kostenlose Bücher