Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
den Eingang und blickte in die fremden Sterne. Sie würde morgen ihren ersten Urlaubstag auf ihre Weise genießen; Peet spielte in ihrer Planung eine bemerkenswert geringe Rolle.
Nachdem die Fanfaren und der Lärm verklungen waren, den ein halbes Hundert Männer beim Aufstehen, Waschen und Frühstücken gemacht hatten, erschienen die Jäger in Jagdkleidung und bewaffnet auf dem Platz vor den Gleiterunterständen. Peet kam aus seiner Unterkunft und brüllte:
»Freunde! Es geht los! Zuerst die Gleiter bereitmachen.«
Die Gleiter wurden einzeln bemannt und noch einmal gecheckt. Je fünf Jäger schnallten sich in den Sitzen fest. Die Männer trugen dunkle Brillen, Tropenhelme, unzerstörbare Jagdkleidung und Ecum-Patronen in breiten Gürteln über der Brust. Peet ordnete an:
»Jeder Gleiter schießt heute nur ein einziges Tier, und keinesfalls in der Nähe des Lagers. Wir treffen uns genau um Mittag am Punkt 17 der Karten. Klar?«
Er schwang sich in den Kommandogleiter und nickte jener Besatzung zu, die er selbst aus den Zuverlässigsten zusammengestellt hatte.
»Bei jeder Gelegenheit, die euch sonderbar, merkwürdig oder gar gefährlich vorkommt, sofortiger Kontakt mit mir! Die Geräte habt ihr kennen gelernt.«
»Verstanden.«
In langer Reihe schwebten die Gleiter aus dem Dörfchen hinaus und verteilten sich, fünfzehn oder zwanzig Meter über dem Boden, in alle Richtungen. Es war, ganz plötzlich, als breite sich der Reichtum an Leben aller Art, vom Farn bis zum sechsbeinigen Saurier, unter dem Morgenhimmel vor den zukünftigen Nimrods aus. Peet steuerte seinen Gleiter hinüber zu jener Maschine, in der er die professionellen Jäger wusste. Er hob die Hand; Sekunden später schwebten beide Schalen nebeneinander. Peet rief die Jäger an:
»Ich habe einen Vorschlag, Männer, den ich nur einmal preisgebe. Es muss völlig unter uns bleiben. Einverstanden?«
»Wir halten dicht, Chef.«
»Für die nächsten hundert Raumschiffladungen voller Jäger brauchen wir gute Männer, die sich trauen, meinen Job zu übernehmen. Gute Bezahlung, viel Verantwortung! Einige andere Urlaubsplaneten sollen gerade erforscht und für l.c.i. ausgestattet werden, sogar für Hobbyfischer. Wer hat daran Interesse?«
Fünf Hände hoben sich; einige in dünnen Lederhandschuhen.
»In Ordnung.« Peet trug wieder die Kleidung, in der er pseudonutria borealis gejagt hatte. »Heute Nacht um zehn in meinem Luxusbungalow. Und jetzt suchen wir uns einen alten, scharfzähnigen Tyrannosaurus rex. Gibt nichts Schöneres.« Er hob seine Saurierbüchse. »Mir nach! Bitte nur feuern, wenn ihr sicher seid – wir sind Jäger, keine Metzger!«
Über ihnen kreisten vierflüglige Wesen, die Pteranodonten glichen. Aus großer Entfernung hörte man Schüsse. Die Gleiter stoben los, bis Peet einen jagenden Ma’Stogham-Saurier entdeckte.
Clarity hatte auf dem dünn begrünten Dach ihrer Unterkunft einen Sonnenschirm aufgestellt und das Badetuch über ihre Nongrav-Matratze gebreitet. Aus einem Recorder klang Nomadenmusik aus den Tälern der Warak-Kabiine-Berge, durch ein Sinfonieorchester veredelt. Claritys exquisiter Körper glänzte von Sonnenöl, sie hatte das goldblaue Haar im Nacken zusammengerafft und las, während sie sich in der Vormittagssonne ausstreckte, genussvoll Texte von Baudelaire; Fleurs du Mal aus dem Jahr 1857. Sie unterbrach die Lektüre – sie las die ›Blumen des Bösen‹ in der Originalsprache – und holte sich ein Glas kalten Roséwein. Sie war völlig allein, abgesehen von schillernden Fliegen, Libellen und großen Schmetterlingen.
»Sur le lit, le tronc nu sans scrupules étale ...« , las sie und erfreute sich am Klang ihrer Stimme: »... dem Bett gibt der nackte Rumpf sich gänzlich preis in der verborgenen Pracht und unheilvoller Schönheit, von der Natur ihm verliehen ...«
Stundenlang sonnte sie sich, saugte Wärme und Klänge in sich auf, erfreute sich am Wein und der gewaltigen Ruhe, die sie umgab; es war, dachte sie, doch richtig gewesen, den Urlaub in der Einsamkeit des Urplaneten zu verbringen. Später warf sie sich ein Jäckchen um, ging hinunter, stellte sich auf dem Platz unter die kalte Dusche und schlief, vom Rauschen des Mittagswindes in den Zweigen des Baums beruhigt, in ihrem verdunkelten Kunststoffhäuschen ein.
Zwei Kilometer vor Peets Gleiter tauchte aus einem Palmettowäldchen ein Tyrannosaurus auf. Er sah aus wie ein schuppenhäutiges, schwarzes, denaturiertes Känguru mit vier
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