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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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doch gut, oder?«
    »Inselvogtin klingt besser.«
    »Egal, wofür du dich entscheidest, ich gebe dir noch einen Rat: Halte dich von den Rebellen fern! Brenneysen hat den Weißen Knecht und seine Leute noch immer im Visier. Und er kann gnadenlos sein.«
    »Warum hat Brenneysen den Weißen Knecht und seine Leute dann nicht schon jetzt längst gefangen genommen?«
    »Weil ein kontrollierter Rebell mehr wert ist als ein Märtyrer im Kerker.« Er schnaubte, dann rollte er die Pläne zusammen und verstaute sie neben seinem Schreibtisch.»So weit sind wir uns also einig?«
    Maikea nickte, obwohl sie nicht genau wusste, ob sie sich überhaupt mit diesem Mann einigen wollte. Aber wenn er ihr etwas vorspielte, dann würde sie es genauso tun. Sollte er doch glauben, sie durchschaue ihn nicht. Es war immer besser, unterschätzt zu werden.

6
    S eine Durchlaucht Fürst Carl Edzard von Ostfriesland wünscht dich zu sprechen!«, rief Rudger schon von weitem und schnappte nach Luft, als er über den Schlosshof bis zur Kanzlei gerannt kam.
    Weert hatte am Fenster gesessen und ihn heraneilen sehen. Seit Maikea gegangen war, saß er dort und grübelte. Wie wird sie reagieren, wenn sie beim Kartenmaler ankommt?, überlegte Weert. Seine Männer hatten in Westerbur ganze Arbeit geleistet. Und wohin sollte diese Frau dann schon gehen, wenn nicht zu ihm zurück? Sie würde sich an sein großzügiges Angebot erinnern. Er gab Maikea keine Woche, dann würde sie hier wieder auftauchen, das war so sicher wie Ebbe und Flut.
    Weert wandte sich an den aufgeregten Sekretarius, der inzwischen völlig außer Atem bei ihm angekommen war.»Wann soll die Audienz stattfinden?«
    »Jetzt sofort. Der Fürst wartet im großen Saal. Brenneysen wird auch zugegen sein.«
    »Weißt du, worum es geht?«
    Rudger schüttelte den Kopf.»Leider nein. Aber es gab Ärger im Schloss, das haben alle mitbekommen. Der Fürst hat sich furchtbar aufgeregt.«
    »Da bin ich ja gespannt, wie es aussieht, wenn ein zu groß geratener Junge sich furchtbar aufregt.« Weert erhob sich langsam und behäbig. Nur weil Carl Edzard nach ihm rief, würde er nicht sofort aufspringen wie von der Wespe gestochen.»Sag mal, Rudger, du wolltest doch gestern etwas mit mir besprechen. Etwas Wichtiges, hast du gesagt. Worum ging es denn?«
    »Ach, das hat Zeit.«
    Weert registrierte die Wangen seines Begleiters, sie wurden so rot wie reife Apfel. Rudger war selten verlegen.
    »Ist es wegen deinem Mädchen? Raus mit der Sprache.« Er boxte ihm freundschaftlich in die Rippen.
    »Trientje und ich, nun ja, du kannst es dir denken … «
    »Nein.« Es machte Weert einfach zu viel Spaß, ihn zu ärgern.
    »Nun, wir würden gern heiraten. Schon bald. Was sagst du dazu?«
    »Heiraten?« Weert schenkte ihm ein zynisches Lachen.»Du kannst sie doch auch ohne Gottes Segen reiten, oder nicht? Sie ist eine Dirne, wie du weißt.«
    »Das ist mir gleich. Wenn wir Mann und Frau sind, kann sie damit aufhören. Wir müssen ein bisschen Geld zahlen … «
    »Wir? Du meinst wohl ich! Soweit ich weiß, hast du kein eigenes Geld.«
    Rudger nickte betroffen. Als Weerts persönlicher Sekretarius standen ihm freies Wohnen und Essen zu, solange er lebte. Und ab und zu gab es ein paar Extras dazu. Eine gute Regelung, wie Weert fand.
    »Lass uns ein andermal darüber reden, ja? Der Fürst wartet ungern.«
    Auf der Treppe begegneten sie Brenneysen, der einen beunruhigten Eindruck machte. Er wurde von seinem widerlichen Husten geschüttelt, dass er sich am Geländer festhalten musste.
    »Kanzler Brenneysen, die Lunge gibt aber auch gar keine Ruhe mehr «, kommentierte Weert nicht ohne Spott. Er konnte dem kranken alten Mann einfach nicht mehr den nötigen Respekt entgegenbringen, auch wenn dieser ihm im Amte vorgesetzt war.
    »Heute kommt der Apotheker aus dem Ort. Er bringt mir wieder meine Medizin. Dann wird es besser werden, Switterts, keine Sorge.« Schwer atmend nahm der Kanzler die letzte Stufe abwärts.»Oder soll ich besser sagen: keine falschen Hoffnungen?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Weert Switterts, Ihr versteht mich ganz genau. Damals, als ich Euch an den Hof holte, hielt ich Euch für einen tapferen und starken Jungen, aus dem etwas werden könnte.«
    »Hab ich Eure Erwartungen nicht erfüllt? Immerhin bin ich Mitglied im Geheimen Rat, der Fürst betraut mich mit allerhand wichtigen Aufgaben, und die Bediensteten begegnen mir mit dem nötigen Respekt.«
    »Ja, in dieser Hinsicht seid Ihr keine Enttäuschung.

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