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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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etwas erwidern, doch Weert fiel ihm ins Wort:»Aber Fürstin Dorothea von Bayreuth scheint doch einverstanden zu sein mit der Wahl. Man will Jantje Haddenga dort gern übernehmen.«
    »Das ist mir egal. Jantje Haddenga bleibt an diesem Hof, so wahr ich der Fürst von Ostfriesland bin.«
    Er schlug mit der Faust auf die Armlehne seines Herrscherstuhls, doch die dicken Samtpolster dämpften die Geste und ließen ihn wie ein trotziges Band wirken, das seinen Willen nicht bekam.
    Dennoch war es das erste Mal, dass der Achtzehnjährige sich und seine eigene Meinung ins Spiel brachte. Und das nur, weil er einem pummeligen Kammerfräulein verfallen war.
    Weert fand diesen Mann mehr als lächerlich.
    »Wenn Ihr erlaubt, Eure Durchlaucht «, gab er sich untertänig.»Welch unnötige Probleme mit der Verwandtschaft wird es geben, wenn Ihr nun ein anderes Mädchen schickt! Immerhin stammen Eure Stiefmutter wie auch Eure Gattin aus dem Hause Bayreuth, da sollte man die Beziehungen pflegen, statt sie unnötig zu reizen. Insbesondere so kurz vor dem Begräbnis Eures seligen Vaters. Überlegt doch, selbst die Stiefmutter würde verärgert sein über diese Änderung, schließlich hat die Fürstin sich zuvor sehr wohl Gedanken gemacht, wen sie an ihre verehrte Schwägerin empfiehlt.«
    Der Fürst verkniff den Mund nur noch mehr, verschränkte demonstrativ die Arme und blickte Weert feindselig an.
    »Eure Durchlaucht … « Weert räusperte sich und änderte seinen Tonfall.»Wir kennen den Grund für Euer Erzürnen. Es geht weniger um den Eingriff in die Personalangelegenheiten als um das Kammerfräulein selbst, ist es nicht so?«
    Brenneysen schaute ihn erschreckt von der Seite an, beugte sich leicht zu ihm hinüber und flüsterte:»Passt auf, Switterts. Der Fürst ist kein Mann, der ein ehrliches Wort hören will.«
    Nun schien auch die bislang wie leblos dasitzende neue Fürstin zu erwachen.»Was erdreistet sich dieser Dahergelaufene?«
    Doch der Fürst beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Knie und hieß seine Gattin mit einem Zischlaut verstummen.»Und wenn es so wäre?«
    »Ihr habt doch eine Leidenschaft für das Theaterspiel. Besonders die romantischen Komödien begeistern Euch, wenn das Hoftheater zu Besuch ist, oder nicht?«
    Der Fürst antwortete nicht. Stattdessen keifte seine Gemahlin:»Mischt er sich nun auch noch in unsere fürstlichen Amüsements ein?«
    »Die Liebe ist eine wunderbare Sache, Fürst Carl Edzard «, fuhr Weert unbeirrt fort und tat einen großen Schritt auf den Thron zu. Carl Edzard sollte sehen, dass er ihm zwar Respekt zollen, aber nicht bedingungslos vor ihm kuschen wollte.»Und glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede. Auch ich bin ein durch und durch gefühlvoller Mann. Und es schmerzt, wenn einem das Liebste entzogen werden soll.«
    Brenneysen bekam einen scheußlichen Hustenanfall.
    »Aber neben der Liebe für eine Frau sollte ein Fürst auch die Liebe zu seinem Land fühlen. Und das tut Ihr gewiss, Eure Durchlaucht, so wie alle Cirksena ihr Heimatland geliebt haben.«
    »Kommt auf den Punkt «, forderte Carl Edzard.
    »Es geht doch nur um einen Thronfolger, Eure Durchlaucht. Wenn Ihr stets an dieses Mädchen denkt, dann wird es Euch unmöglich sein, einen ehelichen Sohn zu zeugen. Und es wäre schade um Euer Land, wenn es nach Eurem Ableben – möge der Allmächtige dieses Schicksal noch lange hinauszögern – in die Hände der Preußen fiele.« Weert holte noch einmal tief Luft.»Nur darum geht es uns, Eure Durchlaucht. Versteht Ihr mich?«
    Weert wusste, er war dem Fürsten jetzt ausgeliefert. Wenn er Pech hatte, entzog ihm der Monarch mit sofortiger Wirkung alle Ämter. Aber wenn er Glück hatte, war es ihm gelungen, einen Weg zum Verstand des Herrschers gefunden zu haben und in dessen Gunst gestiegen zu sein. Doch Carl Edzard war wie erstarrt, er reagierte weder auf die eine noch auf die andere Weise. Stattdessen regte sich nun seine Gattin.
    »Jetzt verstehe ich die ganze Aufregung «, erklärte sie. Und – Weert hatte Glück – ein Lächeln lag auf ihren Lippen, wenngleich es ein zynisches war.»Jetzt verstehe ich auch, warum mein verehrter Gatte sich mir gegenüber stets so – wie soll ich es ausdrücken? –, so reserviert verhalten hat.« Sie erhob sich von ihrem Stuhl und ging auf Weert zu. In ihren Augen funkelte es. Zwar war sie erst zwanzig Jahre alt, genau wie Weert, doch ihr Blick war der einer Frau, die genau wusste, was sie tat.»Ihr müsst schon entschuldigen, ich

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