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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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dem Finger eine Route anzeigte und einige Ortsnamen dazu nannte, verstand er den Sinn der Zeichnung.
    Fasziniert lauschte er dem Plan, den Brenneysen nun der Fürstin zu erklären versuchte.
    »Eure Durchlaucht, um die Aufständischen zu täuschen, sollten wir das Nordertor wählen. Nur müssen wir dann im weiten Bogen Esens umfahren, und statt der gewohnten Strecke über Middels nehmen wir den Weg über Victorbur. Wir werden wohl zwei Stunden länger brauchen und erst spät in der Nacht ankommen.«
    »Und wenn die Rebellen uns erkennen?« Man sah der Fürstin an, dass sie den Heimweg fürchtete.
    »Wir werden für Euch und Euren Sohn eine andere Garderobe besorgen, damit Ihr auf der Reise die Kleidung der Bürgerlichen tragt. Das dient nur Eurer Sicherheit. Zudem werden wir auf der ganzen Strecke die Salvegarde postieren.«
    »Dann machen wir es so, Kanzler «, entgegnete die Fürstin. Der mitleidige Blick, mit dem sie die geschundene Helene betrachtete, entging Weert nicht.»Was geschieht mit dieser Frau, Brenneysen?«
    Der Kanzler schaute nur einen kurzen Moment zu Helene, die gerade zu sich zu kommen schien.»Eure Durchlaucht, diese Frau ist eine Verräterin. Sie kann nicht viel Mitgefühl erwarten, wenn meine Männer sie später verhören. Wahrscheinlich weiß sie, wer in die geplante Entführung involviert war und wo wir den Weißen Knecht und die seinen finden können.«
    »Ich weiß nichts «, stöhnte Helene.
    Einer der Soldaten schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.»Halt’s Maul. Du hast nur den Mund aufzumachen, wenn wir es dir befehlen!«
    Brenneysen wandte sich an Weert.»Sag, Junge, es war doch diese Frau, die den Rebellen das Tor geöffnet hat?«
    Weert nickte und blickte dann zu Boden. Besser wäre es gewesen, er hätte mit dem Finger auf Helene gezeigt, doch er schaffte es nicht, sie anzusehen. Es war kein Mitleid, das er empfand. Es war eher die Scham, eine solche Gestalt einmal begehrt zu haben, dass er ihr sogar einen Kuss hatte entlocken wollen. Jetzt fand er sie abstoßend und erbärmlich.
    »Warum machst du das, Inseljunge?«, rief Helene verzweifelt.»Ist es wegen der Sache vor ein paar Wochen? Weil ich dich nicht … « Sie verstummte, als sie eine Männerhand auf den Mund gelegt bekam. Nun konnte sie nur noch röcheln und husten.
    »Schafft sie raus!«, befahl Brenneysen knapp, und die Soldaten gehorchten.»Und nun nochmal zu euch beiden «, fuhr der Kanzler fort und schaute Weert und den neben ihm stehenden Rudger genauestens an.
    Weert schluckte, und für einen kurzen Moment beschlich ihn die Befürchtung, dass man ihren kleinen Betrug doch aufgedeckt hatte und jetzt ihre Bestrafung anstand. Doch der sonst so strenge Mann lächelte plötzlich.»Wie alt seid ihr beide?«
    Rudger machte den Mund nur auf und zu, deswegen antwortete Weert für sie beide:»Ich bin fünfzehn, und mein Freund hier ist ein Jahr jünger.«
    »Dann seid ihr ja fast schon Männer. Und ein bisschen zu alt für ein Waisenhaus, findet ihr nicht?«
    »Doch, Kanzler.«
    »Und was wollt ihr gern einmal machen, wenn ihr erwachsen seid?«
    »Zur See fahren «, antwortete Rudger, aber Weert stieß ihm unauffällig in die Seite und ergriff das Wort:»Aber, wenn wir wirklich wählen dürften, würden wir natürlich viel lieber solch stattliche Soldaten werden wie Eure Männer hier.«
    Brenneysen zog interessiert die Augenbrauen hoch.»So? Soldaten wollt ihr sein?«
    Weert nickte, und Rudger – nach einem erneuten Stoß in die Rippen – tat es ihm gleich.»Ja, das wäre was!«
    »Mein Junge, du scheinst ja wirklich aus hartem Holz geschnitzt zu sein, wenn du dir eine Rauferei mit einem ganzen Pack wüster Rebellen lieferst.« Fast klang die Feststellung ein wenig spöttisch.
    »Das war nicht besonders tapfer von mir. Ich habe mich einfach verhauen lassen. Besser wäre es gewesen, ich hätte sie einen nach dem anderen aufgespießt!«
    Nun lachte der Kanzler schallend.»Du gefällst mir wirklich!« Er schien einen Moment lang nachzudenken, dann wandte er sich an Pastor Bilstein, der bis zu diesem Zeitpunkt teilnahmslos am Ende des langen Tisches gesessen hatte.»Sagt mir, Pastor, wäre es möglich, dass ich diese beiden strammen Kerle mitnehmen kann?«
    Der Gottesmann machte große Augen.»Wie meint Ihr das?«
    »Gegen eine großzügige Spende, versteht sich.«
    »Ja «, stotterte Pastor Bilstein ungläubig.»Natürlich, wenn Ihr meint … «
    »Eure Durchlaucht?«, fragte Brenneysen nun die Fürstin, mehr der Form

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