Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
als eine eisige halbe Stunde gedauert.
»Nun?«
»Euer Gnaden«, sagte der Spezialist undeutlich, weil seine blauen Lippen vor Kälte zitterten, »dieses Gerät, von uns vor drei Jahren hergestellt, ist bisher nur vor einem Jahr einmal geöffnet worden. Die Ecum-Patrone wurde am selben Datum eingesetzt; wir haben sie soeben ersetzt, denn sie liefert Energie für etwa zwei Jahre. Wir versichern Ihnen, notfalls unter Eid, dass jede Manipulation von Dritten ausgeschlossen ist, also nicht durchgeführt wurde. Wie die TTT behaupten kann, dass der Sender nicht gesendet hat, ist uns schleierhaft.«
Langsam ging die Gruppe in die Richtung des Schiffes, gebückt gegen den starken Wind. Der Fachmann musste schreien.
»Ihre Vermutung, dass die Abwesenheit von Mister Malinowski etwas mit einer Reparatur oder einer Neuaufstellung zu tun haben könnte, ist irrig. Tut mir leid – das ist alles, was ich als Sachverständiger der Firma Sheepwatcher sagen kann. Ich hoffe, Sie glauben mir?«
»Fünfzig Prozent. Auf der anderen Hemisphäre des Planeten wartet noch das andere Gerät. Das Urteil des Gerichts wird erst nach dessen Inspektion gefällt werden.«
Nacheinander stiegen sie über die steile Rampe in die warme Luftschleuse und zurück ins Schiff. Die Gardisten hatten Text und Bild mitgeschnitten und die Düsen warm gehalten. Das Schiff startete, hetzte durch die Lufthülle und produzierte mächtige Schallknalle, von denen die Herden der Wildtiere aufgescheucht wurden und landete auf dem entgegengesetzten Pol. Die gleiche Prozedur ergab nach knapp einer Stunde das gleiche Ergebnis. Peet stand zufällig neben dem Richter und sah zu, wie der ältere Spezialist sich aufrichtete, in die Aufnahmelinsen des Dokumentationsrobots blickte und denn den Vorsitzenden ansah.
»Kein Anlass für Ihre Befürchtungen. Ich erkläre, dass alles in Ordnung ist.« Er hielt die halbleere Ecum-Patrone in die Höhe. »Keine Manipulation. Ganz nebenbei, Mister Malinowski – wie kann ich meine Kosten verrechnen?«
Peet deutete grinsend auf den Vorsitzenden.
»Halten Sie sich an den Gerichtshof der Äußeren Sterne , Mister, der seinerseits die Firma TTT in Zahlungspflicht nehmen wird, glaube ich.«
Die Männer, augenscheinlich viel entspannter als vor einem halben Tag, gingen langsam zum Schiff zurück. Ein Schneeschauer wirbelte über den stahlhart gefrorenen Boden. Peet stolperte, drehte sich um die eigene Achse und stürzte schwer auf den Geröllboden. Er rollte herum und versuchte sich aufzurichten, kam schließlich auf die Füße. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er starrte kopfschüttelnd zu Boden und wischte über sein Gesicht. Sein Handschuh war blutig. Ein Scout versuchte ihn zu stützen und sagte:
»Verdammt rutschige Stelle hier, Sir.«
»Kann man sagen«, murmelte Peet, hinkte zum Schiff und stapfte kommentarlos zu seiner Kabine. Er wählte eine TriâVisoverbindung und sagte, als Teanes schmales Gesicht auf dem Bildschirm erschien:
»In Ausübung meines schweren Dienstes für das Wohl der Händler bin ich gestrauchelt und brauche deine zärtlichen Finger und Verbandszeug oder so.«
Sie nickte und sah ihn erschrocken an; vom Haaransatz lief ein schmaler Blutstreifen über sein Gesicht. Sie hob beide Hände und flüsterte:
»Augenblicklich, mein Lieber.«
Peet ließ in einer schnellen Bewegung einen fingergroßen, schimmernden Gegenstand in den Abfallkonverter fallen. Es gab ein scharfes Knacken, und der Gegenstand wurde in seine Moleküle zerfetzt. Dann zündete sich Peet eine Zigarette an und streckte sich im Kontursessel aus. So fand ihn Teane: Halb schlafend, in den Fingern ein verkohltes Expeditions-Zündholz und eine brennende Zigarette zwischen den blutverkrusteten Lippen.
Der Ausgang des gesamten Verfahrens verlief in vorhersehbaren Bahnen und ging mit unbürokratischer Geschwindigkeit vor sich. Die Cromwell Impala II startete, ging in den Hyperraum, und in einer improvisierten, aber beeindruckenden Zeremonie führte der Vorsitzende des Gerichts die Verhandlung zu Ende und fällte sein Urteil. Sinngemäß lautete es: Das Oberste Gericht der Äußeren Sterne beschließt als einzige und letzte Instanz in Sachen Terra Travel Tourism versus Stellare Freihändler folgendes Urteil: ›Die Anklage hat sich im Lauf der exakten Ermittlungen als haltlos erwiesen. Das Gericht befindet, dass die TTT für sämtliche Aufwendungen, Schäden, Verdienstausfälle, Gerichts- und Anwaltskosten sowie die Kosten des
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