Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
stählernen Taue strafften sich; die Eigenbewegung der Lancelot verlangsamte sich, als die Winschen anliefen. Weitere Haltetaue wurden befestigt, und es gelang der Besatzung des ersten Beibootes, einen Brand mit klebrigem Schaum zu löschen.
Nach zweistündigen Manövern wurde der Havarist, dessen Brände eingedämmt zu sein schienen, in die größtmögliche Nähe der Heckschleuse gezogen. Die nächste Stufe der Rettungsaktion lief an; die Gäste spürten eine bisher nie gekannte Erregung, als sie die schwarzen Spuren und die ausgeglühten Stellen am ehemals weißen Rumpf der Lancelot im Licht der Landescheinwerferbatterien sahen.
»Lassen Sie uns an Bord!«, schrie der Funker. »Wir haben Energiebrand im Cockpit!«
Die fugenlos scheinenden Außenelemente der Schleuse glitten lautlos auseinander ...
Vorübergehend vergaß Peet Malinowski seine gesellschaftlichen Verpflichtungen. Er dachte an die Konsequenzen des gemeinsamen Vorgehens, rekapitulierte sämtliche Vorfälle und Daten, rechnete den finanziellen Aufwand aus und wartete auf das Ergebnis der Unterhaltung zwischen Anson Nadoor und Rut Deadra-Pum. Die Untersuchung der seltsamen Amulette vom Planeten Ma’Stoghams im wissenschaftlichen Zentrum der Raumgarde war noch nicht abgeschlossen: Das Metall war eine ungebräuchliche Legierung, und auf dem Planeten waren keine weiteren Spuren ehemaliger kosmischer Besucher gefunden worden. Anson hatte bei Rut Deadra eine beeindruckende Szene erlebt; sie gestand alles und beteuerte ihrem Chef, niemals wieder rückfällig zu werden. Anson hatte eine bedingte, fristlose Kündigung ausgesprochen und jenen Aufsichtsrat der TTT angerufen, der die Kreditstreifen der Bestechungssummen freigab. Das Gesicht des Aufsichtsrats, Besitzers einer ›fliegenden Baufirma‹, auf Plakaten in TTT-Büros ausgestellt, hätte eine Massenflucht ausgelöst. Man einigte sich in scheinheiliger Freundlichkeit. Also, versicherte Nadoor, blieben die Geschäftsgeheimnisse von l.c.i., was sie bisher gewesen waren: Geheimnisse. Und nun, so kamen Peet und Anson überein, spannen sie die Fäden der Großen Einmaligen Racheaktion gegen die TTT, mit viel Phantasie und einer blitzschnellen Rundum-Benachrichtigung der Freunde mit jenen Geräten, die Fürst ral Roborgh in den ersten Tagen ihrer Vereinigung auf Kestrel kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Archivar Kruckberg hatte seine fürstlich hohe Auskunftsprämie bekommen, und Leutnant Cassegert unterschrieb seine Bankaufträge. Auch Peet wies seine Bank an, zu einem bestimmten Datum unter bestimmten Umständen die bewussten TTT-Anteilscheine zu kaufen. Nun galt es, alle Maßnahmen zeitlich perfekt zu koordinieren; darin waren die interstellaren Händler und deren Sekretärinnen wahre Meister.
Aus der beschädigten Lancelot quollen Raumfahrer in rußgeschwärzten Anzügen. Fast jeder trug eine raumfeste Tasche oder einen Raumkoffer. Als die Geretteten den Bereich zuverlässiger Schwerkraft erreicht hatten, rannten sie in alle Richtungen auseinander. Niemand zählte sie, aber es waren mehr als vier Dutzend, aus deren Anzuglautsprechern die Notrufe eines Funkers hallten. Ein durchdringender Geruch nach kaltem Rauch breitete sich aus. Das kleinere Schiff, aus dessen offenen Luken plötzlich wieder Rauch quoll, zerrte an den Haltetauen und begann zu taumeln. Der Kapitän verließ den Sessel, als die ersten Geretteten auf der Brücke erschienen und er sich in den einseitig verspiegelten Visierscheiben sehen konnte.
Die Flüchtenden setzten die Taschen ab, entnahmen ihnen seltsam geformte Teile und setzten sie blitzschnell zu kurzläufigen Energiewaffen zusammen. Einige Schüsse fauchten auf, und ebenso viele Besatzungsmitglieder sackten, von Lähmgeschossen getroffen, auf der Stelle zusammen. Das Hilfegeschrei des Funkers riss ab. Eine Stimme, aus der unverhüllte Drohung sprach, hallte durch die Schiffskorridore.
»Das ist ein Überfall der weißen Piraten, Kapitän Kruun Bergh!« Ein Pirat glitt zum Steuerpult und betätigte eine Reihe Schalter. »Wir schonen Menschenleben, aber wir werden im Zweifelsfall wenig Rücksicht nehmen. Bleiben Sie von den Instrumenten weg – es dauert nicht lange.«
Unter dem infernalischen Heulen der Sirenen schlossen sich einzelne Schotts. Andere öffneten sich und teilten das Schiff in einzelne Bereiche. Der Kapitän sah ein, dass Widerstand zwecklos wäre, baute sich vor einem Piraten auf und donnerte:
»Das werden Sie bereuen! Die Garde wird Sie verfolgen
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