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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Mensch jemals etwas über deine Berechnungen erfahren.«
    »Ich will keine Heldin sein. Es geht mir um meine Heimat.«
    »Es geht dir um die Heimat «, wiederholte er spöttisch.»Du musst mich nicht für dumm verkaufen. Ich weiß, worum es dir geht: Du machst es für deinen Vater, oder nicht? Du eiferst dem heldenhaften Inselvogt Boyunga nach, den du nie kennenlernen durftest, weil diese schreckliche Weihnachtsflut ihn dir geraubt hat. Eigentlich willst du sogar Rache üben an der Nordsee, du willst sie in die Schranken weisen für das Leid, dass sie deiner Familie angetan hat.«
    Maikea musste zugeben, dass er nicht ganz unrecht hatte. Natürlich hatte ihr Kampf etwas mit ihrem Vater zu tun, wenn auch nicht unbedingt auf die Weise, wie Weert es formuliert hatte.»Ist es bei dir denn nicht genauso?«
    »Du hast mich ertappt, ja. Die Switterts sind Erfolg und Wohlstand gewohnt. Und ich bin der Einzige aus meiner Sippe, der noch lebt. Ich will den Namen meiner Familie ehren.« Diesmal fasste seine Hand nach ihrem Arm. Bei der Berührung machte Maikea sich steif, als wäre sie aus Stein. Doch ihre Ablehnung schien ihn nicht zu beeindrucken, im Gegenteil, er rückte weiter auf und schob seine Hüfte gegen ihren Körper.»Schau, wie nah wir uns sind. Wir sind beide Inselkinder. Wir haben beide unsere Väter und Brüder in der Weihnachtsflut verloren, also ist uns die Angst vor den Sturmgewalten näher als sonst jemandem hier. Und nun sind wir beide auf dem Weg, unsere Heimat zu retten und zu Helden zu werden. Wenn wir uns zusammentun, dann kann uns niemand mehr aufhalten … «
    Seine Hand wanderte nun vom Arm auf ihre Brust. Und es kam Maikea vor, als habe er eine Pranke, eine scheußlich große, starke Pranke. Ihr Atem ging stoßweise und war das Einzige, was in diesem Moment noch zu funktionieren schien. Schon berührten seine Lippen ihr Ohr.
    »Wir beide sind keine Kinder mehr, Maikea. Und wenn ich meine, wir sollten uns zusammentun, dann meine ich das in jeder Hinsicht … «
    Sein Flüstern hinterließ feine feuchte Tröpfchen in ihrem Nacken. Und endlich kam wieder Leben in Maikea. Sie stieß Weert mit aller Wucht zur Seite, so plötzlich, dass die Schnelligkeit ihn überrumpelte und er zur Seite kippte.
    »Bist du verrückt geworden, Weert Switterts?«
    »Du widerspenstiges Weib!« Nachdem er sich an der Wand abgestützt hatte, begann er lautstark zu lachen.»Es hätte mich enttäuscht, wenn du gleich schwach geworden wärst!«
    Er machte sich groß, so wie er es schon damals bei ihren Streitereien getan hatte. Maikea fürchtete für einen Moment, er würde einen erneuten Versuch wagen, aber Weert ging um den Tisch herum, setzte sich auf den Stuhl mit der hohen, gepolsterten Lehne und zog die Pläne zu sich hinüber.
    »Gut, dann antworte mir doch endlich mal auf die erste Frage, die ich dir heute gestellt habe: Was willst du?«
    Erleichtert atmete Maikea auf. Sie würde Weert Switterts kein weiteres Mal ohne Begleitung besuchen, so viel stand fest.
    »Ich möchte mit Fürst Carl Edzard sprechen und ihn um Erlaubnis bitten, meine Bepflanzungspläne auf einer Insel auszuprobieren.«
    Weert wiegte den Kopf hin und her.»Minh … So einfach ist das nicht, denn erstens darf nicht jeder in die Nähe des Fürsten, schon gar nicht, wenn bekannt ist, dass diese Person mit den Rebellen sympathisiert. Und zweitens glaube ich nicht, dass man eine Frau mit einer solchen Aufgäbe betrauen würde.« Er setzte eine gönnerhafte Miene auf.»Aber wer weiß, wenn ich mich für dich einsetze, wird man dir hier am Hof vielleicht ein kleines Arbeitszimmer einrichten, in dem du deine Berechnungen anstellen und Anweisungen an die Inselvogte leiten kannst. Es muss ja niemand erfahren, dass die Schriften von einer Frauenhand stammen.«
    Das klang enttäuschend. Maikea räusperte sich.
    »Du erinnerst dich doch noch an den Nachfolger meines Vaters, oder? Wahrscheinlich ist er nicht der einzige faule, geldgierige Inselvogt, der nur seinen Sold einstreichen will. Die Arbeit des Inselvogtes wird kaum kontrolliert. Warum sollte sich ein Mann, der sich für seine Insel im Grunde nicht interessiert, also für deren langfristigen Schutz einsetzen? Denn die Umsetzung meiner Pläne nimmt sicher mehrere Winter in Anspruch. Du weißt selbst, wie müßig die Insulaner sind, wenn sie im Sommer schon Sturmflutsicherung betreiben sollen … «
    »Was stellst du dir also vor?«
    »Der Fürst soll mich zur Inselvogtin ernennen.«
    Jetzt lachte Weert

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